| # taz.de -- Grüne Bürgermeisterin zum O-Platz: „Eine neue Besetzung dulden … | |
| > Die Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann erklärt, warum sie | |
| > die Polizei rief und wie es auf dem Oranienplatz weitergehen soll. | |
| Bild: Auch Monika Herrmann (Mitte links) war dabei, als der Senat freudig die E… | |
| taz: Frau Herrmann, Sie haben zur Räumung des Oranienplatzes die Polizei | |
| gerufen. Das macht eine Kreuzberger Bürgermeisterin auch nicht alle Tage. | |
| Wie hat sich das angefühlt? | |
| Monika Herrmann: Das hatte schon ein enttäuschendes Moment. Ich war neun | |
| Stunden auf dem Platz. Wir haben uns über jede Stunde gefreut, in der der | |
| freiwillige Abbau gut vonstatten ging. Je später der Nachmittag wurde, | |
| desto schwieriger wurde aber die Situation. Es gab Leute, die die | |
| Flüchtlinge daran hinderten, die Hütten abzubauen. Vor allem wurden | |
| Mitarbeiter des Bezirksamts daran gehindert, den Platz zu sichern. Da | |
| mussten wir um Vollzugshilfe bitten. | |
| Jetzt haben Sie einen Konflikt weniger an der Backe. Sind Sie erleichtert, | |
| dass Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) das für Sie geregelt hat? | |
| Wir als Bezirk konnten die Situation gar nicht regeln. In unserer Macht | |
| stand es, den Platz besetzt sein zu lassen. Mit dieser Haltung haben wir | |
| erreicht, dass der Senat zur Kenntnis nehmen musste: Flüchtlingsfragen sind | |
| keine bezirklichen Fragen. Wir hätten ja gar keine Verhandlungen über | |
| Aufenthalt und Duldung führen können. | |
| Frau Kolat hat auch keine Ausnahmeregelungen für die Flüchtlinge | |
| durchgesetzt. | |
| Das stimmt so nicht ganz. Sicherlich konnte Frau Kolat keine Garantien | |
| geben. So etwas wie eine Gruppenlösung war mit CDU-Innensenator Frank | |
| Henkel nicht zu machen. Dass aber zum Beispiel Leute aus anderen | |
| Bundesländern ihr Verfahren nach Berlin verlegt bekommen, ist ihren | |
| Verhandlungen zu verdanken. | |
| Im Einigungspapier steht davon nichts. | |
| Es ist aber so. Die Tauschs sind zum Teil schon vollzogen. | |
| Die linke Szene wirft Ihnen und dem Senat vor, Sie hätten die Flüchtlinge | |
| gespalten und für sich instrumentalisiert. | |
| Für was sollte ich wen instrumentalisiert haben? Außer einer Menge sehr | |
| kritischer Berichterstattung hat es für mich persönlich bei dieser Sache | |
| keinen Mehrwert gegeben. Was die Spaltung angeht: Es stimmt, dass eine | |
| große Gruppe das Angebot des Senats annehmen will. Dann gibt es eine Gruppe | |
| von Flüchtlingen mit unterschiedlichem Status, die lieber eine Gesamtlösung | |
| möchten. Die sind der Meinung, dass das Symbol des Schlafens wichtig ist, | |
| damit man nicht den Mantel des Vergessens über den Protest legen kann. | |
| Diese Gefahr besteht. | |
| Aber die Alternative wäre gewesen, dass Henkel irgendwann den Platz räumt. | |
| Dann hätte es für niemanden ein Angebot gegeben. Die Auseinandersetzung um | |
| Flüchtlingspolitik muss natürlich weitergeführt werden. Und natürlich muss | |
| man das Thema auf der Straße halten – aber nicht, indem die Leute da | |
| schlafen. Wenn ich mir anschaue, wie Kotti und Co. den Mietprotest seit | |
| drei Jahren am Leben halten, dann frage ich: Warum soll das am Oranienplatz | |
| nicht möglich sein? | |
| Wie geht es denn weiter mit dem Oranienplatz? | |
| Der Platz wird renaturalisiert. Der kleine Container für den Infopoint muss | |
| ausgetauscht werden durch einen größeren mit Wasser, Strom, Wärme. Ich habe | |
| mit Frau Kolat besprochen, dass es wichtig ist, den bald aufzustellen. Dann | |
| hoffe ich, dass neue Besetzungen nicht mehr sein müssen, weil die Leute | |
| wissen: Man kann vom O-Platz auch Aktionen starten ohne Besetzung. | |
| Der Platz ist politisch hoch aufgeladen. Die Gefahr, dass sich wieder Leute | |
| dort niederlassen, besteht jederzeit. | |
| Dazu haben wir im Bezirksamt mit Grünen, Linken und SPD einen einstimmigen | |
| Beschluss gefasst: Das dulden wir nicht mehr. | |
| 9 Apr 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Antje Lang-Lendorff | |
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