| # taz.de -- EU-Gipfel: Geld für Jugendliche – und die Briten | |
| > Sechs Milliarden Euro will die EU investieren, um die | |
| > Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Damit der Haushalt steht, werden die | |
| > Briten mit Geld zum Schweigen gebracht. | |
| Bild: Mehr Mobilität fordert die EU: Evangelia Koika aus Griechenland ist scho… | |
| BRÜSSEL dpa/afp | Die Europäische Union kann bis zum Ende des Jahrzehnts | |
| knapp eine Billion Euro ausgeben und steht damit finanziell auf festen | |
| Füßen. Die EU-Staats- und Regierungschefs überwanden bei ihrem | |
| Gipfeltreffen in Brüssel am frühen Freitagmorgen letzte Blockaden. Das | |
| bestätigte Gipfelchef Herman Van Rompuy. „Die Antwort ist positiv“, sagte | |
| der Belgier. Einwände von Großbritannien hatten zuvor für Spannungen bei | |
| dem Spitzentreffen gesorgt. Es wird am Mittag zu Ende gehen. | |
| Einen Ausweg aus dem Budgetstreit fand der Gipfel laut Luxemburgs Premier | |
| Jean-Claude Juncker in Form eines neuen Zugeständnisses an London. | |
| Großbritannien erhält seit 1984 einen Abschlag auf seine EU-Zahlungen, weil | |
| es vergleichsweise wenig von den Agrartöpfen der Union profitiert. Zuletzt | |
| belief sich dieser „Briten-Rabatt“ auf 3,6 Milliarden Euro pro Jahr (2011). | |
| Beschlossen wurde nun, dass London 200 Millionen Euro mehr Rabatt als | |
| bisher bekommen soll, wie Juncker erläuterte. | |
| Mit der Einigung auf den künftigen Finanzrahmen von 2014 bis 2020 in Höhe | |
| von 997 Milliarden Euro haben die Staats- und Regierungschefs auch den Weg | |
| freigemacht, um arbeitslosen Jugendlichen beizustehen. Bereits in den | |
| kommenden beiden Jahren sollen sechs Milliarden Euro fließen – mehr als | |
| bisher in dem Finanzrahmen geplant. | |
| „Die sechs Milliarden zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit stehen nun | |
| in den kommenden zwei Jahren 2014 und 2015 zur Verfügung“, resümierte | |
| Frankreichs Staatschef François Hollande. „Wir wollen das Geld bis Ende | |
| 2015 ausgeben. Dabei sind mir schnelle und einfache Lösungen lieber.“ | |
| ## Günstige Kredite | |
| Kleine und mittlere Unternehmen, die in Europa besonders viele junge | |
| Menschen beschäftigen, will die EU mit Hilfe der Europäische | |
| Investitionsbank (EIB) mit günstigen Krediten unterstützen. Laut | |
| Frankreichs Staatschef François Hollande könnte die EIB in den kommenden | |
| drei Jahren insgesamt 60 Milliarden Euro an Krediten vergeben. Zudem soll | |
| die Mobilität von jungen Arbeitssuchenden und Auszubildenden erhöht werden. | |
| Denn während etwa in Südeuropa Uni-Absolventen auf der Straße stehen, | |
| werden in Staaten wie Deutschland dringend Fachkräfte gesucht. | |
| Europaweit haben mehr als 5,6 Millionen junge Menschen unter 25 Jahren | |
| keinen Job. Besonders schlimm sieht es in südeuropäischen Ländern wie | |
| Spanien und Griechenland aus, wo die Quote bei 56 beziehungsweise sogar | |
| knapp 63 Prozent liegt. Abzuwarten bleibt aber, wie schnell die Beschlüsse | |
| Linderung verschaffen. Das Problem könnten „nicht über Nacht“ gelöst | |
| werden, sagte Van Rompuy. | |
| Da nicht ausgegebene Haushaltsmittel künftig im Budget verbleiben können, | |
| könnte sich der Betrag sogar auf rund acht Milliarden Euro erhöhen, sagte | |
| Van Rompuy. „Wir haben eine soziale Notlage in einigen Mitgliedstaaten“, | |
| warnte EU-Kommissionschef José Manuel Barroso. | |
| Erst am Donnerstagmorgen hatten sich EU-Parlament und die irische | |
| EU-Ratspräsidentschaft unter Vermittlung Barrosos nach monatelangem Streit | |
| auf den Budget-Deal verständigt. Der Finanzrahmen ist vor allem nötig, um | |
| Planungssicherheit für die mehrjährigen EU-Programme zu gewährleisten, | |
| beispielsweise in der Regional- oder Forschungsförderung. | |
| ## Das britische Problem | |
| Juncker sagte, dass sich an den zusätzlichen 200 Millionen Euro Nachlass | |
| für London alle Mitgliedstaaten beteiligen würden. Staaten wie Frankreich, | |
| die dadurch besonders belastet würden, „werden mehr Geld erhalten, was die | |
| Finanzierung des Kampfes gegen die Jugendarbeitslosigkeit betrifft“. | |
| Der dienstälteste EU-„Chef“ stellte klar, das sich das britische Problem | |
| bereits im Februar ergeben habe, als sich die EU-Staaten untereinander auf | |
| den Finanzrahmen geeinigt hatten. Laut Teilnehmern wurde die | |
| Februar-Vereinbarung nun für London endgültig abgesichert. Großbritannien | |
| pocht darauf, keine Einbußen beim Rabatt hinnehmen zu müssen. | |
| Dazu erklärte Kanzlerin Merkel: „Es wurde im Februar vereinbart, dass der | |
| sogenannte Briten-Rabatt berechnet wird wie immer. Und das hat Folgen für | |
| andere, über die Folgen haben wir heute gesprochen und da ist eine | |
| zufriedenstellende Lösung gefunden worden, mehr am Rande des Rates als im | |
| Plenum.“ Insgesamt zeigte sich die Kanzlerin mit den Ergebnissen des | |
| Gipfels zufrieden. | |
| 28 Jun 2013 | |
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