# taz.de -- Spaniens U-Boot S-80 „Isaac Peral“: Zu dick zum Auftauchen | |
> Spanien baut seit kurzen im Alleingang U-Boote. Allerdings ist das Modell | |
> S-80 „Isaac Peral“ zu schwer geraten. Die Produktionspanne könnte teuer | |
> werden. | |
Bild: U-Boot der Scorpene-Klasse: mittlerweile 100 Prozent Made in Spain. | |
MADRID taz | Die Deutschen haben die Drohne, den Spaniern droht mit dem | |
U-Boot S-80 „Isaac Peral“ ein ähnliches Desaster. Was wurde das 500 | |
Millionen Euro teure Schiff der Staatswerft Navantia lange bevor es fertig | |
war, bereits gelobt. „Eine große technische Herausforderung“, „der weltw… | |
modernste Antrieb“, und all das bei einem Produkt „100 Prozent Made in | |
Spain“. Eine Geschichte, die so manche patriotische Brust schwellen ließe, | |
wäre da nicht ein entscheidendes Detail. | |
Das S-80 hat Übergewicht. Es ist 75 bis 100 Tonnen zu schwer. Das scheint | |
wenig bei einen Gesamtgewicht von 2.200 Tonnen. Doch damit kann das U-Boot | |
hervorragend tauchen, nur hochkommen wird es wenn überhaupt, mit | |
Schwierigkeiten. | |
Die ersten 20 Tage wäre das kein Problem. Denn der Antrieb wird hochmodern | |
mittels einer Brennstoffzelle, die mit Bioethanol funktioniert und keine | |
Luft braucht, bewerkstelligt. Damit soll das Boot statt wie seine | |
konventionellen Pendants mehrere Stunden bis zu 20 Tage unter Wasser | |
bleiben können – wie ein Atom-U-Boot, nur eben mit erneuerbarer Energie. | |
Verantwortlich für dieses hochmoderne System – ebenfalls 100 Prozent Made | |
in Spain – ist die [1][Solarfirma Abengoa]. Jedoch der Motor ist zu groß. | |
Und der Prototyp ist einfach abgebrannt. Jetzt will die [2][Staatswerft | |
Navantia] nachbessern. Der Motor soll weiterentwickelt werden, und das S-80 | |
soll entweder abspecken oder verlängert werden, um das Verhältnis von | |
Volumen und Gewicht wieder in Einklang zu bringen. Bisher ist es 71 Meter | |
lang. Eine Verlängerung bedeutet ein völlig neues Design. | |
## Ein zwei Milliarden schweres Abentuer | |
Bisher tauchten und schwammen die U-Boote der Serie S-80 hervorragend. | |
Navantia baute zusammen mit dem französischen Konzern DCN. Nach einer | |
Trennung der Allianz begann das Abenteuer des eigenen, spanischen U-Bootes. | |
Um die Fehler zu beheben, will Navantia jetzt ausländische Ingenieure mit | |
an Bord holen. Vermutlich wird der Auftrag an eine Filiale der | |
US-amerikanischen General Dynamics vergeben. Was dies kosten wird, ist | |
unklar. Bisher schlägt das Programm für vier U-Boote „Isaac Peral“ mit ü… | |
zwei Milliarden zu Buche. | |
Offiziell schweigen sich die konservative Regierung von Mariano Rajoy und | |
die Armee bisher zu Panne aus. „Off the record“ versuchen „Stimmen aus | |
Regierungskreisen“ der spanischen Wirtschaftspresse der ganzen Lappalie | |
einen positiven Aspekt abzugewinnen. Eine Verzögerung um zwei Jahre sei für | |
den Kampf gegen das Haushaltsdefizit gut, denn die Zahlungen würden später | |
fällig, heißt es. Die Rechnung stimmt so nicht. Denn die bisherige | |
U-Boot-Flotte ist veraltet und muss, um bis zur verspäteten Auslieferung | |
der neuen Boote funktionstüchtig zu bleiben, überholt werden. | |
Spanien, das allein im laufenden Jahr zur Haushaltskonsolidierung 40 | |
Milliarden Euro dank Steuererhöhungen und Kürzungen bei Sozialausgaben, | |
Bildung und Gesundheitswesen eingespart hat, gönnt sich 16 Milliarden Euro | |
jährlich, um seine glorreiche Armee aufrecht zu erhalten. | |
Wer den Schaden hat braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. | |
„Farbe gut, aber es schwimmt nicht“, machte sich der Abgeordnete der | |
Vereinigten Linken (IU) im spanischen Parlament in einer Fragestunde über | |
die „Isaac Peral“ lustig. Er empfiehlt der Regierung das Produkt spanischer | |
Spitzentechnologie an „den Feind zu verschenken“. Denn „so können wir den | |
nächsten Krieg gewinnen“. | |
24 May 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.abengoa.com/web/en/index3.html | |
[2] http://www.navantia.es/ | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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