| # taz.de -- „Postillon“-Bericht über Pofalla: Satireseite verbreitet Wahrh… | |
| > Mit der Meldung über den Wechsel Pofallas zur Bahn gelang dem „Postillon“ | |
| > ein Scoop. Denn im Gegensatz zu sonst war die Nachricht keine Satire. | |
| Bild: Im Auge des Twitter-Sturms: Artikel über Pofalla im Satiremagazin „Pos… | |
| BERLIN taz | Satire und Realität sind einander manchmal zu nah, um wahr | |
| oder besser: unwahr zu sein. Es war einer dieser Meldungen, die wie ein | |
| Sturm über die hiesige Medienlandschaft hinwegfegten. Kurz nachdem die | |
| [1][Saarbrücker Zeitung] am Donnerstag um 13.56 Uhr den beruflichen Wechsel | |
| des Ex-Kanzleramtchefs Pofalla vor allen anderen meldete, wurde die | |
| Nachricht von der Nachrichtenagentur dpa bestätigt. Weitere Zeitungen, | |
| darunter auch die taz, zogen nach, obwohl die Quelle zu diesem Zeitpunk | |
| noch nicht bekannt war. | |
| Am Nachmittag veröffentlichte das Satiremagazin Postillon, das bekannt | |
| dafür ist, gefakte Nachrichten real aussehen zu lassen, dann einen | |
| [2][Artikel], in dem es hieß: „Wie der Postillon am Mittwochmorgen erfuhr, | |
| wechselt der CDU-Politiker und frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla | |
| in den Vorstand der Deutschen Bahn“. | |
| Später folgte das Update: „Inzwischen berichten auch zahlreiche andere | |
| Medien.“ Der vom Magazin einen Tag zurückdatierte Artikel erweckte damit | |
| den Anschein, als hätten sich alle anderen Zeitungen täuschen lassen – mit | |
| der Konsequenz, dass plötzlich alle am Wahrheitsgehalt der Meldung | |
| zweifelten. | |
| Der Verwirrung folgte die Entrüstung. Die Postillon-Leser, von denen nicht | |
| wenige eifrig twittern, fühlten sich zur journalistisch-ethischen | |
| Aufklärung berufen. „Eine Ohrfeige für den so genannten | |
| Qualitätsjournalismus“ [3][twitterte] einer, während andere den allgemeinen | |
| Verfall der deutschen Medien witterten. Auch prominente Twitterer | |
| schalteten sich ein. [4][Jan Böhmermann] schrieb noch am Donnerstagabend: | |
| „Gratulation an Ronald Pofalla. Und stehende Ovationen für @Der_Postillon. | |
| Willkommen im Internet: @SPIEGELONLINE. Gibt's Entlassungen?“ | |
| Die Webseite des Magazins wurde ebenfalls mit Kommentaren überflutet: | |
| „Endlich erfindet nicht nur die Bild eine Schlagzeile und alle übernehmen | |
| sie!", heißt es da. Ein anderer ist aufgrund der vermeintlichen Absurdität | |
| der Nachricht überzeugt: „Hahaha der war gut Postillon. Verzeihung, aber | |
| diesmal war die Fake-Nachricht etwas zuuu auffällig. Ich meine wie | |
| offensichtlich kann eine Fake-Nachricht eigentlich sein. Was kommt als | |
| nächstes?“ | |
| ## Alle hinters Licht geführt | |
| Selbst Spiegel online geriet ins Zweifeln, wie eine auf der | |
| Postillon-[5][Facebookseite] veröffentlichte Email einer Redakteurin an das | |
| Magazin zeigt: „(...) könnten Sie mich bitte einmal unter der Nummer 040 | |
| xxx oder 0xxx-xxx zurückrufen. Es geht um Ihre Pofalla-Meldung von gestern. | |
| Herzliche Grüße xxx Redaktion Kultur SPIEGEL ONLINE“. | |
| Als sich herausstellte, dass die Nachricht kein üblicher Fake, sondern wahr | |
| ist, war der Satire-Scoop perfekt. Mit der zurückdatierten Meldung hält der | |
| Postillon, dem Anspruch einer guten Satire gerecht werdend, der | |
| Gesellschaft einen Spiegel vor. Denn er führte er seine eigenen Leser, aber | |
| auch alle anderen hinters Licht. | |
| Dass heute viele anscheinend eher den vermeintlich unwahren Wahrheiten | |
| einer Satirezeitung als den Fakten „objektiver" Medien vertrauen, erzählt | |
| generell nicht nur vom gestiegenen Misstrauen gegenüber der Politik und den | |
| hiesigen Leitmedien, sondern auch von der Macht der allgegenwärtigen | |
| Ironie, die immer auch eine angenehme Distanz zur Wirklichkeit verspricht. | |
| 3 Jan 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/wirtschaft/topthemen/art2763… | |
| [2] http://www.der-postillon.com/2014/01/ex-kanzleramtsminister-ronald-pofalla.… | |
| [3] http://twitter.com/search?q=%23Pofalla%20%23postillon&src=typd&f=re… | |
| [4] http://twitter.com/janboehm | |
| [5] http://www.facebook.com/DerPostillon?fref=ts | |
| ## AUTOREN | |
| Philipp Rhensius | |
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