# taz.de -- Merkel und Integrationsgipfel: Willkommen im Kanzleramt | |
> Beim Integrationsgipfel wirbt Angela Merkel für Zuwanderung. Unternehmer | |
> mit Migrationshintergrund sollen gleiche Chancen haben. | |
Bild: Im öffentlichen Dienst müsse der Anteil von Migranten steigen, so Merke… | |
BERLIN taz | Eine Exportnation wie Deutschland brauche Fachkräfte aus aller | |
Welt, stellte Angela Merkel am Dienstag nach dem Integrationsgipfel klar. | |
Einwanderung sei deshalb „Chance und Bereicherung“, sagte sie auf der | |
abschließenden Pressekonferenz. Doch Unternehmer ausländischer Herkunft | |
litten oft unter einer „strukturellen Benachteiligung“, etwa bei der | |
Kreditvergabe. Im öffentlichen Dienst müsse der Anteil von Migranten | |
steigen. | |
Beim sechsten Integrationsgipfel im Kanzleramt ging es um die Zuwanderung | |
aus den EU-Staaten des Südens und die Chancen von Migranten auf dem | |
deutschen Arbeitsmarkt. Angela Merkel nutzte diesen Anlass, um ein selten | |
klares Bekenntnis zur Einwanderung auszusprechen. | |
Die [1][Krise in Südeuropa] und die EU-Osterweiterung haben Deutschland | |
einen Zuwanderungsboom beschert: Mehr als eine Million Menschen sind im | |
vergangenen Jahr hierher gezogen, so viele wie seit 1995 nicht mehr. Die | |
meisten von ihnen sind gut qualifiziert – sogar besser als die deutsche | |
Durchschnittsbevölkerung, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung jüngst | |
ermittelt hat. | |
Jörg Dräger vom Stiftungsvorstand warnte jedoch, sich auf dieser | |
Entwicklung auszuruhen: „Deutschland ist vor allem für Nicht-EU-Ausländer | |
zu unattraktiv.“ Nur eine kleine Minderheit der Neuzuwanderer käme von | |
außerhalb der Europäischen Union. „Es kommen zu wenige, und die wenigen | |
bleiben nicht lange genug“, so Dräger. | |
## Ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild | |
FDP-Wirtschaftsminister Philipp Rösler nutzt das Thema, um sich [2][von | |
seinem Koalitionspartner] abzusetzen, und fordert die [3][doppelte | |
Staatsbürgerschaft] und ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild, um | |
Deutschland für Zuwanderer attraktiver zu machen. Der Deutsche Industrie- | |
und Handelskammertag schlägt außerdem vor, in allen größeren Städten | |
Deutschlands „[4][Welcome-Center]“ für Einwanderer einzurichten, wie es sie | |
zum Beispiel schon in Hamburg gibt. | |
Was die Integration der Migranten betrifft, die schon lange hier leben, | |
legte die Bundesagentur für Arbeit gestern aber dramatische Zahlen vor. | |
Mehr als ein Drittel aller Arbeitslosen in Deutschland stammen demnach aus | |
Zuwandererfamilien, hat eine Umfrage unter mehreren Millionen Menschen | |
ergeben. | |
Auch bei der Integration von Einwanderern in den öffentlichen Dienst liegt | |
Deutschland europaweit ganz weit hinten, wie ein OECD-Vergleich ergeben | |
hat. Die Türkische Gemeinde in Deutschland fordert deshalb, sich eine | |
Zielmarke zu setzen, um den Anteil von [5][Polizisten und anderen Beamten | |
mit Migrationshintergrund] zu erhöhen. Sie hat sogar einen Gesetzentwurf | |
formuliert, den sie Angela Merkel gestern überreichte. | |
Auf einen anderen Aspekt weisen die Kirchen und die | |
Flüchtlingsorganisationen hin. Sie fürchten, das Bundesprogramm für | |
geduldete und bleibeberechtigte Flüchtlinge könnte geplanten Kürzungen zum | |
Opfer fallen. Gerade dieses Programm habe vielen Flüchtlingen erst den Weg | |
in den Arbeitsmarkt eröffnet, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen | |
Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider. Ende März hatte sich auch | |
die Integrationsministerkonferenz für eine Fortsetzung des Programms | |
ausgesprochen. | |
28 May 2013 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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