# taz.de -- Umstrittene Privatfinanzierung: Wer soll für die A 7 zahlen? | |
> Das Bundesverkehrsministerium setzt beim Ausbau der A 7 auf private | |
> Investoren. Dabei gibt es gute Argumente für eine öffentliche | |
> Finanzierung. | |
Bild: Mit dem Ausbau der Autobahn 7 wurde schon begonnen: Aber über die Finanz… | |
HAMBURG taz | Der Ausbau der längsten deutschen Autobahn kann im Herbst | |
beginnen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat am Dienstag | |
den milliardenschweren Zuschlag für das „Verfügbarkeitsmodell A 7“ | |
vergeben. Damit tritt der Ausbau des 65 Kilometer langen Teilstücks | |
zwischen dem Autobahndreieck Bordesholm bei Kiel und dem Autobahndreieck | |
Hamburg-Nordwest in seine heiße Phase ein. | |
Allein die Kosten für Grundstückserwerb und Bau beziffert der federführende | |
öffentliche Projektentwickler Deges auf 1.013,5 Millionen Euro, also auf | |
rund eine Milliarde Euro. | |
Den Zuschlag für das zum Teil öffentlich und zum Teil privat finanzierte | |
Projekt erhielt neben dem mittelständischen Unternehmen Kemna aus Pinneberg | |
ausgerechnet der Baukonzern Hochtief, der sich in Hamburg mit seiner | |
Marathonbaustelle Elbphilharmonie einen Namen gemacht hat. Bis in die | |
2020er-Jahre dürfte nun auf dem viel befahrenen nördlichen Teilstück der | |
Autobahn 7 gebuddelt und gebaut werden. | |
Verkehrsminister Dobrindt nutzte die Vorstellung des in Norddeutschland | |
heiß diskutierten Projektes, um eine Hymne auf öffentlich-private Projekte | |
(ÖPP) anzustimmen: „Geeignete Strecken können durch Beteiligung privater | |
Konsortien zügiger fertiggestellt werden.“ Und die Autobahn 7 sei da nur | |
ein Anfang. Die schwarz-rote Bundesregierung werde ÖPP sogar noch „weiter | |
ausbauen“, sagte der Minister. | |
Dabei hatte der Bundesrechnungshof erst kürzlich beanstandet, dass fünf der | |
bisher sechs ÖPP-finanzierten Autobahnprojekte für den Steuerzahler zwei | |
Milliarden Euro teurer geworden seien, als es eine klassische Finanzierung | |
durch den Staatshaushalt gewesen wäre. | |
Auch der gewerkschaftsnahe Automobilklub ACE steht dem A 7-Geschäft | |
skeptisch gegenüber. „Wir können die Euphorie nicht teilen, die der | |
Bundesverkehrsminister an den Tag legt“, sagte der Vorsitzende des ACE, | |
Stefan Heimlich. „Wer unseren Wirtschaftsstandort sichern will, darf | |
Aufgaben der Daseinsvorsorge nicht zum Spielball von Finanzinvestoren | |
machen.“ | |
Dobrindt reagiert auf diese Kritik mit einem neuartigen | |
Finanzierungsinstrument. Die sogenannte zweite Staffel öffentlich-privater | |
Partnerschaften beginne mit einem neuen Finanzierungsmodell, sagte er. | |
Bisher wurden für ÖPP-Projekte ausschließlich Bankkredite aufgenommen. Für | |
den bis zu achtstreifigen Ausbau der Autobahn 7 soll nun ein Großteil des | |
notwendigen Milliardenbetrages über eine Anleihe bei privaten Investoren | |
eingesammelt werden. | |
Solche neuartigen Projektanleihen werden zudem durch die Europäische Union | |
gefördert, deren Verkehrspolitik zunehmend auf markwirtschaftliche Lösungen | |
setzt. Für Dobrindt hat das A 7-Projekt daher sogar europäischen | |
„Pilotcharakter“, wie er sagte. | |
Bei dem ÖPP-Modell an der A 7 bekommt das private Konsortium vom Bund als | |
Auftraggeber eine monatliche Vergütung, die davon abhängt, wie die Strecke | |
für den Verkehr verfügbar ist. | |
Über die Höhe schweigt man in Berlin. Statt der Banken wird die Amsterdamer | |
Fondsgesellschaft DIF am Autobahnbau mitverdienen, denn der ÖPP-Spezialist | |
wird die A 7-Anleihe managen. Angesichts der historisch niedrigen Zinssätze | |
für Bankkredite könnte Dobrindt hier ein teures Eigentor geschossen haben. | |
25 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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