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# taz.de -- Verbraucherumfrage zu Strompolitik: Die Wende wackelt nicht
> Verbraucher kritisieren steigende Strompreise, stehen aber weiterhin mit
> breiter Mehrheit zur Energiewende. Der Atomausstieg ist dabei populär.
Bild: Hier wackelt nix – trotz Blitz und Donner
BERLIN taz | Die Menschen in Deutschland stehen trotz steigender
Strompreise mit breiter Mehrheit hinter der Energiewende: 82 Prozent finden
den Ausstieg aus der Atomenergie und den Umstieg auf erneuerbare
Energiequellen richtig. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen
Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).
„Die Ergebnisse sind ein Warnschuss in Richtung derjenigen, die von der
Rückkehr zur Atomkraft träumen“, sagte der vzbv-Vorsitzende Gerd Billen bei
der Vorstellung der Resultate am Montag in Berlin. „Sie zeigen aber auch,
dass die Politik mehr tun muss, um die Akzeptanz bei den Verbraucherinnen
und Verbrauchern zu erhalten.“ Denn an der konkreten Umsetzung der
Energiewende überwiegt derzeit die Kritik: 40 Prozent finden sie eher oder
völlig richtig, 48 Prozent hingegen nicht.
Als wichtigste Nachteile nennen die 1.227 Befragten, die repräsentativ für
die gesamte Bevölkerung ausgewählt wurden, mit großem Abstand die
steigenden Energiepreise (52 Prozent), gefolgt von der Verschandelung der
Landschaft (11 Prozent) und unausgereifter Technik (10 Prozent). Als
Vorteile stehen Klima- und Umweltschutz sowie mehr Sicherheit durch den
Atomausstieg im Mittelpunkt. Dass die Vorteile der Energiewende überwiegen,
sagen 69 Prozent.
Um den Anstieg der Strompreise zu begrenzen, spricht sich eine breite
Mehrheit von 62 Prozent dafür aus, Ausnahmen für die Industrie von der
Ökostromumlage abzuschaffen; nur 28 Prozent wollen daran festhalten.
Widersprüchlich fallen die Antworten zum weiteren Ausbau von Wind- und
Solaranlagen aus: Einerseits spricht sich eine knappe Mehrheit 50 zu 40
Prozent dafür aus, den jährlichen Ausbau zu begrenzen.
## Mehrheit für dezentralen Ausbau
Andererseits finden nur 18 Prozent, dass die Energiewende derzeit zu
schnell geht, während 45 Prozent den Umstieg auf erneuerbare Energien zu
langsam finden. Bei der Frage, wo neue Windkraftanlagen vor allem entstehen
sollen, sprachen sich 55 Prozent für einen dezentralen Ausbau in ganz
Deutschland aus, während nur 32 Prozent den Bau großer Anlagen im Meer für
die bessere Lösung halten. Dem schloss sich vzbv-Energieexperte Holger
Krawinkel an, der ein „klares Stoppschild für Offshore-Windkraft“ forderte.
Die Umfrage wurde im Juni durchgeführt, und damit noch vor der jüngsten –
teilweise kampagnenartigen – Berichterstattung über möglicherweise weiter
steigende Kosten durch Ökostrom. Der in diesem Rahmen etwa von der FDP und
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) erhobenen Forderung nach einem
Abbremsen der Energiewende schlossen sich die Verbraucherschützer nicht an.
„Die Bundesregierung sollte nicht immer nur auf die erneuerbaren Energien
einschlagen, sondern dafür sorgen, dass die sinkenden Börsenpreise an die
Verbraucher weitergegeben werden“, sagte Billen.
Der Preisrückgang an der Strombörse stellt derzeit den Hauptgrund für den
Anstieg der Ökostromumlage dar, die sich aus der Differenz zwischen dem
Börsenpreis und dem Festpreis für Kilowattstunden aus erneuerbaren Quellen
errechnet. Vor allem die örtlichen Grundversorger geben diesen Rückgang oft
nicht an die Kunden weiter.
Um das zu ändern, schlägt der vzbv vor, die Grundversorgung unter
staatliche Aufsicht zu stellen oder auszuschreiben. Zudem fordert er,
Industrieausnahmen abzubauen und bestimmte Kosten aus Steuermitteln statt
über die Strompreise zu finanzieren.
12 Aug 2013
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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