# taz.de -- Kämpfe im Irak: Isis, wer ist das? | |
> Die Organisation Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) ist | |
> fundamentalistisch. Ihr Ziel: die Wiederrichtung eines islamischen | |
> Kalifats. | |
Bild: Isis-Kämpfer im Irak: Alleine 2007 fielen der Gruppierung rund 2.000 Ziv… | |
BERLIN taz | Die Organisation Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) | |
weist im Laufe ihrer erst zehnjährigen Geschichte eine Unzahl von | |
Terrortaten und Angriffen auf Zivilisten und Militärs auf: Alleine im Jahre | |
2007 fielen der Gruppierung rund 2.000 Zivilisten im Irak zum Opfer. | |
Gegründet Anfang 2004 nach der Einnahme Iraks durch die US-Armee als | |
„Vereinigung für Monotheismus und Dschihad“ (Dschamaat al-Tawhid wal | |
Dschihad), schwor die Organisation der al-Qaida Osama bin Ladens ihre | |
Loyalität. | |
Unter der Führung des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi, der 2006 von den | |
US-Truppen getötet wurde, gab sie sich den Namen al-Qaida im Irak. Dieser | |
Front schlossen sich mehrere kleinere sunnitische Gruppen an, die den Kampf | |
gegen die US-Besetzung und die schiitische Vorherrschaft im Irak führten. | |
Erst im April 2013 dehnte die Organisation dann ihr Operationsgebiet auf | |
Syrien aus und gab sich den Namen Islamischer Staat im Irak und Syrien – | |
daher die Abkürzung Isis, im Arabischen ad-Dawlat al-Islamijja fi’l Iraq | |
wa’sh-Scham“ (abgekürzt Daesch). | |
Da der Name Syrien im Selbstverständnis das einstige „Großsyrien“ meinte, | |
wurde er auch mit dem Begriff „Levante“ übersetzt, was die Anrainer der | |
östlichen Seite des Mittelmeeres unter Einschluss von Libanon, Palästina | |
und Jordanien bezeichnete. Daher wird die Gruppierung auch als Isil | |
abgekürzt. | |
## Amputationen und öffentliche Hinrichtungen | |
Seit Mai 2010 wird sie von dem Iraker Abu Bakr al-Bagdadi angeführt. Die | |
USA haben ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. | |
Im syrischen Bürgerkrieg zeichnete sich Isis vor allem durch ihre | |
Brutalität und ihren blutigen Fundamentalismus aus, Amputationen und | |
öffentliche Hinrichtungen eingeschlossen. Christen müssen eine Extrasteuer | |
zahlen. Wegen ihrer Angriffe auf die islamische Dschabhat al-Nusra kappte | |
Al-Qaida-Führer Aiman al-Sawahiri alle Verbindungen zur Isis. In dem | |
Bruderkrieg starben mindestens 6.000 Menschen. | |
In den Reihen der Isis kämpfen viele muslimische Internationalisten aus der | |
arabischen Welt, aber auch Dschihadisten aus Tschetschenien, Europa und den | |
USA. Ihre Zahl wird auf zehn- bis zwölftausend Mann geschätzt. Erklärtes | |
Ziel: ein islamisches Kalifat diesseits und jenseits der syrisch-irakischen | |
Grenze. Mit diesem Akt soll die kolonialistische französisch-britische | |
Grenzziehung aus dem Sykes-Picot-Abkommen von 1916 endgültig überwunden | |
werden. | |
Finanziert hat sich Isis bislang über den Verkauf von Gas und Öl aus | |
Syrien, aber auch durch Erpressung von Schutzgeld und anderen Abgaben. Nach | |
der Eroberung von Mossul gilt Isis jetzt als superreich, da der | |
Terrortruppe aus den Banken angeblich rund 430 Millionen Dollar in die | |
Hände fielen. Auch ihr Arsenal an Waffen und Ausrüstung konnte sie dank | |
Einnahme des Hauptquartiers der irakischen Armee beträchtlich aufstocken. | |
12 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Georg Baltissen | |
## TAGS | |
„Islamischer Staat“ (IS) | |
Fundamentalismus | |
Islamisten | |
Irak | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar „Islamischer Staat“ in Syrien: Machtvakuum in Beirut | |
Der Syrienkrieg hat den Libanon erreicht. Die Lage im Land, in das über | |
eine Million Syrer geflohen sind, ist hochexplosiv. Jetzt mischt auch noch | |
die IS mit. | |
Islamistische Kämpfer im Irak: Wie die Isis Mossul regiert | |
Im Isis-„Staat“ in Mossul werden Schiiten hingerichtet, Alkohol ist | |
verboten und Beten Pflicht. Trotzdem freuen sich viele über den Einmarsch. | |
Kommentar Türkei und Irak: Von Erdogan gerufene Geister | |
Die angeblich einflussreiche Regionalmacht wird von Terroristen vorgeführt. | |
Vielleicht versteht Ankara nun, dass seine neo-osmanische Außenpolitik | |
gescheitert ist. | |
Kommentar Islamisten im Irak: Selbstgemachter Krieg | |
Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki hat mit seiner verfehlten | |
Politik die Extremisten starkgemacht. Aber nicht nur er hat versagt. | |
Mossul im Nordirak: Die gequälte Stadt | |
Schikanen und Vernachlässigung durch die Regierung bereiteten den Boden für | |
die Extremisten. Vor allem im nordirakischen Mossul. | |
Kämpfe im Irak: Aufruf zum Widerstand | |
Die Lage im Irak eskaliert, das Land droht zu zerbrechen. Die USA halten | |
sich militärische Optionen offen. Auch der iranische Präsident Ruhani will | |
helfen. | |
Kommentar Entwicklung im Irak: Isis darf nicht siegen | |
Was im Irak passiert, ist eine Katastrophe für die Weltgemeinschaft. Es | |
muss über neue strategische Partnerschaften nachgedacht werden. | |
Analyse Sunniten im Irak: Entfremdet von Bagdad | |
Heute rächt sich, dass die irakische Regierung jahrelang Sunniten | |
vernachlässigt hat. Verlierer sind die USA und der Iran. Darin steckt auch | |
eine Chance. | |
Kommentar Islamisten im Irak: 100 Kilometer bis Bagdad | |
Irak? Interessiert uns nicht! Doch jetzt ist es so weit: Mit der Entführung | |
von Türken trägt die Terrororganisation Isis das Chaos mitten in die Nato | |
hinein. |