# taz.de -- Spekulationen über Vattenfall: Die Braunkohle ist sicher | |
> Will Vattenfall sein Deutschland-Geschäft verkaufen? Die Braunkohlesparte | |
> des Konzerns hält die Frage für bedeutungslos: Sie arbeitet profitabel. | |
Bild: Vattenfall-Kraftwerk in Jänschwalde. | |
POTSDAM taz | Wem gehört künftig das Deutschlandgeschäft von Vattenfall? | |
Über die Frage ist in den letzten Tagen viel spekuliert worden, vor allem, | |
weil damit die Zukunft der Braunkohlekraftwerke und -tagebaue des | |
schwedischen Staatskonzerns ungewiss schien. | |
Zumindest der Vorsitzende der Bergbau- und Kraftwerkssparte Vattenfalls, | |
Hartmuth Zeiß, gab dem eine Absage: „Ich sehe die Kraftwerke und die | |
Braunkohlestandorte in der Lausitz nicht gefährdet“, sagte er am Montag in | |
Potsdam. | |
Vergangene Woche hatte das Management des Energiekonzerns in Stockholm | |
verkündet, sein Europageschäft neu zu strukturieren, weil Vattenfall den | |
Wert seiner Kraftwerke um mehr als 3 Milliarden Euro nach unten korrigieren | |
musste. Zu groß sind derzeit die Unsicherheiten im europäischen Stromsektor | |
– nicht wegen der deutschen Energiewende, sondern wegen der Rezession in | |
vielen Ländern. | |
Dabei sollen von den 18.000 deutschen Arbeitsplätzen 1.500 wegfallen. Der | |
stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Ulrich Freese, Mitglied im Aufsichtsrat | |
der deutschen Vattenfall GmbH, spekulierte daraufhin in der Märkischen | |
Oderzeitung über einen baldigen Verlauf der Braunkohlesparte des Konzerns | |
an einen Investor. Die brandenburgische Landesregierung, deren | |
SPD-geführtes Wirtschaftsministerium in der Braunkohle eine | |
Brückentechnologie für die Energiewende sieht, kündigte besorgt Gespräche | |
mit der Unternehmensführung an. | |
## Braunkohle ist hochprofitabel | |
„Es gibt zu einem Verkauf oder zu einem Partner noch keine Entscheidung“, | |
sagte nun Zeiß auf einer Pressekonferenz. Doch offenbar bereitet man sich | |
in Deutschland auf alle Eventualitäten vor. Zeiß verwies darauf, dass das | |
Braunkohlegeschäft des Konzern hoch profitabel sei, was wie eine Werbung | |
für mögliche Investoren klang. „Wir haben uns noch nie unseren Eigentümer | |
aussuchen können“, sagte er – ein Bekenntnis zum schwedischen Eigentümer | |
klingt anders. | |
Vor allem will Vattenfall Deutschland unabhängig von künftigen Eigentümern | |
an den bisherigen Braunkohleplänen festhalten, nach denen in der Lausitz | |
wegen neuer Tagebaue ab Mitte der 2020er Jahre Dörfer abgebaggert und | |
Menschen umgesiedelt werden sollen. | |
Eine Genehmigung dazu gibt es noch nicht. Allerdings hat Vattenfall die | |
Unterstützung der SPD in der Landesregierung: Dietmar Woidke, der | |
designierte Nachfolger des am Montag zurückgetretenen brandenburgischen | |
Ministerpräsidenten Matthias Platzeck, steht voll hinter den Plänen des | |
Landes, auch weiterhin auf die Braunkohle zu setzen: „Die Braunkohle und | |
ihre Veredelung bildet die industrielle Basis für unser Land und für unsere | |
Region“, sagte er im Mai auf einer Demonstration von 5.000 | |
Braunkohlebeschäftigten. Damit steht Woidke in guter sozialdemokratischer | |
Tradition. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstützt die Initiative „Pro | |
Lausitzer Braunkohle“. | |
Thomas Burchardt vom Brandenburger Energiewende-Bündnis „Klinger Runde“ | |
merkt allerdings an, es seien die „derzeitigen gesellschaftlichen | |
Rahmenbedingungen, die den Kohleabbau lukrativ machen. Die externen Kosten | |
durch CO2-Emissionen und die nötige Rekultivierung des Bodens werden | |
einfach nicht eingerechnet.“ Proteste gegen Vattenfall vom Wochenende | |
gingen in die gleiche Richtung: „Vattenfall geht. Raus aus der Braunkohle, | |
Herr Platzeck!“, hieß der Schriftzug, den Umweltschützer auf das | |
Braunkohlekraftwerk Jänschwalde und die Potsdamer Staatskanzlei projiziert | |
haben. Egal wie Platzeck darüber denkt: Den Wunsch kann er nicht mehr | |
erfüllen. | |
30 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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