| # taz.de -- Posten und Geschacher: Thilo forever | |
| > Die Regierungsparteien wollen die Amtszeit des schleswig-holsteinischen | |
| > Datenschutzbeauftragten verlängern – die Opposition protestiert gegen | |
| > eine „Lex Weichert“. Einig ist man sich, dass das Wahlverfahren | |
| > transparent gemacht werden muss | |
| Bild: Thilo Weichert kämpft gegen Web-Riesen - und für eine längere Amtszeit… | |
| KIEL taz | Er kämpft gegen die Datensammelwut von Facebook und | |
| Google-Streetview in schleswig-holsteinischen Dörfern: Seit zehn Jahren | |
| leitet Thilo Weichert das [1][//www.datenschutzzentrum.de/:Unabhängige | |
| Landeszentrum für Datenschutz] Schleswig-Holstein (ULD) und hat sich in | |
| dieser Zeit weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. | |
| In diesem Jahr endet Weicherts zweite Amtszeit als | |
| [2][Datenschutzbeauftragter]. Laut den bisherigen Regeln dürfte er sich | |
| nicht erneut bewerben. Das wollen die Regierungsparteien SPD, Grüne und die | |
| Minderheitenvertreter SSW ändern. Die Piraten und die CDU sprechen dagegen | |
| von einer „Lex Weichert“, die nur der Person diene - und dem Amt schade. | |
| ## Gefallen für den Parteifreund | |
| „Seit Jahren hat Herr Weichert um eine [3][Gesetzesänderung] zu seinen | |
| Gunsten gebettelt. Die Grünen tun ihrem Parteifreund jetzt den Gefallen“, | |
| erklärte der datenschutzpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Axel | |
| Bernstein, gestern in Kiel. Das ULD werde damit zum | |
| „Selbstbedienungsladen“. | |
| Weichert sei „nur noch mit Facebook beschäftigt“, so Bernstein. Allein | |
| deshalb sei „ein Wechsel überfällig“. Es habe gute Gründe gegeben, die Z… | |
| der Amtsperioden zu beschränken. | |
| „Die CDU soll ganz ruhig sein, was Personengesetze angeht. Da gab es in der | |
| Vergangenheit einige“, kontert Ralf Stegner, SPD- Landes- und | |
| Fraktionsvorsitzender. Im Falle [4][Thilo Weichert] gehe es keineswegs | |
| darum, eine Vorentscheidung zu treffen. | |
| „Es wird keine Pro-forma-Wahl geben. Wir wollen nur dem Amtsinhaber die | |
| Chance geben, sich erneut zu bewerben“, betont Stegner. Darauf hätten sich | |
| die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag geeinigt. Im Text des | |
| Vertrages fehlt zwar ein Verweis auf die Amtszeiten des Leiters, dafür | |
| steht dort ein Lob für das ULD als „Aushängeschild Schleswig-Holsteins“. | |
| ## Beschränkung nur für Datenschützer | |
| Die Regierung verspricht der Behörde eine „ausreichende Ausstattung“, damit | |
| es den Datenschutz „auf nationaler und internationale Ebene weiter | |
| angemessen begleiten kann“ – ein Go-Signal für Weichert und seine Leute, | |
| sich weiter mit den Riesen anzulegen. Burkhard Peters, rechtspolitischer | |
| Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, verweist auf eine systematische | |
| Ungleichheit, die nun beendet werden solle: Nur für das Amt des | |
| Datenschutzbeauftragten gilt eine Beschränkung auf zwei Wahlperioden. | |
| Die anderen Beauftragten können ihre Posten dagegen länger behalten (siehe | |
| Kasten). „Es gibt keinen Grund für diese Ausnahme“, sagt Peters. Gegen | |
| längere Amtszeiten haben die Piraten Bedenken: Der Datenschutzbeauftragte | |
| könne nur unabhängig agieren, wenn er „nicht bei der jeweiligen | |
| Landesregierung lieb Kind machen muss“, sagt der Abgeordnete Uli König. | |
| „Kritik fällt leichter, wenn nicht die Wiederwahl ansteht. Thilo Weichert | |
| habe sehr viel für den Datenschutz getan, dafür gebühre ihm Dank. Aber es | |
| sei „gute Sitte“, Amtszeiten für Kontrollorgane zu begrenzen: „Das stär… | |
| das Vertrauen der Bevölkerung in die Unabhängigkeit der staatlichen | |
