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# taz.de -- Der sonntaz-Streit: Ist Datenhygiene jetzt Bürgerpflicht?
> Unsere Daten sind begehrt – bei Geheimdiensten und Unternehmen. Müssen
> wir selbst darauf achten, was wir preisgeben? Oder ist das Aufgabe des
> Staates?
Bild: Datenströme besser schützen – eine Bürgerpflicht?
„Der Staat muss persönliche Kommunikationsdaten der Menschen schützen“,
heißt es im neuen [1][Wahlprogramm der CDU/CSU] für die Bundestagswahl im
September. Paradoxerweise wird damit der Paragraph über die
Vorratsdatenspeicherung eingeleitet. Die jetzt nicht mehr so heißt. In
Reaktion auf den Aufruhr rund um das amerikanische Überwachungsprogramm
Prism ist jetzt von der Mindestdatenspeicherung die Rede.
Das ändert aber nichts an den Fakten. Wo die technische Möglichkeit zur
Überwachung unserer Aktivitäten im Netz besteht, wird sie auch genutzt: Sei
es von privaten Unternehmen für die Optimierung personalisierter Werbung
oder eben von Staat und Geheimdiensten zur so genannten Terrorabwehr.
Das wird nicht nur in den USA so praktiziert, sondern auch in Kanada,
Großbritannien, Frankreich und in Deutschland. Hierzulande stößt die
geheimdienstliche Überwachung eher auf Zustimmung: Etwa 55 Prozent der
Bundesbürger befürworten sie, solange es sich um Terrorbekämpfung handelt,
zeigt der neueste ARD-Deutschlandtrend.
Der Politk-und Internetforscher Viktor Mayer-Schönberger fordert schon
lange ein Verfallsdatum für Daten im Internet. Geschehen ist in diese
Richtung allerdings noch nicht viel.
## Kein Aufschrei
Kein Aufschrei. Keine Empörung, keine Wutbürger, die auf die Straße gehen
für die Geheimhaltung ihrer Daten. Ist es uns einfach egal, was „die“ über
uns wissen? Wir haben ja schließlich nichts zu verbergen. Das ist
gefährlich, sagt Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar. Durch
diese gleichgültige Haltung des „modernen Untertanen“ ebnen wir den Weg hin
zur totalen Überwachung.
Denn: Indem wir nichts tun, signalisieren wir: Das ist schon ok, macht mit
meinen Daten, was ihr wollt. Gehört es ab sofort also nicht nur zu unseren
Bürgerpflichten, vor der Haustür bei Glätte zu streuen, sondern eben auch,
digital mündiger zu werden? Durch digitale Sparsamkeit, gar Enthaltsamkeit,
oder durch das Verschlüsseln unserer Daten? Der Zeit-Online-Redakteur
Ludwig Greven [2][rief jüngst dazu auf], wie in der DDR lieber im Wald
unter vier Augen als im Internet miteinander zu kommunizieren.
Brauchen wir Makrostrukturen, um solche Szenarien zu verhindern? Muss der
Staat unsere Daten im Internet schützen, durch eine Art digitalen
Radiergummi, wie ihn Viviane Reding, die EU-Kommissarin für Grundrechte,
forderte? Brauchen wir Datenschutzbeauftragte, die sich bei den großen
Internetunternehmen um die Löschung unserer Daten kümmern? Sollte es für
Daten im Internet ein eingebautes Verfallsdatum geben? Oder müssen wir uns
selbst darum kümmern, welche Daten wir im Internet preisgeben?
Was meinen Sie: Ist Datenhygiene jetzt Bürgerpflicht?
Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten
Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom
13./14. Juli. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen. Oder schicken
Sie uns bis Mittwoch, 10. Juli, eine Mail mit Name, Foto und Alter an:
[3][[email protected]]
9 Jul 2013
## LINKS
[1] http://www.cdu.de/regierungsprogramm
[2] http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-06/ueberwachung-snowden-datensp…
[3] /[email protected]
## AUTOREN
Laura Hofmann
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Prism
Datenschutz
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Geheimdienst
Schwerpunkt Überwachung
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NSA
Österreich
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Parlamentarisches Kontrollgremium
Edward Snowden
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