# taz.de -- Kommentar Islamisten im Irak: 100 Kilometer bis Bagdad | |
> Irak? Interessiert uns nicht! Doch jetzt ist es so weit: Mit der | |
> Entführung von Türken trägt die Terrororganisation Isis das Chaos mitten | |
> in die Nato hinein. | |
Bild: Flüchtlinge aus Mossul in einem Camp 350 Kilometer nördlich von Bagdad. | |
Am liebsten hätte die Weltgemeinschaft den Irak schon vor Jahren irgendwo | |
eingesperrt und den Schlüssel weggeworfen. Eine neue Anschlagswelle? | |
Parlamentswahlen? Interessiert niemanden. | |
Die Europäer haben sich schon lange aus dem Staub gemacht. Und am Ende | |
konnte es auch den Amerikanern gar nicht schnell genug gehen, dem | |
Zweistromland den Rücken zu kehren. Sie zogen ohne eine Sicherheitsabkommen | |
mit der irakischen Regierung ab. Eine Einigung war mit dem irakischen | |
Regierungschef Nuri al-Maliki nicht zu annehmbaren Konditionen | |
durchzusetzen. | |
Zurück blieb eine Regierung, die unfähig ist, das Land zu einen. Maliki, | |
ein Schiit, zeigt keinerlei Interesse, die Sunniten politisch zu | |
integrieren oder sich mit den Kurden im Norden auszusöhnen. | |
Das Ergebnis: In den Hochburgen der Sunniten wie Falludscha und Ramadi hat | |
die sunnitische Terrororganisation Isis (Islamischer Staat im Irak und | |
Syrien) schon im vergangenen Dezember die Macht übernommen. | |
## Die Schwäche der Armee | |
Nun sind noch die Millionenstadt Mossul, die Heimat Saddam Husseins, | |
Tikrit, und weitere Städte hinzugekommen. Noch 100 Killometer und die ISIS | |
steht vor Bagdad. | |
Wirklich überraschend ist, wie schwach die irakische Armee zu sein scheint. | |
Trotz jahrelanger Ausbildungsbemühungen sind die Einheiten vor den | |
Dschihaddisten einfach davon gerannt. Das blamiert auch die Amerikaner, die | |
diese Soldaten jahrelang ausgebildet und Unsummen in die Ausrüstung | |
gesteckt haben. | |
Kein Wunder, dass die meisten Iraker in den kurdischen Norden geflohen | |
sind. Nur den dortigen Peschmerga-Kämpfern traut man zu, sich den | |
Dschihadisten der ISIS – die selbst al-Kaida zu extrem findet – entgegen zu | |
stellen. | |
Mit den neuen Eroberungen hat ISIS sich nicht nur ein riesiges Gebiet | |
entlang der syrischen Grenze geschaffen, wo die Dschihadisten sich und ihre | |
Waffen nun frei bewegen können - vom Prestigegewinn der Terrororganisation | |
ganz zu schweigen. | |
Die Entführung der Menschen aus dem türkischen Konsulat trägt das Chaos im | |
Irak nun direkt in die Nato hinein. Ankara hat bereits harte Gegenschläge | |
angekündigt. Im Nahen und Mittlere Osten hat eine neue, sehr gefährliche | |
Phase begonnen. | |
12 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Silke Mertins | |
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