# taz.de -- UN-Chemiewaffenkonvention: Syrien will beitreten | |
> Syriens Präsident Assad bekennt sich zur Kontrolle seiner Chemiewaffen. | |
> Doch fordert er eine Gegenleistung: Die USA sollen auf militärische | |
> Drohungen verzichten. | |
Bild: Syriens Machthaber Assad bekannte sich im russischen Fernsehen zum Beitri… | |
GENF/NEW YORK ap | Wenige Tage nach dem russischen Vorstoß zur | |
internationalen Kontrolle der syrischen Chemiewaffen geht es nun Schlag auf | |
Schlag: Syrien hat inzwischen offiziell den Beitritt zur | |
UN-Chemiewaffenkonvention beantragt, wie die Vereinten Nationen am | |
Donnerstag mitteilten. Die Außenminister Russlands und der USA wollen in | |
Genf die Details zur Überwachung und Vernichtung der rund 1000 Tonnen | |
Kampfstoffe verhandeln. US-Präsident Barack Obama hofft nach eigenen Worten | |
dabei auf ein „konkretes Ergebnis“. | |
Syriens Präsident Baschar al-Assad bekannte sich im russischen | |
Fernsehsender Rossija 24 zum Beitritt zu der UN-Konvention, die unter | |
anderem die Benennung und Vernichtung aller Chemiewaffenbestände vorsieht. | |
Erste Informationen über die syrischen Vorräte wolle er dann einen Monat | |
nach Unterzeichnung an die internationale Gemeinschaft übermitteln. Doch | |
verlangte Assad gleichzeitig, die USA müssten auf militärische Drohungen | |
gegen Syrien verzichten. | |
Obama hält sich jedoch einen Vergeltungsschlag gegen die syrische Regierung | |
für deren mutmaßlichen Giftgasangriff vom 21. August ausdrücklich offen. Er | |
hat ihn zunächst nur verschoben, um dem russischen Vorschlag eine Chance zu | |
geben. | |
Russlands Außenminister Lawrow sagte noch vor Beginn der Gespräche mit | |
Kerry: „Ohne Zweifel ist es nötig sicherzustellen, dass Syrien der | |
Konvention zum Verbot chemischer Waffen beitritt.“ Das bedeute, dass die | |
Regierung in Damaskus die Orte ihrer Chemiewaffen-Lager offenlege. Auf | |
dieser Grundlage sollten Experten erörtern, wie die Arsenale geschützt | |
werden könnten, fügte Lawrow hinzu. | |
## Skepsis gegenüber der russischen Initiative | |
Auf US-Seite herrscht trotz der anlaufenden Verhandlungen immer noch | |
Skepsis gegenüber der russischen Initiative. Zu Kerrys Reise nach Genf, wo | |
er zunächst den Syrien-Sondergesandte Lakhdar Brahimi traf, teilte das | |
US-Außenministerium mit: „Unser Ziel ist es, die Ernsthaftigkeit dieses | |
Vorschlags zu testen, über die Einzelheiten zu reden, wie dies umgesetzt | |
werden könnte, wie die Mechanik funktionieren könnte, die Chemiewaffen zu | |
identifizieren, dies zu verifizieren, sie zu sichern und letztlich zu | |
zerstören.“ | |
Diese Aufgabe sei „machbar, aber schwierig und kompliziert“, fasste ein | |
Mitarbeiter aus Kerrys Team zusammen. Sollten die Russen auf eine Blockade | |
setzen, würden die USA das sehr schnell mitbekommen, warnte er. | |
Die USA werfen Assads Verbündetem Russland vor, im UN-Sicherheitsrat | |
bislang eine gemeinsame Position zum syrischen Bürgerkrieg verhindert zu | |
haben. Auch Vorgespräche über eine mögliche UN-Resolution zur | |
Chemiewaffen-Kontrolle endeten Mittwoch ohne erkennbares Ergebnis. | |
## Kritik von Seiten der syrischen Rebellen | |
Angesichts des Misstrauens zwischen Moskau und Washington wählte der | |
russische Präsident Wladimir Putin den ungewöhnlichen Schritt, sich in | |
einem Beitrag für die New York Times direkt an die amerikanische | |
Öffentlichkeit zu wenden. Der Chemiewaffen-Vorschlag sei eine neue „Chance, | |
einen Militärschlag zu vermeiden“. USA, Russland und die internationale | |
Gemeinschaft müssten die Bereitschaft Syriens nutzen, seine Chemiewaffen | |
kontrollieren und zerstören zu lassen. | |
Dass sich die USA auf den russischen Vorschlag überhaupt einlassen, | |
kritisieren vor allem die syrischen Rebellen. Der Chef der Freien Syrischen | |
Armee, General Salim Idris, zeigte sich am Donnerstag erbost. | |
Aus US-Geheimdienstkreisen wurde allerdings bestätigt, dass die CIA mit den | |
angekündigten Waffenlieferungen an Idris und seine Leute begonnen habe. Die | |
Rebellen würden seit einigen Wochen mit leichten Maschinengewehren und | |
anderen Kleinwaffen versorgt. Zudem habe die CIA arrangiert, dass die | |
syrische Opposition über ein Drittland – mutmaßlich ein Golfstaat – | |
Panzerabwehrwaffen erhalte, hieß es weiter. | |
12 Sep 2013 | |
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