| # taz.de -- Der sonntaz-Streit: „Der Staat ist in der Pflicht“ | |
| > So wenig es eine Pflicht gebe, sich viermal in der Woche zu duschen, so | |
| > wenig brauchen wir die Pflicht zur Datenhygiene, sagt Malte Spitz. | |
| Bild: Ich bin klein, mein Herz ist rein, so sollen auch die Daten sein. | |
| „Daten sind das Gold der Informationsgesellschaft“, schreibt Gisela Piltz, | |
| stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion und innenpolitische | |
| Sprecherin, in einem Gastbeitrag in der aktuellen sonntaz. Um sich vor | |
| Adresshändlern und Kriminellen zu schützen, müsse jeder Einzelne auf seine | |
| persönlichen Daten achtgeben. „Selbstdatenschutz ist Bürgerverantwortung.“ | |
| Malte Spitz hält dagegen: So wenig es eine Pflicht gebe, sich mindestens | |
| viermal in der Woche zu duschen, so wenig brauchen wir die Pflicht zur | |
| Datenhygiene, sagt der Grünen-Politiker, der T-Mobile erfolgreich auf | |
| Herausgabe seiner Daten verklagt hat. „Wer im Internet surft, darf nicht | |
| gezwungen sein, seine Privatsphäre-Einstellungen immer höher zu setzen oder | |
| seine Cookies jedes Mal aufs Neue zu löschen.“ Nicht der Bürger, sondern | |
| der Staat sei hier in der Pflicht. | |
| Der Präsident des deutschen Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, sagt, | |
| die Abwehr von äußeren Angriffen auf Computer und Netzwerke sei in unserer | |
| virtuell vernetzten Gesellschaft essenziell. „Rückschlüsse auf | |
| Netzwerkstrukturen erleichtern auch Sabotageangriffe.“ Datenhygiene sei ein | |
| erster Schritt in einer Kette hilfreicher Sicherheitsmaßnahmen. Die | |
| Sensibilisierung für diese Gefährdungen sei auch Aufgabe des | |
| Verfassungsschutzes. | |
| „Selbstzensur als Lösung gegen staatliche Überwachung ist ein Zeichen | |
| dafür, dass der Staat seine Pflichten massiv verletzt“, kontert Jens | |
| Scholz, Betreiber des Satire-Twitteraccounts „Verfaschungsschutz“. Raus aus | |
| Facebook, nichts googlen, keine Emails, keine Handys – das sei | |
| „Kapitulation vor dem Unrecht.“ | |
| Dem stimmt der Blogger Michael Seemann zu. Sich verstecken? Auf keinen | |
| Fall. Wer jetzt zu politisch heiklen Fragen im Netz lieber schweigt, tue | |
| dem Staat damit den größten Gefallen: „Am besten lässt sich eine | |
| Gesellschaft kontrollieren, die sich nicht vernetzt.“ Dabei hätten der | |
| Arabische Frühling und Occupygezi gezeigt, „was für eine politische Macht | |
| das Netz uns gibt.“ | |
| Die sonntaz-Frage „Ist Datenhygiene jetzt Bürgerpflicht?“ diskutierten | |
| außerdem Jan Philipp Albrecht, Abgeordneter im EU-Parlament und Experte für | |
| Netzthemen und Katharina Nocun, politische Geschäftsführerin der | |
| Piratenpartei – in der sonntaz vom 13./14. Juli 2013. | |
| 13 Jul 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Lea Frank | |
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