# taz.de -- Kommentar Datenschutz: Angela Merkels Sommerwitz | |
> Ein internationales Abkommen zum Datenschutz, so wie es Merkel | |
> vorschlägt, wird es nicht geben. Die Geheimdienste machen eh, was sie | |
> wollen. | |
Bild: Geheimdienste wie der NSA werden sich nicht durch ein internationales Abk… | |
Ein internationales Abkommen zum Datenschutz. Würde nicht alle Welt gerade | |
über Geheimdienste, Überwachung und Spionage diskutieren, wäre der von | |
Kanzlerin Angela Merkel geäußerte Vorschlag nur ein Sommerloch-Lacher. Zu | |
absurd, zu wahlkämpferisch, zu unrealistisch. | |
Das fängt schon beim Wort „international“ an. Beim Klimaschutz scheitern | |
seit Jahren die Verhandlungen über ein Kioto-Nachfolgeabkommen. In Sachen | |
Datenschutz gehen die Interessen nicht weniger weit auseinander. | |
Und angenommen, es gäbe tatsächlich einen Entwurf, der auf internationaler | |
Ebene diskutiert würde – leicht lässt sich ausmalen, auf welchem Niveau wir | |
uns dann befänden. Das zeigen schon die wenigen Punkte, in denen die | |
Europäische Union und die USA bilaterale Vereinbarungen geschlossen haben. | |
Das Abkommen zur Weitergabe von Fluggastdaten beispielsweise oder das | |
Safe-Harbor-Abkommen. Dem müssen US-Unternehmen nur beitreten, um | |
persönliche Daten aus in der EU ansässigen Unternehmen verarbeiten zu | |
dürfen. | |
Sind die Informationen dadurch besser geschützt? Nein. Wissen Verbraucher, | |
wer an ihre Daten herankommt? Auch nicht. Aber die Geschäfte laufen. Und | |
die Geheimdienste – das ist spätestens seit Juni klar – machen eh, was sie | |
wollen. | |
Dabei gäbe es einen verhältnismäßig einfachen Weg: Unternehmen, die in der | |
EU aktiv sind, sei es, weil sie dort Waren verkaufen oder E-Mail-Accounts | |
an den Nutzer bringen, müssen sich an europäisches Datenschutzrecht halten. | |
Das ist machbar, schließlich gibt es reihenweise Unternehmen aus der EU, | |
die das ohnehin tun. Eine entsprechende Regelung würde zwar bedeuten, sich | |
mit den USA und ihren marktmächtigen Unternehmen anzulegen. Doch es ist | |
kaum vorstellbar, dass sich Facebook, Google und Co. einen Markt mit über | |
500 Millionen potenziellen Kunden verbauen wollen. | |
Falls der Bundesregierung der Datenschutz tatsächlich am Herzen liegen | |
sollte, gibt es aber auch ohne neue Projekte genug zu tun. Von reflexhaft | |
auftretenden Rufen aus der Union nach mehr Überwachung über die | |
Datenschutz-Grundverordnung, die EU-weit höhere Standards schaffen könnte, | |
bis hin zur Vorratsdatenspeicherung, die noch immer nicht vom Tisch ist. | |
Doch um da etwas für die Privatsphäre zu tun, müssten sich die | |
Regierungsparteien erst einmal selbst einig sein. | |
15 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
## TAGS | |
Datenschutz | |
Datenschutzabkommen | |
Geheimdienst | |
EU | |
NSA | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Hans-Peter Friedrich | |
Daten | |
NSA | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
EU-weite Fluggastdatenspeicherung: Regierung will rasche Einführung | |
Die Sorge vor heimkehrenden Dschihadisten dient wohl als Grund, die | |
Datenspeicherung voranzutreiben. Die Linke fürchtet „uferloses Wühlen“ in | |
Passagierdaten. | |
NSA-Affäre im Wahlkampf: Die kalkulierte Empörung | |
Die Wut von SPD und Grünen über die Rolle von Kanzlerin Merkel in der | |
Geheimdienstaffäre wirkt hilflos. Doch das kann sich ändern. | |
Nach der NSA-Affäre: Merkel will neue Datenschutzregeln | |
Im ARD-Sommerinterview setzt sich die Kanzlerin für ein internationales | |
Datenschutzabkommen ein. Nach der USA-Reise vom Innenminister hagelt es | |
Kritik. | |
Opposition kritisiert Friedrich: Schelte für den Trip nach Prismland | |
Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ist zufrieden mit seiner US-Reise | |
und verteidigt die NSA-Datensammlung. SPD, Linke und Piraten halten seine | |
Mission für gescheitert. | |
Der sonntaz-Streit: „Der Staat ist in der Pflicht“ | |
So wenig es eine Pflicht gebe, sich viermal in der Woche zu duschen, so | |
wenig brauchen wir die Pflicht zur Datenhygiene, sagt Malte Spitz. | |
Kommentar Microsoft und NSA: Ihre Daten sind unser | |
Bisher dachte man, Microsoft funktioniert gut. Dank der | |
Verschlüsselungsmöglichkeiten ist man bei Outlook und Co. sicher. Aber | |
Pustekuchen! Oder Datenwolke eben. |