| # taz.de -- Kommentar Opel in Bochum: Arbeitslose kaufen keine Neuwagen | |
| > In Europa gibt es weniger Autokäufer – ein Umstand der auch andere | |
| > Autobauer bedroht. Opels Niedergang liegt aber vor allem an | |
| > Managementfehlern. | |
| Bild: Ford hat, ebenso wie GM, 2012 in Europa einen Verlust von etwa 1,8 Millia… | |
| Der Niedergang des Autobauers Opel basiert zunächst auf einer langen Kette | |
| von Managementfehlern. Zuerst brach nach massiver Lohn- und | |
| Stückkostendrückerei bei Beschäftigten und Zulieferern die Qualität ein. | |
| Dann mangelte es dem Hersteller schlicht an begehrten Modellen. Nur mit dem | |
| ökologisch fragwürdigen, beim Publikum aber beliebten Geländewagen Frontera | |
| hatte Opel bis 2003 die Nase vorn. Danach flog der Wagen aus dem Programm – | |
| über Jahre ersatzlos. | |
| Zudem aber ist der Autobauer ein Opfer der globalen Strategie seiner | |
| eigenen US-Konzernmutter General Motors (GM): Zwar scheint die | |
| Fahrzeugqualität mittlerweile wieder zu stimmen, zwar hat Opel mit dem | |
| Mini-SUV Mokka wieder einen Renner im Programm, auf den Käufer ein halbes | |
| Jahr warten müssen – produziert wird der Wagen aber in Südkorea. | |
| Den europäischen Opel-Werken jedoch fehlen aufgrund des Verbots der | |
| Detroiter GM-Zentrale, Autos in nennenswerter Zahl auch außerhalb Europas | |
| verkaufen zu dürfen, wichtige Märkte wie China. Dort setzt GM auf andere | |
| Konzernmarken wie etwa Chevrolet. Doch neue Märkte wären bitter nötig, um | |
| der Absatzkatastrophe vor allem in Südeuropa zu trotzen: In Frankreich ist | |
| der Autoverkauf im September um fast 18, in Italien um mehr als 25 und in | |
| Spanien sogar um dramatische 36 Prozent eingebrochen. | |
| Bedrohlich ist das nicht nur für Opel, wo der Absatz um über 16 Prozent | |
| abstürzte, sondern für alle Massenhersteller preiswerter Klein- und | |
| Mittelklassewagen: Renault verkaufte fast 30 Prozent weniger Autos, Fiat | |
| fast 20, Peugeot/Citroen fast zehn Prozent. Ford ist schon einen Schritt | |
| weiter: Dort ist die Schließung von drei Werken mit über 5.000 | |
| Beschäftigten in Belgien und Großbritannien bereits beschlossene Sache. | |
| ## Die ersten Krisenopfer | |
| Grund für die Krise der europäischen Autoindustrie insgesamt ist die | |
| Austeritätspolitik, mit der die deutsche Bundesregierung die Krisenstaaten | |
| Südeuropas nach der Finanz- und Schuldenkrise auf Kurs bringen will. Denn | |
| die stützt zwar die Vermögen der Besitzenden, stürzt aber Millionen | |
| ArbeitnehmerInnen in Armut: Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte | |
| Menschen kaufen keine Neuwagen. Die Bochumer Opel-FacharbeiterInnen sind | |
| damit die ersten wirklichen Opfer der Eurokrise in Deutschland. | |
| Den Beschäftigten in der Bundesrepublik, die wie von der Bundesregierung | |
| gewünscht glaubten, die Folgen der europäischen Austeritätspolitik bekämen | |
| nur andere zu spüren, sollte das eine Warnung sein. Opel ist nicht allein: | |
| Schon heute melden immer mehr Firmen wie der Autozulieferer Bosch oder der | |
| Stahlhersteller ThyssenKrupp Kurzarbeit an. Europas Wirtschaftskrise kommt | |
| in der Bundesrepublik an. | |
| 10 Dec 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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