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# taz.de -- Neue NSU-Ausschüsse in den Ländern: Zu viele Fragen sind noch off…
> Mehrere neue Untersuchungsausschüsse sollen sich mit der NSU-Mordserie
> beschäftigen. Parteiübergreifend wird Aufklärung gefordert.
Bild: Warum die Probsteingasse in Köln Anschlagsziel wurde, soll ein Untersuch…
KÖLN/BERLIN taz | „Lebensmittel/Getränkeshop Gerd Simon“ hieß der kleine
Laden in der Kölner Probsteigasse. Dass er von einer iranischstämmigen
Familie betrieben wurde, war von außen nicht zu erkennen. Auch lag das
Geschäft in einem Stadtteil mit geringer Migrantenquote.
Warum also wählten die Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt für
ihren Anschlag im Januar 2001 das Geschäft der Familie M.? Hatten sie
Tippgeber vor Ort? Bis heute sind diese Fragen offen. Und sie werden nun
auch einen Untersuchungsausschuss in Nordrhein-Westfalen beschäftigen.
Die Piraten hatten ihn schon länger gefordert, am Dienstag beschloss die
CDU-Fraktion, die Einsetzung nach der Sommerpause zu beantragen. Die Opfer
hätten „das Recht, dass jede Ungereimtheit aufgeklärt wird,“ so
CDU-Fraktionschef Armin Laschet. SPD, Grüne und FDP erklärten sogleich ihre
Unterstützung – obwohl sie sich kurz zuvor noch skeptisch gezeigt hatten.
In NRW wird dem NSU nicht nur die Explosion in der Probsteigasse
zugerechnet, sondern auch der Anschlag in der Kölner Keupstraße im Juni
2004, der Mord an dem Dortmunder Kioskbesitzer Mehmet Kubasik im April 2006
und weitere, ungeklärte Taten wie der Anschlag auf die Düsseldorfer
S-Bahn-Station Wehrhahn im Juli 2000, bei dem zehn Kontingentflüchtlinge
aus der Exsowjetunion verletzt wurden.
## Unklarheiten über Verfassungsschutz
Laut CDU sollen auch diese Fälle im Ausschuss aufgearbeitet werden –
genauso wie die Frage etwaiger NSU-Helfer vor Ort, das Versagen der
Ermittlungsbehörden und die Rolle von V-Leuten. Die Grünen wollen zudem,
dass sich mit der militanten Neonaziszene im Land insgesamt
auseinandergesetzt wird.
Das Drängen auf weitere Aufklärung im NSU-Komplex kommt nicht nur aus NRW.
Auch in Hessen startet demnächst ein Ausschuss. Hier sind es vor allem
Ungereimtheiten um einen Landesverfassungsschützer, der beim NSU-Mord in
Kassel 2006 mit am Tatort war.
Auch in Hamburg wollen Anwälte des Mordopfers Süleymann Tasköprü einen
Ausschuss. In Baden-Württemberg, wo der letzte NSU-Mord an der Polizistin
Michèle Kiesewetter stattfand, wird diese Forderung schon seit Längerem von
Experten und der Linkspartei gestellt.
Die Grünen brachten kürzlich sogar einen erneuten Bundestagsausschuss ins
Spiel. Die vielen offenen Fragen, besonders um den Verfassungsschutz,
müssten „rückhaltlos aufgeklärt“ werden, so Fraktionsvize Konstantin von
Notz. „Wir behalten uns die Einsetzung eines zweiten
Untersuchungsausschusses ausdrücklich vor.“
5 Jun 2014
## AUTOREN
Pascal Beucker
Konrad Litschko
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
Keupstraße
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Armin Laschet
Schwerpunkt Rassismus
Baden-Württemberg
Schwerpunkt Rassismus
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
NSA-Skandal
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Verfassungsschutz
Hannah Arendt
Schwerpunkt Neonazis
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