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# taz.de -- Kommentar AfD-Parteitag: Die Ein-Personen-Partei
> Zum ersten Mal hat sich die Basis der rechtspopulistischen AfD gegen
> Parteichef Bernd Lucke gestellt. Die Partei könnte unberechenbar werden.
Bild: Verhindert er das Schlimmste oder hat er es selbst geschaffen? Bernd Lucke
Es ist der erste Riss. Mit breiter Mehrheit stimmte die AfD auf ihrem
Parteitag in Erfurt [1][gegen die von der Parteispitze vorgelegte neue
Satzung.] Erstmalig erhob sich die Basis der AfD damit gegen ihr schier
übermächtiges Oberhaupt: Parteichef Bernd Lucke.
Der muss sich sehr sicher gefühlt haben. Denn seine Satzung hätte vor allem
einem mehr Macht garantiert: ihm selbst. Trotz allen Gegenwinds aber
brachte Lucke den Entwurf auf dem Parteitag ein. Nur war der Widerspruch
zur selbstpostulierten Basisdemokratie zu offensichtlich – die Mitglieder
stellten sich quer.
Wie sehr die Partei aber weiter an ihrem Anführer hängt, zeigte sich wenig
später: Da schenkte sie Lucke bereits wieder Ovationen. Sie weiß, dass sie
ihren Erfolg vor allem ihrem Chef zu verdanken hat. Nur ein Jahr nach
Gründung Jahr wird die AfD wohl mit achtbarem Ergebnis ins EU-Parlament
einziehen, im Herbst verpasste sie den Bundestag nur denkbar knapp. Weil
sie ein braches politisches Terrain bediente, rechts der Union. Und weil
dieses Rechtsaußen nicht durch einen Demagogen, sondern einen eloquenten
Ökonomieprofessor aus Hamburg verkauft wurde: Lucke.
Die Gefolgschaft birgt aber auch Gefahr. Denn die Basis, die in Erfurt
reihenweise selbstverständlich mit der rechten Postille Junge Freiheit im
Saal saß, kann auch anders. Immer wieder stellten Mitglieder in Erfurt
Rechtsaußen-Anträge: Der Begriff des politischen Flüchtlings solle nicht
„ausgedehnt“, die Scharia abgelehnt, „ideologische Beeinflussung“ an
Schulen beendet werden. Lucke hielt jedes Mal Gegenreden – und stimmte den
Parteitag um.
Wohin die AfD steuert, hängt also an ihm. Auch Lucke ist kein Liberaler: Er
schimpfte auf Medien, kritisierte „Asylmissbrauch“. Aber Lucke rang dem
Parteitag auch Applaus für den Satz ab, die AfD „diskriminiert nicht nach
Rasse, Religion oder sexueller Orientierung“.
Bisher hält der Chef die AfD vor allzu extremen Ausreißern ab. Die
Spannungen in der Partei aber, die zwischen enttäuschten FDPlern und
Erzkonservativen balanciert, sind enorm. Fügen sie der Autorität ihres
Parteiobersten weitere Risse zu, dann könnte die AfD zu einem
unberechenbaren Irrläufer werden.
23 Mar 2014
## LINKS
[1] /AfD-vor-der-Europawahl/!135374/
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Bernd Lucke
Europawahl 2014
Junge Alternative (AfD)
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Europawahl
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