# taz.de -- Freihandelsabkommen EU-USA: „Dieser Aufreger ist nicht tot“ | |
> Die Behörden halten Chlorhühner für unbedenklich. Haben sich TTIP-Gegner | |
> ein falsches Symbol ausgesucht? Campact-Aktivistin Strasser sagt: Nein. | |
Bild: Glückliche Hühner bewundern ein Ei: Hat bäuerliche Landwirtschaft auch… | |
taz: Frau Strasser, die mit Chlor desinfizierten Hühnchen stehen im Aufruf | |
zu Ihrer Kampagne gegen das geplante Handelsabkommen TTIP von USA und EU | |
gleich an zweiter Stelle. Jetzt sagt das Bundesinstitut für | |
Risikobewertung, Chlorhühner seien gar keine Gesundheitsgefahr für den | |
Verbraucher. Haben Sie sich geirrt? | |
Maritta Strasser: Nein. Wir müssen keinen unserer Kampagnentexte ändern. | |
Wir haben nie behauptet, dass Chlorhühnchen der Gesundheit schaden. | |
Haben Sie das suggeriert? | |
Wir haben nur gesagt, dass wir dieses Geflügelfleisch nicht auf unserem | |
Teller haben wollen. Das reicht. Natürlich ist der eine oder andere auch | |
der Meinung, dass es gesundheitsschädlich ist. Aber für uns ist das | |
berühmte Chlorhühnchen lediglich ein Symbol. | |
Wofür? | |
Die Hühnchen werden doch nur deshalb mit Chlor desinfiziert, weil die Tiere | |
in den Massenanlagen so schlecht gehalten werden, dass ihr Fleisch eine | |
regelrechte Keimbombe ist. Beim Freihandelsabkommen geht es im Bereich | |
Agrar darum, dass die US-Landwirtschaft in viel stärkerem Maße | |
industrialisiert ist als die europäische. Bäuerliche Landwirtschaft würde | |
hier noch schwieriger werden, wenn die EU ihren Markt weiter öffnet. | |
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) behauptet sogar, dass | |
Chlordesinfektion für den Konsumenten besser wäre. Könnte das | |
Handelsabkommen den Verbraucherschutz bei Lebensmitteln erhöhen? | |
Das sehe ich nicht. Das BfR hat absichtlich kurzsichtig gedacht und sich | |
nur das fertige Produkt angeguckt, ob das nun ein gesundheitliches Problem | |
ist oder nicht. Dann kann man natürlich zu einem solchen Ergebnis kommen. | |
Aber man muss doch fragen, warum das Geflügel überhaupt so verkeimt ist. | |
Ist das Chlorhühnchen jetzt als Mittel zur Mobilisierung des Protests | |
erledigt? | |
Dieser Aufreger ist damit nicht tot. Das Chlorhühnchen bleibt perfekt zur | |
Mobilisierung. Jeder denkt sofort mit und hat es auf der Zunge. Ich glaube, | |
dass die Leute weiter die Intuition haben, dass etwas ganz dramatisch nicht | |
in Ordnung ist, wenn man sein Essen mit Chlor desinfizieren muss. | |
Auch die deutsche Geflügelindustrie argumentiert gegen das Chlorhuhn. | |
Lassen Sie sich vor den Karren von Konzernen wie Wiesenhof spannen? | |
In einem winzigen Punkt eines riesigen Abkommens sind wir vielleicht mal | |
gegen dasselbe. Aber wir vertreten nicht dieselbe Position zu dem Vertrag | |
wie Wiesenhof. Schließlich ist unser Ziel, dass kleine bäuerliche Betriebe | |
überleben. | |
Schadet diese neue Debatte über das Chlorhühnchen der Anti-TTIP-Kampagne? | |
Wir haben ja immer klar gemacht, dass es eine ganze Palette kritischer | |
Punkte gibt. Zum Beispiel die Investorenklagen, Fracking, die | |
Chemikalienpolitik und vor allem der Test sämtlicher europäischer | |
Gesetzesvorschläge darauf, ob sie der regulatorischen Angleichung von EU | |
und USA entgegenstehen. Letzteres wäre die Zensur von Gesetzen in | |
Hinterzimmern. | |
12 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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