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# taz.de -- Baubeginn an der A7: Jetzt wird gedeckelt
> Die Bauarbeiten für eine breitere Stadtautobahn A 7 haben begonnen. Und
> in zehn Jahren soll Deutschlands längstes begehbares Straßendach dann
> fertig sein
Bild: Unter die Erde: Der Elbtunnel wird auch mit dem neuen Deckel ein Nadelöh…
HAMBURG taz | Hamburg wird wiedervereinigt. Zumindest auf rund 3,5
Kilometer Länge wird die Asphaltschneise, die den Westen der Stadt
zerschneidet, abgedeckt. Heute beginnen die Bauarbeiten für Deutschlands
längsten Autobahndeckel, der die begehbare Fläche Hamburgs um rund 25
Hektar vergrößern wird: Kleingärten, Parks, Spielplätze, Marktplätze und
Radwege sollen bis Anfang des nächstens Jahrzehnts auf dem Deckel
entstehen.
Zunächst soll die Autobahn A 7, die nördlich des Elbtunnels auf weiten
Strecken in einer rund sieben Meter tiefen Rinne verläuft, auf bis zu zehn
Fahrspuren verbreitert werden. Neue Lärmschutzwände werden von einem 1,4
Meter dicken Betondach abgedeckt. Darauf sollen 1,2 Meter Erdreich
aufgeschüttet werden, damit etwa 500 nahe gelegene Kleingärten umziehen
können. Auf den bisherigen von der Stadt an die Schreber verpachteten
Kleingartenflächen zwischen Altonaer Volkspark und Bahrenfelder
Trabrennbahn sollen fast 2.000 Häuser und Wohnungen errichtet werden.
„Ohne Dach ist Krach“ heißt die Initiative der Befürworter, die vorigen
Mittwoch ihren 20. Gründungstag feierte. Sie wollen den Deckel, um in Ruhe
leben zu können. Denn die Autobahn A 7 wird auf Hamburger Gebiet täglich
von rund 150.000 Fahrzeugen befahren, jedes siebte ist ein Lkw. Damit ist
dieser Abschnitt die meistbefahrene Stadtautobahn in Europa. Für 2025 sagen
die Prognosen 165.000 Fahrzeuge am Tag voraus. Das wäre etwa das Dreifache
im Vergleich zu den Prognosen beim Bau. Dieser „Irrsinn der 60er Jahre“,
eine Autobahn durch dichtbesiedelte Stadtteile zu bauen, müsse abgemildert
werden, so die Initiative.
Die Gegner des Projekts sind vor allem die Schrebergärtner, die sich in der
seit 15 Jahren bestehenden Initiative „Apfelbaum braucht Wurzelraum“
organisieren. Sie wollen nicht auf die Deckel umziehen. Das sei eine
„unsinnige natur- und menschenfeindliche Kleingartenzerstörung“, so die
Initiative. Sie seien nicht prinzipiell gegen den Deckel, aber gegen die
konkrete Planung. Die Initiative wird wohl erfolglos bleiben. Denn die
Stadt braucht die Erlöse aus den Grundstücksverkäufen der Gärten. Die
erhofften 127 Millionen Euro sollen in den Hamburger Anteil an den
Deckelkosten von rund 167 Millionen Euro fließen. Den Löwenanteil der
Baukosten trägt mit gut 600 Millionen Euro der Bund – es handelt sich ja um
eine Bundesautobahn.
Am Montag beginnen die Arbeiten mit dem Abriss der fast 400 Meter langen
Langenfelder Brücke in Stellingen. Das werde „eine Operation am offenen
Herzen“, heißt es in der Verkehrsbehörde. Bei laufendem Verkehr soll diese
Autobahnbrücke abgerissen und neu gebaut werden – erst die östliche
Fahrbahn, dann die westliche. Vier Jahre lang werden sich die Autos
zweispurig in beide Richtungen über den jeweils anderen Brückenteil quälen
müssen. Die Deutsche Bahn, deren Züge unter der Baustelle durchfahren, hat
bereits reagiert und setzt auf der Strecke mehr und längere Regionalzüge
ein.
2018 soll die neue Brücke stehen und der Verkehr auf acht Spuren fließen.
Die Kosten einschließlich Lärmschutzmaßnahmen gibt die Planungs- und
Baugesellschaft Deges mit 80 Millionen Euro an. Die Gesamtkosten für den A
7-Ausbau auf Hamburger Gebiet beziffert die Deges auf 775 Millionen Euro.
2022 sollen die Arbeiten in Altona abgeschlossen sein.
Auch in Schleswig-Holstein wird gebaut. Ab Herbst beginnt der Ausbau
südlich des Bordesholmer Dreiecks. Auf sechs Spuren soll die Autobahn von
dort bis zur gut 60 Kilometer entfernten Landesgrenze Hamburgs erweitert
werden. Vier Jahre soll das dauern. Letztlich wird das gesamte Projekt der
Verbreiterung und Überdeckelung mindestens acht Jahre dauern. Frühestens
2022 wird Deutschlands längste begehbare Autobahn fertig sein.
4 May 2014
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Hamburg
Autobahn
A7
Lärm
Stadtentwicklung
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A20
Autobahn
Ausbau
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werden.
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