# taz.de -- Spaniens Regierungspartei: Ex-Schatzmeister in U-Haft | |
> Luis Bárcenas soll zwischen 1990 bis 2009 mindestens 48 Millionen Euro in | |
> die Schweiz geschafft haben. Mit gefälschten Papieren wollte er sich | |
> entlasten. | |
Bild: Fälschte Papiere: Luis Bárcenas erscheint am Donnerstag vor Gericht in … | |
MADRID taz | Der ehemalige Schatzmeister der spanischen, konservativen | |
Regierungspartei Partido Popular (PP), Luis Bárcenas, sitzt seit Donnerstag | |
Abend in Untersuchungshaft. Der Mann, der von 1990 bis 2009 die | |
Parteikassen verwaltet, soll illegale Spenden eingetrieben, unter der Hand | |
Zuwendungen an hohe Parteimitglieder bis hin zu Regierungschef Mariano | |
Rajoy verteilt und mindestens 48 Millionen Euro in die Schweiz geschafft | |
haben. | |
Weitere Konten werden in den USA und Uruguay vermutet. Ermittlungsrichter | |
Pablo Ruz am Obersten Strafgericht, der Audiencia Nacional, ordnete seine | |
Untersuchungshaft an, nachdem Bárcenas gefälschte Papiere vorgelegt hatte, | |
mit denen er beweisen wollte, dass ein Teil seines illegalen Vermögens aus | |
dem Handel mit Kunstwerken stammt. | |
„Die Partido Popular erklärt, wie sie es immer tut, ihren Respekt vor | |
richterlichen Beschlüssen in allen Verfahren“, heißt es kurz und knapp aus | |
der PP-Zentrale. Parteichef Rajoy schweigt sich auf dem EU-Gipfel in | |
Brüssel beharrlich aus. | |
Der Fall Bárcenas ist der Schlüssel zu einem breiten Korruptionsgeflecht | |
rund um die PP. Zum einen kassierte die Partei jahrelang von einem Netzwerk | |
von Unternehmen, das sich dank Aufträgen von der PP-Zentrale und von | |
konservativ regierten Gemeinden und Regionen bereicherte. Zum anderen | |
flossen Großspenden von Unternehmen, die später öffentliche Aufträge | |
erhielten. | |
## „Spesen und Reisekosten“ | |
Bárcenas stückelte die Zuwendungen und zahlte das Geld dann bar ein, um dem | |
Gesetz, das Parteispenden nur bis zu 60.000 Euro erlaubt, Genüge zu tun. | |
Zudem bezahlte er an mindestens 40 hohe Parteifunktionäre insgesamt 22 | |
Millionen Euro für „Spesen und Reisekosten“. Rajoy soll ab 1990 insgesamt | |
1,6 Millionen Euro erhalten haben, sein Vorgänger José María Aznar knapp | |
die Hälfte. | |
Außerdem ermittelt Richter Ruz inwieweit Bárcenas ganz direkt Schwarzgeld | |
bar an die Parteiführung gegeben hat. Dies legt eine handschriftliche, | |
parallele Buchführung nahe, die der Tageszeitung El País im Januar | |
zugespielt wurde. Dort ist unter anderem Regierungschef Rajoy mit über | |
25.000 Euro jährliche vermerkt. Durch diese parallele Buchführung sollen, | |
so rechnet El País vor, rund 7,5 Millionen Euro geflossen sein. | |
Die Frage, die der inhaftierte Bárcenas nicht beantworten will, ist die | |
nach der Herkunft seines Millionenvermögens in der Schweiz. Alle seine | |
Erklärungen, er habe mit Kunst, Immobilien und Aktien gehandelt und dabei | |
Glück gehabt, kann er nicht belegen. Die Vermutung liegt nahe, dass die | |
Gelder ebenfalls aus dem Korruptionsnetzwerk rund um die PP stammen. Ob | |
Bárcenas seine Millionen aus der PP-Kassen entwendet hat, oder das Geld im | |
Auftrag der Parteizentrale außer Landes geschafft wurde, wie dies die | |
Nebenkläger vermuten, werden die Untersuchungen zeigen müssen. | |
28 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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