# taz.de -- Philippinen nach dem Taifun: Schöner wohnen | |
> Der Wiederaufbau nach dem Sturm „Haiyan“ auf den Philippinen ist | |
> kompliziert. Die neuen Häuser sollen ja nicht gleich im nächsten Sturm | |
> umfallen. | |
Bild: Leichtes Sturmopfer: Hütten an der philippinischen Küste. | |
PEKING taz | Pünktlich zur Adventszeit bekamen einige Dutzend | |
philippinische Familien, deren Häuser von Taifun „Haiyan“ verwüstet worden | |
sind, vor ein paar Tagen ein Geschenk von der Regierung: Werkzeuge und | |
Baumaterial. Die Aktion fand in Tacloban statt, der vom Sturm besonders | |
stark getroffenen Hauptstadt der Insel Leyte. | |
Freilich ist eine solche Aktion nur ein zaghafter Hauch im Vergleich zu den | |
Zerstörungen, die die bis zu 300 km/h starken Windböen und fünf Meter hohen | |
Flutwellen angerichtet haben. Die UN schätzen, dass mehr als 14 Millionen | |
Menschen von dem Sturm betroffen sind, etwa 1,1 Millionen Häuser sollen | |
zerstört sein. Mehr als 7.000 Menschen sind tot oder vermisst. | |
Rat sucht die Regierung in Manila bei Japan, das reichlich Erfahrung mit | |
Naturkatastrophen hat. Ein Team der japanischen Entwicklungshilfeagentur | |
Jica ist in Manila, um einen Wiederaufbauplan auszuarbeiten. „Die | |
Philippinen müssen ihre für Naturkatastrophen anfälligen Gebiete | |
widerstandsfähig machen. Einfach alles wieder aufzubauen wie vorher, reicht | |
nicht“, mahnt Jica-Experte Kimio Takeya. | |
Der philippinische Präsident Benigno „Noynoy“ Aquino verlangt nun, dass | |
Planer eine Windstärke von mehr als 300 Stundenkilometern nicht als | |
Einzelfall abtun. „Bisher schreiben unsere Baugenehmigungen vor, dass | |
Gebäude Windstärken von 250 Stundenkilometern aushalten sollen. Das müssen | |
wir offenbar deutlich verschärfen“, erklärt Felino Palafox, Architekt und | |
Präsident des Instituts der Umweltplaner. Angesichts der Realität, dass der | |
Großteil der Philippiner aus Geldmangel in aus Bambus und Palmwedeln | |
errichteten Häusern wohnt, klingt eine solche Forderung allerdings nach | |
einer Farce. | |
## Aus Armut an die Küste | |
Entscheidend ist auch der Standort, an dem die neuen Behausungen stehen | |
sollen. Die Philippinen sind der zweitgrößte Archipel der Welt und haben | |
zusammengenommen mehr als 38.000 Küstenkilometer, fast so lang wie der | |
Erdumfang. Nicht nur Fischer, auch arme Großfamilien, die in der Stadt | |
keinen Wohnraum bezahlen können, zieht es oft an den Rand des Wassers, wo | |
ihre Hütten leichte Opfer für Stürme und Wellen sind. | |
Bisher muss auf den Philippinen nur ein Mindestabstand zum Meer von 20 | |
Metern eingehalten werden. Die Nachbarländer im Pazifik handhaben das | |
strenger und setzen einen Mindestabstand von 80 bis 200 Metern fest. | |
Umweltminister Ramon Paje beeilt sich nun, ein Gesetz zu formulieren, das | |
die Bebauungsgrenze deutlich ins Landesinnere verlagert und einige | |
Küstenzonen ganz für Bauprojekte sperrt. Präsidentensprecher Herminio | |
Colona sagte, „dass wir notfalls Bewohner umsiedeln werden“. | |
Ein weiterer Schwerpunkt des vorläufigen Aufbauplans ist die Aufforstung | |
der Küstenstreifen mit wurzelreichen Mangroven. „Sie können ein natürlicher | |
Schutzwall für unsere Küsten sein“, sagte Colona. Die Mangroven müssten | |
schnell gepflanzt werden, „denn sie brauchen fünf bis sieben Jahre, bis sie | |
