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# taz.de -- Erneuerbare Energien-Gesetz: Experten warnen vor Windstille
> Die Denkfabrik Agora Energiewende befürchtet das Aus für Windkraft, wenn
> die Regierung ihre Reform umsetzt. Sie schlägt eine andere Vergütung vor.
Bild: Es braucht mehr von dieser Sorte: Die Denkfabrik Agora warnt davor, zu we…
BERLIN taz | Vor dem Risiko, dass in Deutschland bald wesentlich weniger
Windanlagen gebaut werden als nötig, warnt die Denkfabrik Agora
Energiewende. Sie plädiert deshalb dafür, die Förderung nicht so stark zu
reduzieren, wie Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) plant.
„Derartige Kürzungen könnten dazu führen, dass der Markt für Windkraftwer…
in den südlichen Bundesländern zum guten Teil zusammenbricht“, sagte
Agora-Direktor Patrick Graichen.
In einer neuen Studie, die der taz vorab vorliegt, hat die Organisation ein
alternatives Fördermodell für Windkraftwerke durchgerechnet. Die Kosten
würden so kaum steigen, und in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,
Hessen, Baden-Württemberg und Bayern könnten mehr Rotoren errichtet werden.
Bei Agora Energiewende engagieren sich Vertreter sowohl der konventionellen
Energiewirtschaft als auch von Ökofirmen. Ihr ehemaliger Chef Rainer Baake
ist inzwischen Staatssekretär von Wirtschaftsminister Gabriel und treibt
die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) voran. Die Studie
„Vergütung von Windenergieanlagen an Land“ wird am Donnerstag
veröffentlicht. Die Experten haben darin den Entwurf für das neue EEG aus
dem Ministerium überprüft, das die Förderung für Anlagen an mittleren bis
sehr guten Windstandorten um bis zu 25 Prozent absenkt.
Statt heute beispielsweise 9 Cent pro Kilowattstunde Strom würde die
Vergütung dann nur noch knapp 7 Cent betragen. Agora schlägt ein
verändertes Modell vor. Demnach würde „die Vergütung für das Jahr 2015 je
nach Standortqualität um 10 bis 20 Prozent unter das Niveau von 2013“
sinken. Kraftwerke an Orten mit mittlerem und gutem Windaufkommen erhielten
mehr Geld als im Gabriel-Modell.
## Förderung derzeit oft höher als nötig
Für sehr gute Standorte, die vor allem in Niedersachen und
Schleswig-Holstein liegen, will Agora die Förderung dagegen stärker
reduzieren. Dortige Produzenten würden dann teilweise nur noch 5,2 Cent pro
Kilowattstunde erhalten (heute etwa 6,4 Cent). Die Experten gehen davon
aus, dass die Förderung gegenwärtig oft „höher ist als erforderlich“.
Bauern, die ihre Äcker an Kraftwerksbetreiber verpachten, und die
Hersteller der Anlagen würden sich teilweise eine goldene Nase verdienen.
Laut Agora braucht Deutschland mittelfristig einen jährlichen Zubau von
etwa 4 Gigawatt (Milliarden Watt) Windstrom-Leistung an Land. Das
Gabriel-Modell könne dagegen dazu führen, dass nur Kraftwerke mit einer
Leistung bis 2,5 Gigawatt errichtet werden. Der Denkfabrik zufolge sind die
Zusatzkosten ihres Modells minimal. Statt 6,24 Cent pro Kilowattstunde soll
die Ökoumlage dadurch auf 6,32 Cent im Jahr 2018 steigen. Mittels der
Ökoumlage bezahlen die Stromverbraucher die Förderung der erneuerbaren
Energien.
Das Bundeswirtschaftsministerium wollte keinen Kommentar abgeben. Im
rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium hieß es zum Agora-Modell. „Es
bietet eine gute Basis für die weitere Diskussion.“ Ähnliches erklärt das
Umweltministerium von Baden-Württemberg: „Der Zubau von Windanlagen in
küstenferneren Gebieten würde unterstützt.“ Beide rot-grüne
Landesregierungen wiesen darauf hin, dass weniger neue Stromleitungen
gebaut werden müssen, wenn die Windkraftwerke gleichmäßiger verteilt sind.
26 Mar 2014
## AUTOREN
Hannes Koch
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