# taz.de -- Kommentar Teilzeit von Frauen: Das Mantra Wahlfreiheit | |
> Viele Mütter wollen mehr arbeiten. Aber sie finden keine Vollzeitjobs, so | |
> das Ergebnis des neuen Fachkräfteberichts der Regierung. | |
Bild: Frauen wollen auch 38 Stunden arbeiten, nicht nur 18,6 | |
Als „verschenkte Potenziale“ bezeichnet die Soziologin Jutta Allmendinger | |
Frauen, die hierzulande am Arbeiten gehindert werden. Diese These erfährt | |
mit dem Fortschrittsbericht des Arbeitsministeriums gerade eine weitere | |
Bestätigung: Mehr als die Hälfte der berufstätigen Mütter würde gern mehr | |
arbeiten als die durchschnittlich 18,6 Stunden, die sie jetzt im Job | |
verbringen. | |
Das muss nicht so bleiben. Dagegen gibt es seit Jahren Widerstände, | |
beispielsweise von Frauen- und Wirtschaftsverbänden. Auch linke | |
PolitikerInnen fordern, dass einmal Teilzeit nicht immer Teilzeit (für | |
Frauen) heißen muss. Auch Andrea Nahles tut das. Jetzt ist sie Ministerin, | |
ausgerechnet in dem Haus, das zuständig ist für Arbeit, Teilzeit und | |
verschenkte Potenziale. Jetzt hat sie die Chance, zu liefern. | |
Doch sie wird sich darauf einstellen müssen, dass sie Gegenwind bekommt. | |
Nicht nur vom Koalitionspartner, der allein mit dem Betreuungsgeld eine | |
konträre Politik verfolgt. Auch von links darf sie Angriffe erwarten. Auch | |
von Frauen. Wer hierzulande vehement für Vollzeit auch für Mütter plädiert, | |
wird rasch als kapitalismusfreundlich und frauenfeindlich angeklagt. | |
Dabei besteht kein Widerspruch zwischen linkem Denken, Kapitalismuskritik | |
und weiblicher Vollzeitbeschäftigung. Nur wird das so selten zusammen | |
gedacht. Derzeit gibt es keine Konzepte für eine befriedigende Zeitpolitik. | |
Eine, die vielen Lebensentwürfen gerecht wird. Eine, bei der Frauen sich | |
nicht entscheiden müssen zwischen Familie und Erwerbsarbeit, sondern beides | |
gleichermaßen haben können. Oder zeitversetzt. | |
Alle wollen das gute Leben. Die meisten mit Job und Kindern, jenseits der | |
traditionellen Muster. Um das zu bekommen, bedarf es der inzwischen so zur | |
Leerformel verkommenden Wahlfreiheit. | |
12 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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