groß genug sind, um Schutz zu bieten“. | |
So viel Zeit haben die Philippinen, die jährlich von etwa zwei Dutzend | |
Tropenstürmen gezaust werden, aber nicht. Auch an Geld mangelt es, um die | |
Wiederaufbaumaßnahmen zu finanzieren. Die UN schätzen den Gesamtbedarf auf | |
301 Millionen US-Dollar. Bisher wären 164 Millionen zusammengekommen, sagte | |
Luiza Carvalho, UN-Vertreterin in Manila, auf einer Pressekonferenz. „Damit | |
können wir den Millionen Betroffenen keinesfalls ausreichend helfen.“ | |
6 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Hilja Müller | |
## TAGS | |
Philippinen | |
Taifun | |
Wiederaufbau | |
Unwetter | |
Philippinen | |
Taifun | |
Haiyan | |
Asien | |
Philippinen | |
Xaver | |
Philippinen | |
Philippinen | |
Philippinen | |
Philippinen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Unwetterwarnung in Asien: Philippinen rüsten sich für Taifun | |
„Hagupit“ soll den Inselstaat stärker treffen als der Taifun im Vorjahr. | |
Zehntausende Menschen versuchen sich im Landesinneren in Sicherheit zu | |
bringen. | |
Philippinen ein Jahr nach dem Taifun: Ohne Umdenken keine Perspektive | |
3,9 Milliarden US-Dollar stehen für den Wiederaufbau der Regionen bereit, | |
die „Haiyan“ zerstörte. Eine sinnvolle Vorsorge wäre aber am wichtigsten. | |
Philippinen und China im Taifun: Mehr als 100 Tote | |
Der stärkste Sturm seit 40 Jahren verwüstet die Philippinen und richtet | |
schwere Schäden in China an. Hunderttausende sind obdachlos. | |
Entwicklungsbank warnt vor Taifun-Folgen: Die späten Opfer von Haiyan | |
Vor drei Monaten verwüstete der Wirbelsturm „Haiyan“ Teile der Philippinen. | |
Die Katastrophe könnte die Armut dauerhaft zementieren, für den Aufbau | |
fehlt Geld. | |
Überleben auf den Philippinen: Die Mühe nach dem Sturm | |
Wie lebt man weiter nach einem Taifun? Mit viel Einfallsreichtum bringt die | |
Philippinin Joy Colminar sich, ihren Mann und vier Kinder durch. | |
Die Philippinen nach dem Taifun: Weihnachten inmitten der Zerstörung | |
Vor dem Fest in der verwüsteten Stadt Tacloban auf der Insel Leyte: Von der | |
Kanzel gibt es Worte der Ermutigung und die Kirchen sind voll | |
Orkan „Xaver“ über Deutschland: Sturm, Schnee und fliegende Dächer | |
Der Norden wurde mit aller Wucht getroffen. Hamburg verzeichnete die | |
zweithöchte Flut seit Beginn der Aufzeichnungen. Vielerorts bricht der | |
Winter ein. | |
Überlebende auf den Philippinen: Das Heil liegt in der Flucht | |
Die Taifun-Katastrophe wird die Arbeitsmigration aus den Philippinen noch | |
weiter anheizen. Gewarnt wird vor betrügerischen Vermittlern. | |
Taifun-Katastrophe auf den Philippinen: Eine Siedlung für die Überlebenden | |
Nach dem Taifun gibt es Tacloban keine Behausung, keinen Strom, kaum Essen. | |
Nun will die Regierung eine Siedlung für Zehntausende Überlebende bauen. | |
Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen: Es bleibt nur noch die Flucht | |
Der beschädigte Flughafen in Tacloban ist Nadelöhr zwischen | |
Katastrophengebiet und Außenwelt. Eine persönliche Zeitreise ins Gebiet und | |
zurück. | |
Katastrophenhilfe für die Philippinen: Viele Dörfer warten noch auf Hilfe | |
Die internationalen Hilfsmaßnahmen laufen immer besser an. Doch noch immer | |
gibt es Dörfer, die von der Außenwelt abgeschnitten sind. |