# taz.de -- Amtseinführung der Datenschützerin: Neuzugang in Neuland | |
> Andrea Voßhoff nähert sich vorsichtig den „potenziellen“ | |
> Überwachungsgefahren. Ihr Vorgänger Schaar verliert kein böses Wort über | |
> sie. | |
Bild: Datenschutz-Trio: die neue Datenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff (links)… | |
BONN taz | Bei der Amtseinführung seiner Nachfolgerin Andrea Voßhoff zeigt | |
sich Peter Schaar gut gelaunt. Zum Abschied verliert er kein böses Wort. In | |
der noblen Redoute, einem Ballhaus in Bonn, spart sich der 59-Jährige allzu | |
kritische Töne. Die neue Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die | |
Informationsfreiheit werde dem Amt ein neues Profil geben, sagt Schaar. | |
„Und ich bin zuversichtlich, dass es ein starkes Profil wird.“ Andere sind | |
da weniger optimistisch. | |
Zehn Jahre lang hatte Schaar versucht, die Grundrechte der Bürger gegen | |
staatliche Informationsgelüste zu verteidigen. Mit vier Innenministern | |
stritt er sich herum, zuletzt mit CSU-Mann Hans-Peter Friedrich, dem er | |
mangelnden Aufklärungswillen in der NSA-Affäre vorwarf. Sichtbare Erfolge | |
gab es wenige, Niederlagen etliche. Die Möglichkeiten des Amtes sind | |
begrenzt. | |
Der Datenschutzbeauftragte kann keine Sanktionen verhängen, nur öffentlich | |
mahnen. Das hat Schaar immer wieder getan, bestätigt ihm auch Innenminister | |
Thomas de Maizière (CDU). Ob bei Antiterrordatei oder | |
Vorratsdatenspeicherung – Schaar sei „nicht müde geworden, kritisch zu | |
hinterfragen“, sagt de Maizière über den Grünen, der nach zwei Amtszeiten | |
nicht wiedergewählt werden konnte. | |
Nun lenkt Andrea Voßhoff die 86-köpfige Behörde. Die 55-jährige | |
Christdemokratin ist die erste Frau in diesem Amt. Ihre Wahl im Bundestag | |
war umstritten. Bürgerrechtsorganisationen übten scharfe Kritik. So zeigte | |
sich die Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD) „entsetzt“. „Ist | |
Datenschutz der Großen Koalition so unwichtig geworden, dass das Amt des | |
Datenschutzbeauftragten zur Versorgung einer erfolglosen Parteipolitikerin | |
und Ex-Hinterbänklerin herhalten darf?“, fragte die DVD-Vorsitzende Karin | |
Schuler. | |
Voßhoff saß von 1998 bis 2013 im Bundestag, verlor jedoch im September | |
ihren Brandenburger Wahlkreis an Frank-Walter Steinmeier (SPD). Als | |
Datenschützerin profilierte sich die Anwältin bislang nicht. Stattdessen | |
stimmte sie für Internetsperren ebenso wie für die Onlinedurchsuchung, | |
verteidigte die Vorratsdatenspeicherung sowie das umstrittene | |
Acta-Abkommen. | |
## Nix Konkretes | |
Er freue sich, dass es gelungen sei, mit Voßhoff „eine so erfahrene und | |
anerkannte Juristin zu gewinnen“, sagt Minister de Maizière. Er gehe davon | |
aus, dass es auch nach der Ära Schaar weiter Meinungsunterschiede geben | |
werde. Denn das läge „ein bisschen in der Natur der Sache“. | |
Voßhoff weiß um die Kritik an ihrer Person. „Eine gesunde Skepsis gegenüber | |
der Neuen ist sicherlich nicht zum Nachteil“, gibt sie sich jovial. Ihrem | |
Vorgänger bescheinigt sie, sein Einsatz sei „beispielhaft“ gewesen und habe | |
„Maßstäbe gesetzt“. Auf aktuelle Auseinandersetzungen wie die um die | |
Vorratsdatenspeicherung geht sie nicht ein. Zur NSA sagt sie nur indirekt, | |
die „potenziell flächendeckende Überwachung“ durch ausländische | |
Geheimdienste sei ein Beispiel dafür, dass der Bürger noch gläserner | |
geworden sei. Auch ansonsten vermeidet sie allzu konkrete Aussagen, was sie | |
zur Verteidigung des von ihr als „ernsthaft gefährdet“ bezeichneten | |
Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung des Einzelnen unternehmen | |
will. | |
Immerhin ist Voßhoff sichtlich bemüht, nicht als brave Erfüllungsgehilfin | |
der Regierung zu erscheinen. Ausdrücklich schließt sie sich der Forderung | |
Schaars nach einer größeren Unabhängigkeit ihres Amtes an. Derzeit | |
unterliegt es der Dienstaufsicht des Innenministeriums. Es sei „geboten, | |
die Struktur der Rechtsstellung des Bundesamtes zu überdenken“, fordert | |
Voßhoff. | |
4 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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