# taz.de -- Das Kirchentagsgelände: Einst umkämpftes Areal am Hafen | |
> Für viele Hamburger ist der Kirchentag nichts Neues. Bereits zweimal fand | |
> die religiöse Laienversammlung an den historischen Wallanlagen statt. | |
Bild: War früher zollfreies Gelände: die Hafencity in Hamburg | |
Wie fein die Stadt Hamburg für die Kirchentagsbesuchenden ausgebreitet wird | |
– auf dem Plan, den diese mit dem schwergewichtigen Programmbuch in die | |
Hand bekommen. Von 18 Uhr an wird der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag | |
rund um die Binnenalster, in der Innenstadt, vor allem aber am Hafenrand | |
eröffnet. Glocken werden läuten, Schlepper ihre Laute über die Elbe tröten | |
– überall wird man Massen an Menschen sehen. | |
Der Nichtgläubige, an Evangelischem Desinteressierte könnte von einer | |
fünftägigen Migration denken, die sich über die Metropole hermacht. Für die | |
meisten Hamburger aber wird der Kirchentag ein Ereignis sein, dass er und | |
sie schon kennen. [1][Zuletzt fand 1995 rund um das Messegelände an den | |
historischen Wallanlagen ein Kirchentag statt]; 1981 ebenso, damals im | |
Zeichen der Friedensbewegung, als sich am vorletzten Tag eine monströse | |
Peace-und-Understanding-Parade durch die Stadt des Treffens zog. | |
Auf den Wegen von der Alster und der abends nie belebten Innenstadt zur | |
Elbe hin fällt bereits auf, dass die Feierlichkeiten zur Eröffnung auf | |
umkämpftem Terrain stattfinden. Dort, wo die Hafencity liegt, war einst | |
zollfreies Ausland – und in diesem die Speicherstadt, die Ende des 19. | |
Jahrhunderts angelegt wurde. | |
Das war nur möglich, indem Tausende von Hafenrandbewohnern zur Umsiedlung | |
gezwungen wurden. Aus den nach Hafenumsätzen schreienden Bereichen sollten | |
die Leute raus – ein frühes Beispiel für Heimatlosigkeit durch | |
Gentrifizierung. Das Bild hier hat historische Qualität. Es zeigt eine | |
Straßenbarrikade an den Landungsbrücken im November 1987 – es war die Zeit | |
der härtesten Kämpfe um den Bestand der Hafenstraßenhäuser. | |
Ein höchst erfolgreiches Fest der Autonomen mit militanten Verläufen, ein | |
beinharter Kampf auch gegen die sozialdemokratisch-christdemokratischen | |
Patrizier im Rathaus im Bund mit der Springerpresse. Heutzutage ist das | |
Ensemble der alten Gründerzeithäuser fast das einzige Stück Architektur an | |
dieser Ecke, das nicht von der stadtplanerischen Hafenrandkosmetik | |
aufgehübscht werden konnte. Was sonst dort inzwischen gebaut wurde – | |
Ideenlosigkeiten in Beton, eine Riege an Leblos-Repräsentativem. | |
30 Apr 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.kirchentag.de/das-ist-kirchentag/archiv/seit-1989/1995-hamburg.h… | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
## TAGS | |
Kirchentag 2023 | |
Hafencity | |
Hamburg | |
Kirchentag 2023 | |
Kirchentag 2023 | |
Flüchtlinge | |
Kirchentag 2023 | |
Kirchentag 2023 | |
Wolfgang Schäuble | |
Kirchentag 2023 | |
Kirchentag 2023 | |
Schwerpunkt 1. Mai weltweit | |
Impulse | |
Kirchentag 2023 | |
Kirche | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Speicherstadt ist Weltkulturerbe: „Das ist ein großer Tag für Hamburg“ | |
Die Zeichen standen gut, trotzdem blieb es spannend bis zum Schluss. Jetzt | |
hat Hamburg mit der Speicherstadt und dem Kontorhausviertel sein erstes | |
Weltkulturerbe. | |
Gemeindereform in der Prignitz: Blandikow im Widerstand | |
In der Prignitz sollen Dorfpfarrer abgeschafft und kleinere Orte zu einer | |
Großgemeinde „zwangsfusioniert“ werden. Die Wut darüber wächst. | |
Stadtentwicklung auf dem Kirchentag: In der Mitte wird es eng | |
Wie sieht das Zusammenleben in den Städten der Zukunft aus? Wohnraum wird | |
knapper und die soziale Durchmischung nimmt ab. | |
Kirchenasyl in Deutschland: Lieber leiser | |
Das Kirchenasyl war einst eine Form des zivilen Protestes gegen die | |
Abschiebung von Flüchtlingen. Heute bedeutet es in erster Linie Diplomatie. | |
Events und Highlights am Donnerstag: Schule, faire Gehälter und das Netz | |
Die taz-Redaktion ist auf dem Kirchentag in Hamburg angekommen und hat sich | |
umgeschaut. Hier sind unsere Veranstaltungstipps für den Donnerstag. | |
Glaube und Demenz: Textlastigkeit kommt nicht gut an | |
Demenzkranke haben kaum Zugang zu Spiritualität. Mittlerweile entwickeln | |
beide Kirchen Konzepte um die Betroffenen aus ihrer Isolation zu befreien. | |
Beginn des Kirchentags 2013: Jede Menge Zündstoff zur Debatte | |
Zentrale Themen des Kirchentags sind der interkulturelle Dialog, Inklusion | |
und verantwortungsvolles Wirtschaften. Gestritten werden soll auch – aber | |
nur sachlich. | |
Alternative Bibelkunde – 2. Folge: In guten, schlechten Tagen | |
Die Krone des Lebens ist eine Freiheit zur Treue, die man einander schenkt. | |
Gerade weil das Treusein zu den fragilsten Tugenden der Moderne zählt. | |
Events auf dem Kirchentag: Trinken, Lieben, Jesus-Mantren | |
Fünf Tage Programm, unzählige Veranstaltungen: Es ist schwer, da den | |
Überblick zu behalten. Hier sind vier Vorschläge der taz-Redaktion. | |
Gerbrauchsanweisung 1. Mai in Hamburg: Vier Bier für ein Hallelujah | |
Der Start des KirchentagS geht nahtlos in die traditionellen Maikrawalle in | |
Hamburgs Schanzenviertel über. Ein kleiner Überblick. | |
34. Kirchentag in Hamburg: Soviel wir brauchen | |
Kirchentage haben oft ein freundliches Antlitz. Dennoch sind sie | |
Impulsgeber für eine andere Politik. Die taz ist für Sie in Hamburg dabei – | |
fast rund um die Uhr. | |
Sonntaz-Streit: „Eitle Autoritätsposen“ | |
Muss sich die Kirche mehr in gesellschaftlichen und politischen Fragen | |
einmischen? Der Theologieprofessor Friedrich Wilhelm Graf findet: Nein. | |
Der Sonntaz-Streit: Soll sich Kirche stärker einmischen? | |
Kritiker sehen eine Entpolitisierung der Kirchen. Sie seien zu sehr mit | |
sich selbst beschäftigt und zu wenig mit Politik. Ein sonntaz-Streit zum | |
Kirchentag. | |
Kultur-Protestantismus: Bei Luthers unterm Sofa | |
20 Millionen Menschen starben, damit Luther seine Haushälterin heiraten | |
konnte. Wie der Erfinder des schlechten Gewissens noch heute selbst den | |
Alltag von Ungläubigen beeinflusst. |