# taz.de -- Vegane Ernährung: Zu fett, zu salzig | |
> Viele tierfreie Lebensmittel sind nicht automatisch gesund, zeigt die | |
> Verbraucherzentrale Hamburg. Auch an der Kennzeichnung mangelt es. | |
Bild: Protest gegen unkritischen Fleischkonsum in London – aber vegan ist nic… | |
BERLIN taz | Tierfreie Cocktailwürstchen, Lachsfilet aus Soja oder | |
Milchersatz – vegane Lebensmittel sind in. Aber sind sie auch gesund? Die | |
Verbraucherzentrale Hamburg hat 20 Alternativprodukte geprüft, und zwar | |
unter den gleichen Kriterien, die sie auch auf tierische Lebensmittel | |
anwenden würde: Fettgehalt, Salzgehalt, Zutatendeklaration, Nachhaltigkeit, | |
Zusatzstoffe, Transparenz. Das Urteil: weitgehend negativ. | |
Vegane Nahrungsmittel enthalten keinerlei tierische Bestandteile wie | |
Fleisch, Milch oder Käse. Zwar ernähren sich so dem Vegetarierbund | |
Deutschland zufolge bisher nur rund 1 Prozent der Bevölkerung. Aber der | |
Umsatz mit tierfreien Lebensmitteln steigt. Besonders in vielen Medien wird | |
eine vegane Ernährung als gesunde Alternative präsentiert. | |
Vier der von der Verbraucherzentrale untersuchten Produkte fielen jedoch | |
durch einen zu hohen Fettgehalt unangenehm auf, fünf wegen zu viel | |
gesättigter Fettsäuren und fünf wegen zu viel Salz. | |
Auch bei Aromen und Zusatzstoffen schnitten viele Produkte nicht besser ab | |
als herkömmliche Lebensmittel. „Vor allem die Produktion von Fleisch-, | |
Wurst- und Käseimitaten geht meist mit einem größeren Einsatz von Aromen | |
und Zusatzstoffen einher, weil die Herstellung oder ein annehmbarer | |
Geschmack sonst gar nicht möglich wäre“, so die Verbraucherzentrale. | |
„Veganer sollten wissen, dass es sich bei den speziell auf ihre Bedürfnisse | |
zugeschnittenen Fertiglebensmitteln nicht um naturreine Produkte handelt“, | |
erläutert Silke Schwartau, Ernährungsexpertin der Organisation. Die Angabe | |
„pflanzlich“ sei eben nicht, wie oft angenommen werde, gleichbedeutend mit | |
„natürlich“. | |
## Herkunft der Rohstoffe | |
Auch auf Nachfrage der Verbraucherzentrale machten 40 Prozent der | |
Hersteller keine Angaben über die Herkunft ihrer Rohstoffe. In den | |
wenigsten Fällen stammten die Zutaten aus regionalem Bioanbau, der | |
Pestizide und lange Transportstrecken vermeidet. | |
Zudem kritisiert die Verbraucherzentrale, dass die vielen Siegel auf | |
veganen Produkten verwirren würden – beispielsweise durch eine | |
Doppelkennzeichnung „vegetarisch“ und „vegan“ auf einem Produkt oder | |
„merkwürdige Begrifflichkeiten wie ’ethisch‘“. Die mangelnde Kontrolle | |
könnte dazu führen, dass das Produkt versteckte tierische Bestandteile | |
enthält – etwa auf tierischer Grundlage erzeugte Aromen oder Gelatine als | |
Klärstoff in Wein und Säften. „Auch die, die es damit sehr genau nehmen, | |
haben ein Recht darauf, das zu erfahren“, sagt Schwartau. | |
Nicht untersucht hat die Verbraucherzentrale, ob vegane Lebensmittel | |
genügend Eisen oder Vitamin B 12 enthalten. Diese lebenswichtigen | |
Nährstoffe können Menschen schwer oder gar nicht aus rein pflanzlichen | |
Lebensmitteln aufnehmen. Eine künstliche Anreicherung veganer Produkte mit | |
Vitaminen und Eisen lehnt Schwartau ab. Sonst seien Überdosierungen | |
möglich. | |
Der Vegetarierbund weist darauf hin, dass auch bei Vegetarieren und | |
Veganern der Speiseplan „überwiegend aus Obst und Gemüse sowie | |
Hülsenfrüchten und Vollkorngetreideprodukten bestehen sollte. Wenig | |
verarbeitete Lebensmittel sind immer gesünder als solche, die stark | |
verarbeitet wurden“, so die Organisation. | |
3 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
Esther Widmann | |
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