| # taz.de -- Die AfD und der rechte Rand: National statt liberal | |
| > In der Patriotischen Plattform sammeln sich stramm-rechte AfD-Mitglieder, | |
| > unter ihnen auch ein alter Bekannter. Die Partei lässt das geschehen. | |
| Bild: Stammtischatmosphäre: Parteitag der AfD Bayern | |
| BERLIN taz | Ganz rechts außen ist in der Alternative für Deutschland (AfD) | |
| ganz viel Platz. Weil die Partei nicht gewillt ist einen klaren Trennstrich | |
| zum rechtsextremen Milieu zu ziehen, wächst der Einfluss von Strömungen, | |
| die die Partei noch weiter in Richtung Nationalismus verschieben wollen, | |
| immer weiter. | |
| Gut nachvollziehen lässt sich diese Entwicklung an Benjamin Nolte. Zwar | |
| musste der extrem rechte Burschenschaftler im März von seinem | |
| Vorstandsposten in der Jugendorganisation Junge Alternative (JA) | |
| zurücktreten, doch seinem Einfluss innerhalb der Partei hat das kaum | |
| geschadet. Anfang Dezember gründete Nolte die „Patriotischen Plattform“ in | |
| Bayern. In diesem Zusammenschluss organisieren sich AfD-Mitglieder, die | |
| sich „nationalliberal“ nennen, aber besonders die erste Hälfte des Wortes | |
| betonen. Eine offizielle Parteigliederung ist die Plattform nicht, doch die | |
| fehlende Distanzierung aus der Parteiführung lässt ihnen viel | |
| Entfaltungsraum. | |
| Vor sieben Monaten sah es kurzzeitig so aus, als wäre Noltes Karriere in | |
| der AfD beendet. Nach einer [1][Berichterstattung über seine Verbindungen | |
| ins rechtsextreme Milieu] zog sich Nolte [2][aus dem JA-Vorstand zurück]. | |
| Die taz hatte seine Mitgliedschaft im Altherrenverband der vom bayerischen | |
| Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Münchener Burschenschaft | |
| Danubia öffentlich gemacht und über einen rassistischen Vorfall auf einer | |
| Festveranstaltung der Deutsche Burschenschaft (DB) 2009 in Eisenach | |
| berichtet. Damals hatte Nolte gegen einen schwarzen Burschen gehetzt und | |
| mit einer Bananen-Übergabe provoziert. | |
| ## Begrenzte Aufregung | |
| Doch die Empörung in der AfD hielt sich in Grenzen. Mit Noltes Verzicht auf | |
| sein Amt in der Jungen Alternative war die Angelegenheit erledigt. Ein | |
| Ausschlussverfahren gegen ihn wurde nicht angestrengt, zu gering seien die | |
| Erfolgsaussichten, [3][urteilte Parteichef Bernd Lucke]. Eine Abgrenzung | |
| von Nolte blieb aus. Der rassistische Eklat liege lange zurück und sei | |
| unter Alkoholeinfluss geschehen, außerdem habe sich Nolte wiederholt | |
| entschuldigt, hieß es damals allenthalben. | |
| Nolte trat seitdem als Wahlkämpfer der Münchner AfD im Europawahlkampf, als | |
| Security bei Parteiveranstaltungen und auch beim Landesparteitag der AfD | |
| Bayern in Erscheinung, wie Recherchen von Robert Andreasch vom | |
| antifaschistischen [4][a.i.d.a Archiv München] belegen. Auch bringe Nolte | |
| zu Veranstaltungen „tischweise Burschenschaftler“ mit. Umstritten scheint | |
| der Partei-Rechtsaußen nicht zu sein, „sonst würden sie ihn nicht nach | |
| außen präsentieren“, sagt Andreasch. | |
| Zusammen mit einigen Burschenschaftlern und Ex-Mitgliedern der | |
| rechtsextremen Kleinstpartei Die Freiheit hat Nolte nun also die | |
| Patriotische Plattform in Bayern gegründet. Ganz nach dem Vorbild Sachsens, | |
| wo sich der rechte Parteiflügel schon seit Monaten in der Plattform | |
| organisiert. | |
| Die dort versammelten Patrioten bekämpfen den als zu liberal kritisierten | |
| Kurs von Parteichef Lucke. Dabei ist ihnen keine Aussage zu radikal, kein | |
