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# taz.de -- Brief von Edward Snowden: „Die Wahrheit ist kein Verbrechen“
> „Meine Regierung strebt danach, politische Meinungsäußerung zu
> kriminalisieren“, schreibt der Whistleblower an die Bundesregierung.
Bild: Hat Mitteilungsbedürfnis: Edward Snowden in Moskau.
An die Zuständigen
Ich wurde gebeten, Ihnen bezüglich Ihrer Untersuchung zur Massenüberwachung
zu schreiben.
Ich heiße Edward Joseph Snowden und war früher vertraglich bzw. über eine
Direktanstellung als technischer Experte bei der National Security Agency
(NSA), der Central Intelligence Agency (CIA) und der Defense Intelligence
Agency (DIA) der Vereinigten Staaten beschäftigt.
Im Zuge meiner Beschäftigung in diesen Einrichtungen wurde ich Zeuge
systematischer Gesetzesverstöße meiner Regierung, die mich aus moralischer
Pflicht zum Handeln veranlassten. Als Ergebnis der Veröffentlichung dieser
Bedenken sah ich mich einer schwerwiegenden und anhaltenden Hetze
ausgesetzt, die mich zwang, meine Familie und meine Heimat zu verlassen.
Ich lebe derzeit im Exil und genieße befristetes Asyl, das mir die
Russische Föderation gemäß internationalem Recht gewährt.
Ich bin ermutigt von der Resonanz auf mein politisches Handeln, sowohl in
den USA als auch anderswo. Bürger auf der ganzen Welt und auch hohe
Amtsträger – einschließlich der Vereinigten Staaten – haben die
Enthüllungen zu einem System der allumfassenden Überwachung, das niemandem
Rechenschaft schuldig ist, als einen Dienst an der Öffentlichkeit
beurteilt. Diese Spionage-Enthüllungen zogen viele Vorschläge zu neuen
Gesetzen und Richtlinien nach sich, die auf den vormals verdeckten
Missbrauch des öffentlichen Vertrauens abzielten. Der Nutzen für die
Gesellschaft aus diesen gewonnenen Erkenntnissen wird zunehmend klarer;
gleichzeitig wurden die in Kauf genommenen Risiken sichtlich vermindert.
Obwohl das Ergebnis meiner Bemühungen nachweislich positiv war, behandelt
meine Regierung Dissens nach wie vor als Treuebruch und strebt danach,
politische Meinungsäußerung zu kriminalisieren und unter Anklage zu
stellen. Dennoch: Die Wahrheit auszusprechen ist kein Verbrechen. Ich bin
zuversichtlich, dass die Regierung der Vereinigten Staaten mit
Unterstützung der internationalen Gemeinschaft diese abträgliche Haltung
ablegen wird. Ich hoffe, dass ich, wenn die Schwierigkeiten dieser
humanitären Lage beigelegt sind, in der Lage sein werde, mich an der
verantwortungsvollen Aufklärung der Sachverhalte bezüglich der in den
Medien getätigten Aussagen, insbesondere im Hinblick auf Wahrheit und
Authentizität der Berichte, angemessen und gesetzesgemäß zu beteiligen.
Ich freue mich auf ein Gespräch mit Ihnen in Ihrem Land, sobald die
Situation geklärt ist und danke Ihnen für ihre Bemühungen, das
internationale Recht zu wahren, das uns alle beschützt.
Mit besten Grüßen
gez. Edward Snowden
bezeugt durch Hans-Christian Ströbele
Das englische Original des Briefes [1][finden Sie hier].
1 Nov 2013
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