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# taz.de -- Rechter Burschenschafter in der AfD: Nolte verlässt die Bühne
> Der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Alternative tritt zurück.
> Deren Chef erklärt, Noltes rassistischer Auftritt sei ein Fehler, der
> passieren könne.
Bild: Jetzt ohne Benjamin Nolte: Der Vorstand der Jungen Alternative
BERLIN taz | Benjamin Nolte trat still und leise ab. Auch drei Tage nach
dem Rücktritt ihres stellvertretenden Vorsitzenden gab es weder auf der
Webseite der Jungen Alternative (JA) noch auf Facebook oder Twitter eine
offizielle Erklärung des Vorstandes. Nolte war Ende März [1][mit
Rassismusvorwürfen und der Mitgliedschaft in einer vom Verfassungsschutz
als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft] konfrontiert worden.
Der Burschenschaftler Nolte hatte im Jahr 2009 auf einer Festveranstaltung
des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft (DB) Mitgliedern der Kölner
Verbindung Alemannia eine Banane überreicht, nachdem diese ein
dunkelhäutiges Mitglied für die Kommers, also die hochoffizielle Feier der
Verbindung, aufgestellt hatte. Seine Aachener Verbindung verließ
„Bananen-Nolte“ daraufhin und wechselte zur vom Verfassungsschutz als
rechtsextrem eingestuften Münchener Burschenschaft Danubia.
Zeitgleich mit der medialen Berichterstattung über diese Vorfälle erschien
der [2][Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2013], in dem die Aktivitas
der Danubia – eine etwa zehn Personen umfassende Gruppe studierender
Mitglieder – als rechtsextrem eingestuft wird. Daraufhin hätten Mitglieder
des JA-Vorstandes Nolte am Wochenende gebeten, zurückzutreten, sagte der
JA-Bundesvorsitzende Philipp Ritz taz.de.
Als erstes Indiz für seinen Rücktritt verschwand das Bild von Nolte
unkommentiert von der [3][Webseite der JA]. Ritz beantwortete lediglich
einen Tweet von QuoVadisBuxe, einer [4][Initiative von Burschenschaftern
gegen Rechtsextremismus]. Diese hatte das Fehlen des Bildes bemerkt. Ritz –
alias [5][@powerphil] – kommentierte dies mit den Worten
„[6][@QuoVadisBuxe] Er ist zurückgetreten.“
## Verfassungsschutzbericht Grund für Rücktritt
Die JA ist die Jugendorganisation der AfD. Rechtlich handele es sich noch
um zwei unabhängige Organisationen, sagte Ritz. Doch der Kontakt sei sehr
eng. „Wir werden behandelt wie eine offizielle Jugendorganisation.“
Außerdem sei eine Mitgliedschaft im geschäftsführenden Vorstand der JA an
eine Mitgliedschaft in der AfD gebunden.
Ausschlaggebend für die Entscheidung, sich von Nolte trennen zu wollen, war
Ritz zufolge das Erscheinen des Verfassungsschutzberichtes. „Grundsätzlich
ist eine Mitgliedschaft in einer Organisation im rechtsextremistischen
Umfeld nicht mit der Mitgliedschaft in unserem Vorstand vereinbar“, sagte
Ritz. „Jegliche Form von Rechtsextremismus, Rassismus und Diskriminierung
ist natürlich absolut inakzeptabel.“ Er betonte jedoch, dass im
Verfassungsschutzbericht lediglich die Aktivitas der Danubia als
rechtsextrem bezeichnet werde. Nolte selbst lege Wert darauf, dort nicht
Mitglied zu sein.
Ritz erklärte, er habe von Noltes Mitgliedschaft in einer Burschenschaft,
deren Altherrenverband mit der Danubia verbunden sei, gewusst. „Mir war
aber nicht bekannt, dass diese als rechtsextremistisch eingestuft wurde.
Aber danach – also nach der Mitgliedschaft in Burschenschaften – fragen wir
nicht im Beitrittsformular.“
## „Jeder macht mal einen Fehler“
Für Ritz war der ausschlaggebende Punkt für den Rücktritt Noltes die
Kombination aus der Mitgliedschaft bei Danubia und dem Eklat auf dem
Burschentag 2009. „Jeder macht mal einen Fehler. Wenn das mehrere Jahre
danach der einzige Vorfall gewesen wäre, hätte man darüber hinwegsehen
können.“
Ritz meint, was er sagt. Von dem Vorfall mit der Banane hätte Nolte ihm
bereits vor einigen Wochen berichtet. „Er sagte, man habe ihm zugetragen,
dass das Thema von außen an uns herangetragen werden könnte“, sagte Ritz.
„Ein solcher Vorfall passt nicht mit unseren Werten zusammen.“ Trotzdem war
Noltes Geständnis für Ritz offenbar kein Grund, ihm einen Rücktritt
nahezulegen. Dies geschah erst nach dem Erscheinen des
Verfassungsschutzberichtes.
Die DB handelte 2009 entschlossener als die JA. Noltes Beteiligung an dem
Vorfall auf dem Burschentag war Grund genug für einen Rücktritt Noltes von
seinem Amt als Verbandsobmann für Politik und Kultur. Ritz' Argument, der
Verfassungsschutzbericht des Jahres 2013 sei ausschlaggebend für die
Entscheidung des Vorstandes gewesen, ignoriert zudem die Tatsache, dass die
Aktivitas der Danubia auch [7][im Bericht von 2011 als rechtsextrem
bewertet] wird. Nolte, der nach wie vor AfD-Mitglied ist, wollte sich
gegenüber der taz nicht zu seinem Rücktritt äußern.
Update: Die JA hat inzwischen [8][auf ihrer Website] offiziell den
Rücktritt Noltes erklärt. Dort heißt es, dass die „Mitgliedschaft im
Altherrenverband der Burschenschaft Danubia nicht mit dem genannten Amt
vereinbar“ sei. Im Zuge der Diskussion um Nolte sei auch Vorstandsbeisitzer
Reimond Hoffmann zurückgetreten.
1 Apr 2014
## LINKS
[1] /Burschi-in-der-Nachwuchs-AfD/!135649/
[2] http://www.verfassungsschutz.bayern.de/imperia/md/content/lfv_internet/serv…
[3] http://www.jungealternative.com/info/vorstand/
[4] http://burschenschafterpacktaus.wordpress.com/
[5] http://twitter.com/powerphil
[6] https://twitter.com/QuoVadisBuxe
[7] http://www.verfassungsschutz.bayern.de/imperia/md/content/lfv_internet/verf…
[8] http://www.jungealternative.com/benjamin-nolte-tritt-zurueck/
## AUTOREN
Dinah Riese
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