# taz.de -- Deutschlands Zuwanderer bleiben nicht: Erstmal nur gucken | |
> Deutschland verzeichnete 2011 den stärksten Zuwachs an Migranten unter | |
> den OECD-Staaten. Doch nur wenige Zuwanderer bleiben länger als ein Jahr. | |
Bild: Viele Migranten kommen nicht, um zu bleiben. | |
BERLIN taz | Deutschland hat den stärksten Anstieg von Migranten unter den | |
34 OECD-Mitgliedsstaaten – aber viele Zuwanderer gerade aus den | |
südeuropäischen Krisenländern kehren dem Land nach kurzer Zeit wieder den | |
Rücken. „Diese Leute machen ein paar Gelegenheitsjobs und finden dann doch | |
nicht das, was sie erhofft hatten“, sagte Migrationsexperte Thomas Liebig | |
von der [1][Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und | |
Entwicklung] (OECD) am Donnerstag. | |
In den vergangenen Jahren ist nur jeder zweite der eingewanderten Griechen | |
und Portugiesen länger als ein Jahr hier geblieben, unter den Rumänen und | |
Spaniern war es sogar nur jeder dritte, der nicht vor Jahresfrist das Land | |
wieder verließ. Oft seien Sprachprobleme die Ursache, so Liebig. Die | |
Bedeutung der deutschen Sprache bei der Integration in Arbeit sei lange | |
unterschätzt worden. | |
Knapp 300.000 Migranten kamen im Jahr 2011– jüngere Vergleichszahlen liegen | |
nicht vor – aus den OECD-Ländern nach Deutschland. Das waren 68.000 mehr | |
als im Vorjahr, geht aus dem Internationalen Migrationsausblick 2013 der | |
OECD hervor. Doch trotz des Anstiegs an Zuwanderern steht Deutschland als | |
Zielland erst an fünfter Stelle. Die USA, Spanien, Großbritannien und | |
Italien zogen mehr Einwanderer an. | |
Aus den europäischen Krisenländern kamen 78.000 Migranten nach Deutschland. | |
Auch in dieser Gruppe lag Großbritannien weiterhin als Zielland vorn, was | |
auch mit der englischen Sprache zu tun haben dürfte. | |
## Negative Bilanz | |
Der Migrationsausblick beschäftigte sich auch mit den finanzpolitischen | |
Folgen der Zuwanderung. Dabei errechneten die Statistiker Nettozahlen aus | |
eingezahlten Steuern und Sozialbeiträgen unter Abzug der in Anspruch | |
genommenen Leistungen. Laut der Erhebung zeigte sich unter den Migranten in | |
Deutschland dabei ein leicht negativer Effekt – das heißt, die gewährten | |
Leistungen übersteigen die Einzahlungen. | |
Diese negative Bilanz liegt vor allem an der Altersstruktur der | |
Einwanderer, unter denen sich auch viele ältere Spätaussiedler befinden. | |
Rechne man die Menschen im Pensionsalter heraus, so ergebe sich für die | |
Zuwanderer eine leicht positive Nettobilanz, erklärte Liebig. | |
Positiv entwickelt sich laut OECD-Bericht die Arbeitsmigration: Die | |
Beschäftigungsquote der Migranten in Deutschland stieg in den Krisenjahren | |
zwischen 2008 und 2012 um 5 Prozentpunkte und damit stärker als die der | |
Nichtzuwanderer in Deutschland. Die Neumigranten heute seien im Schnitt | |
besser ausgebildet als die in Deutschland Geborenen, erklärte Liebig. | |
Dennoch forderte er unter anderem die leichtere Anerkennung von | |
Berufsabschlüssen aus dem Ausland. | |
13 Jun 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.oecd.org/migration/migrationpickingupbutrisingunemploymenthurtin… | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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