| Kontrollinstitutionen.“ | |
| ## Klare Regeln für den Posten | |
| Dass sich der als streitbar bekannte Thilo Weichert in einer weiteren | |
| Amtszeit als willfähriger Gehilfe einer Regierung erweisen könnte, halten | |
| sowohl Stegner als auch Peters für ausgeschlossen. Aber beide teilen | |
| durchaus die grundsätzliche Kritik der Piraten, die das Wahlverfahren für | |
| die Beauftragten für intransparent halten. Denn ein Ausschreibungsverfahren | |
| oder klare Regeln für die Besetzung der Posten fehlen. | |
| „In Schleswig-Holstein setzen sich ausgewählte Persönlichkeiten als | |
| Beauftragte für besondere Anliegen ein“, heißt es auf der Homepage der | |
| Landesregierung. In der Regel schlägt eine der Regierungsparteien einen | |
| Kandidaten vor. | |
| Ein öffentliches Bewerbungsverfahren um die Stellen kann sich Burkhard | |
| Peters durchaus vorstellen, und auch Stegner sagt: „Ich habe wahrgenommen, | |
| dass Thilo Weichert sich im Herbst bewerben möchte, ich nehme auch andere | |
| Vorschläge wahr – und dann schauen wir, wer sich durchsetzt.“ | |
| 10 Feb 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://https | |
| [2] http://www.schleswig-holstein.de/Portal/DE/Beauftragte/Datenschutzbeauftrag… | |
| [3] http://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/portal/t/3dmf/page/bs… | |
| [4] http://de.wikipedia.org/wiki/Thilo_Weichert | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Geißlinger | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Datenschutz | |
| Thilo Weichert | |
| Schleswig-Holstein | |
| Thilo Weichert | |
| Datenschutz | |
| Andrea Voßhoff | |
| BSI | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Datenschutz | |
| Schwerpunkt Meta | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Datenschutz: Weichert will’s wissen | |
| Datenlecks und wenig Gegenwehr: Schleswig-Holsteins Beauftragter kritisiert | |
| in seinem Tätigkeitsbericht die Politik und würde gerne weitermachen. | |
| Kommentar Datenschützer Thilo Weichert: Die Qual der Wahl | |
| Die Angst vor einer zu langen Amtszeit bei der Wahl des Beauftragten für | |
| Datenschutz ist lächerlich. Nötiger wäre eine öffentliche Ausschreibung. | |
| Finanzdaten im Ausland gespeichert: Spionage tatsächlich denkbar | |
| Die Bundesregierung schließt nicht aus, dass US-Dienste Daten deutscher | |
| Finanzdienstleister ausspähen. Man sieht aber keinen Handlungsbedarf. | |
| Kommentar Datenschutzbeauftragte: Kein Frieden an der Datenfront | |
| Andrea Voßhoff als Bundesdatenschutzbeauftragte ist eine Fehlbesetzung. Sie | |
| war für die Vorratsdatenspeicherung. Das allein ist schon ein | |
| Ausschlussgrund. | |
| Diebstahl von Millionen Zugangsdaten: Weichert verteidigt späte Bekanntgabe | |
| Einer der obersten Datenschützer zeigt Verständnis für die späte | |
| Bekanntgabe des Zugangsdatenklaus. Man habe erst eine Prüfmöglichkeit | |
| vorbereiten müssen. | |
| Neue Regelungen bei Facebook: Mehr Likes für Teenies | |
| Minderjährige Facebook-Nutzer können künftig für alle sichtbar posten. Ihre | |
| Privatsphäre soll dennoch geschützt werden. | |
| Urteil im Klarnamen-Streit: Schlappe für Facebook-Kritiker | |
| Facebook-Nutzer müssen sich weiter mit Klarnamen registrieren. Die | |
| Beschwerden von Datenschützern wurden von einem Gericht erneut abgelehnt. | |
| Facebook-Leitfaden für Politiker: Benutz mich, Abgeordneter! | |
| Facebook wirbt bei deutschen Politikern dafür, dass diese das | |
| Online-Netzwerk fleißig nutzen. Datenschützern gefällt das gar nicht. | |
| Bericht zu Facebook: Iren verärgern Deutsche | |
| Die irische Datenschutzaufsicht bescheinigt dem Social Network einen | |
| ordentlichen Umgang mit Nutzerrechten. Das sorgt für Protest. |