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# taz.de -- Wochenarbeitszeit: Bei Porsche ist weniger mehr
> Wer weniger arbeitet, ist produktiver. Deshalb arbeiten die Angestellten
> bei Porsche weniger, obwohl die Bücher voll sind. Für die Gewerkschaften
> ein Signal.
Bild: Original Porsche-Felgen: Wie geil ist das denn?
BERLIN taz | „Samstags gehört Vati mir“ – unter diesem Motto startete 19…
der Deutsche Gewerkschaftsbund eine Kampagne, um die Fünftagearbeitswoche
in der Bundesrepublik durchzusetzen. Das dauerte noch einige Jahre, aber in
den 1970er Jahren waren alle wichtigen Branchen dabei; und schon in den
1980er Jahren begann die starke IG Metall ihren Kampf für die
35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
Nachdem es viele Jahre ruhig war an der Arbeitszeitfront, könnten die
Metaller nun wieder einen Anstoß hin zu kürzeren Wochenarbeitszeiten geben:
Ab Dezember sollen zumindest die Porsche-Beschäftigten im Stammwerk
Stuttgart-Zuffenhausen nur noch 34 Stunden pro Woche arbeiten.
Für die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist das ein ermutigendes Signal.
„Das wird die Debatte um weitere Arbeitszeitverkürzungen beleben“, sagte
Tarifexperte Jörg Wiedemuth. Prinzipiell gebe es zwei Möglichkeiten, mit
Produktivitätsfortschritten umzugehen: mehr Geld für die Beschäftigten oder
kürzere Arbeitszeiten. Kürzere Arbeitszeiten nützten auch den Arbeitgebern.
„Wer weniger arbeitet, ist produktiver.“ Die Beschäftigten hätten mehr
Kraft und könnten sich besser konzentrieren.
Etwas zurückhaltender gibt sich die IG Metall. Die Arbeitszeitregelung bei
Porsche sei zunächst eine rein betriebliche Angelegenheit, sagte
Gewerkschaftssprecherin Heike Neumeister. Allerdings gebe es auch in
anderen Unternehmen bereits ähnliche Regelungselemente. So könnten zum
Beispiel ältere Arbeitnehmer, die stark belastet sind, verkürzt arbeiten.
„Wir brauchen mehr altersgerechte Arbeitsplätze.“ Deshalb seien
Arbeitszeitverkürzungen auch immer wieder Thema der gewerkschaftlichen
Debatte.
## Anti-Stress-Verordnung gefordert
In diese Kerbe schlägt auch DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. „Es
gibt viele Faktoren, die zu psychischen Belastungen und Stress am
Arbeitsplatz führen, und die Arbeitszeit ist nur ein Faktor davon.“ Die
Arbeitsbedingungen müssten insgesamt auf den Prüfstand, aber viele
Unternehmen würden da zu wenig tun. „Deshalb fordern wir mehr
Mitspracherechte für Betriebsräte und eine Anti-Stress-Verordnung, um die
Beschäftigten besser zu schützen.“
Arbeitszeitverkürzungen bei VW – Porsche gehört zum Wolfsburger Autokonzern
– sind nichts Ungewöhnliches. Legendär ist die 28,8-Stunden-Woche mit
entsprechenden Lohneinbußen, durch die der Konzern während der Krise in den
1990er Jahren die Arbeit umverteilte, um Entlassungen zu vermeiden. Diesmal
aber geht es nicht um die Reaktion auf eine Krise, ganz im Gegenteil brummt
die Porsche-Produktion.
Porsche plant, bis 2018 jährlich rund 200.000 seiner hochpreisigen
Fahrzeuge abzusetzen. Im vergangenen Jahr waren es bereits rund 143.000,
nach knapp 117.000 im Jahr 2011. Porsche ist hochprofitabel: Bei einem
Umsatz von knapp 13,9 Milliarden Euro erzielte das Unternehmen 2012 ein
Ergebnis von rund 2,4 Milliarden.
21 Oct 2013
## AUTOREN
Richard Rother
## TAGS
Porsche
Arbeitszeit
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Gewerkschaft
Porsche
Europäischer Gerichtshof
BMW
Schwerpunkt Angela Merkel
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Volkswagen
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