| Ressentiment zu weit hergeholt, kein Populismus zu billig. In der | |
| Gründungserklärung heißt es in fast schon völkischem Tonfall: „Das deutsc… | |
| Volk ist die Gesamtheit der Menschen, die unsere Kultur tragen.“ | |
| Was die Plattform vermutlich als Liberalismus versteht, schiebt sie | |
| hinterher: „Wir sind gerne Deutsche und heißen jeden in unserer Mitte | |
| willkommen, der unsere Sprache spricht, der sich wie wir mit unserem Land | |
| identifiziert und sich als Deutscher versteht, ganz gleich, wo seine Eltern | |
| geboren sind.“ | |
| ## Gemeinsame Sache mit Pegida | |
| Aus diesem Selbstverständnis heraus, wollen die Mitglieder der Plattform | |
| die AfD zum parlamentarischen Arm der Pegida-Bewegung machen. Was Pegida | |
| noch fehle, sei „eine Partei, die den Protest in die Parlamente trägt“, | |
| schrieb Hans-Thomas Tillschneider, Mitglied des sächsischen | |
| Landesvorstandes der AfD und der Patriotischen Plattform unlängst auf der | |
| Website der Plattform. „Das wahre Problem ist der langsame und stete Prozeß | |
| der Verwirklichung von mehr und immer mehr Islam“, heißt es dort weiter. | |
| Aus der AfD hört man zu den Inhalten und Bestrebungen der Plattform wenig. | |
| Bayerns Landesvorsitzender Andre Wächter verweist auf Nachfrage der taz | |
| darauf, dass die Mitgliedschaft der Partei eben „heterogen“ sei, er daher | |
| „keine Probleme“ mit dem Zusammenschluss habe. Auch die Teilnahme einiger | |
| AfDler an einer Pegida-Demo in Würzburg sei „deren gutes Recht“. | |
| Andererseits betont Wächter, dass es sich um keine Organisationsstruktur | |
| der AfD handele. Denselben Status hatte anfänglich auch die Junge | |
| Alternative, bis sie schließlich offiziell anerkannt wurde. Befürworte er | |
| solch einen Weg auch für die Patriotischen Plattform? „Das muss die | |
| Bundesebene der Partei entscheiden.“ | |
| Auch Uwe Wurlitzer, Generalsekretär im von Frauke Petry geführten | |
| sächsischen Landesverband der AfD, sieht den Bundesverband in der | |
| Verantwortung. Doch erstmal müsse sich die Partei ein Programm geben, um | |
| über eine mögliche offizielle Anerkennung der Plattform zu entscheiden. | |
| Obwohl die Plattform in Sachsen seit Monaten stark vertreten und prominent | |
| besetzt ist, sagt Wurlitzer, er habe sich mit „deren Inhalten noch nicht | |
| beschäftigt“. | |
| Die Begeisterung der Plattform-Mitglieder für die Pegida-Demonstrationen | |
| hält auch Wurlitzer nicht für problematisch. Gegenüber der taz bestätigte | |
| er, dass die Organisatoren der Dresdner Demo von der Fraktion in den | |
| Landtag eingeladen wurden. Das Treffen solle im Januar stattfinden. | |
| Wurlitzer und Wächter stehen durchaus repräsentativ für den Kurs der | |
| Gesamtpartei. Wohl in dem Wissen, dass die Patrioten näher an der Stimmung | |
| der Parteibasis sind als der um sein Überleben kämpfende Flügel um Lucke | |
| und Hans-Olaf Henkel, lässt man sie gewähren und vermeidet inhaltliche | |
| Kritik. Solange die Strömung kein offizielles Parteiorgan ist, kann man | |
| sich bei kritischen Nachfragen bedeckt halten. Für Nolte und Konsorten ist | |
| das eine positive Nachricht. Vielleicht macht Bananen-Nolte doch noch | |
| Karriere in der AfD. | |
| 21 Dec 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] /!135649/ | |
| [2] /Rechter-Burschenschafter-in-der-AfD/!135944/ | |
| [3] http://www.tagesspiegel.de/politik/kein-parteiausschluss-bei-burschenschaft… | |
| [4] http://www.aida-archiv.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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