| # taz.de -- Schweiz erlaubt Waffenexporte: Profit geht über Menschenleben | |
| > Der Nationalrat beschließt, Rüstungsexporte auch in „Schweinestaaten“ zu | |
| > erlauben. Grund dafür ist die darbende Rüstungsindustrie. | |
| Bild: Techniker erwarten einen veralteten Schweizer Kampfjet FA-18. | |
| GENF taz | Schweizer Waffen dürfen künftig auch in Länder geliefert werden, | |
| in denen „Menschenrechte systematisch und schwerwiegend verletzt werden“. | |
| Das bislang gültige Verbot derartiger Exporte hob der Nationalrat in Bern, | |
| das Schweizer Parlament, am Donnerstag mit der denkbar knappen Mehrheit von | |
| 94 zu 93 Stimmen auf. Entscheidend war dabei die Stimmabgabe des | |
| Parlamentspräsidenten. | |
| Künftig sollen damit Waffenexporte nur noch unterbleiben „wenn ein hohes | |
| Risisko besteht, daß diese Waffen für Menschenrechtsverletzungen eingesetzt | |
| werden“. Begründet wird die Lockerung der Bestimmung von ihren Befürworten | |
| - den vier bürgerlichen Mitte-und Rechtsparteien - mit der „momentan | |
| schwierigen wirtschaftlichen Situation der Schweizer Rüstungsindustrie“. | |
| Die bisherige restriktivere Regelung habe die Schweizer Exporteure | |
| gegenüber der europäischen Konkurrenz benachteiligt. „Zehntausend | |
| Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt betroffen,“ beklagte ein | |
| Abgeordneter der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei (SVP) in der | |
| Nationalratsdebatte die „prekäre Lage“ in der einheimischen | |
| Rüstungsindustrie. | |
| Wirtschaftsminister Johann Schneider-Amman betonte zudem, die | |
| Rüstungsindustrie sei auch für die eigene Landesverteidigung wichtig. | |
| Sozialdemokraten und Grüne stimmten im Parlament geschlossen gegen die | |
| Lockerung der Exportbestimmungen und warnten, die Schweiz werde mit einem | |
| solchen Entscheid „friedenspolitisch unglaubwürdig“, Bei einer Lockerung | |
| der Exportregeln bestehe überdies die Möglichkeit, dass Schweizer | |
| Rüstungsgüter auch in Ländern wie Pakistan oder Ägypten zum Einsatz kämen, | |
| die derzeit einem Pulverfass glichen, sagte Pierre-Alain Fridez von der | |
| Opposition. Gerade jetzt zeige der Einsatz von Schweizer Waffen auf dem | |
| Maidan-Platz in der Ukraine die Brisanz solcher Lieferungen. | |
| ## „Skandalöse Entscheidung“ | |
| Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) und Amnesty International | |
| sprachen von einer „skandalösen Entscheidung“, mit der das Parlament | |
| „Profit über Menschenleben gestellt“ habe. Alliance Sud, die | |
| Arbeitsgemeinschaft der sechs grossen Hilfswerke, kritisierte, dass mit dem | |
| Entscheid „Arbeitsplätze in einem völlig unbedeutenden Industriezweig, der | |
| gerademal 0,33 Prozent der gesamten Schweizer Exporte ausmacht“, geschützt | |
| werden, statt einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung weltweiter Krisen zu | |
| leisten. | |
| Die Kritiker erheben zudem demokratiepolitische Bedenken . Im | |
| Abstimmungskampf zu der von der GSOA lancierten Volksinitiative für ein | |
| vollständiges Verbot von Kriegsmaterial vor fünf Jahren hatte die Regierung | |
| noch versprochen, an der bislang gültigen restriktiven Praxis festhalten zu | |
| wollen. | |
| 6 Mar 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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