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# taz.de -- Überlebende auf den Philippinen: Das Heil liegt in der Flucht
> Die Taifun-Katastrophe wird die Arbeitsmigration aus den Philippinen noch
> weiter anheizen. Gewarnt wird vor betrügerischen Vermittlern.
Bild: Das war mal eine Kokosnussplantage.
PEKING taz | Während immer mehr Hilfsgüter auf den vom Taifun Haiyan
zerstörten zentralphilippinischen Inseln ankommen, wird das Ausmaß der
dortigen Schäden langsam klarer. Doch sind viele Zahlen noch
widersprüchlich. Die philippinische Regierung erklärte am Montag, 10 bis
12,9 Millionen Menschen seien von dem gewaltigen Tropensturm betroffen.
Vier Millionen seien obdachlos geworden.
Die Schäden an Infrastruktur und Landwirtschaft sollen umgerechnet 170
Millionen Euro betragen. Der US-Risikomodellierer AIR geht hingegen laut
Reuters von volkswirtschaftlichen Schäden von 6,5 bis 14,5 Milliarden
Dollar aus,
Die Zahlen verbergen, dass Millionen überwiegend armer Philippiner selbst
mittelfristig keine Chance haben, Geld zu verdienen. Auf der Insel Samar
etwa, so beklagt der dortige Kongressabgeordnete Ben Evardone, seien 80
Prozent der Kokosnussplantagen zerstört. „Vom Kokosnussanbau haben hier
fast alle gelebt. Die haben nicht nur ihr Haus verloren, sondern auch ihre
Lebensgrundlage.“ Es dauere drei bis fünf Jahre, bis neu gepflanzte Bäume
Früchte tragen.
Auch die bisherige zweite Einnahmequelle, der Fischfang, wird auf geraume
Zeit keine Familien ernähren können. Die kleinen Auslegerboote, mit denen
die Fischer traditionell vor Leyte, Samar oder Panay unterwegs sind,
zerstörte der Taifun. Welche Schäden der brutale Sturm an Korallenriffen,
dem Lebensraum der Fische, angerichtet hat, weiß noch niemand.
## Kaum ein Ressort betriebsbereit
Palawan, die westlichste Insel des Landes, ist bis auf den Norden
glimpflich davongekommen. Doch gerade dort blühte der Tourismus und brachte
Jobs und halbwegs gutes Geld. Doch die Urlaubshochburg Coron meldet, dass
kaum noch ein Resort betriebsbereit sei.
Immerhin sollen 12.000 Menschen auf Leyte und Samar die Chance bekommen,
beim Wiederaufbau zu helfen und so etwas Geld zu verdienen. Umgerechnet
850.000 Euro will das Arbeitsministerium dafür bereitstellen. Allerdings
reicht das Geld bei einem Tageslohn von 4,40 Euro nur für etwa 15 Tage.
## Lukratives Geschäft
Angesichts der düsteren Aussichten ist absehbar, dass viele Betroffene ihr
Heil in der Flucht suchen werden. Tausende versuchen jeden Tag in die
nächstgelegene Großstadt Cebu City oder in die Hauptstadt Manila zu
entkommen. Nicht wenige werden hoffen, einen Job im Ausland zu bekommen,um
damit ihre Familie zu Hause zu ernähren.
Mehr als 10 Millionen Philippiner arbeiten schon im Ausland. Die
Vermittlung dieser billigen Arbeitskräfte ist ein lukratives Geschäft, in
dem sich viele schwarze Schafe tummeln. Sie kassieren saftige Gebühren und
versprechen guten Lohn für leichte Arbeit – das krasse Gegenteil ist häufig
der Fall.
Der Chef der Behörde für Arbeitsmigranten im Ausland, Hans Leo Cacdac,
warnte am Montag im Philippine Daily Inquirer, dass illegale Vermittler die
verzweifelte Lage der Taifunopfer ausnutzen könnten, „die nun dringend
irgendeine Einkommensquelle brauchen“.
18 Nov 2013
## AUTOREN
Hilja Müller
## TAGS
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Arbeitsmigration
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