| # taz.de -- Kämpfe im Irak: Gemeinsam gegen Dschihadisten | |
| > Die Bedrohung durch Isis-Kämpfer macht aus Rivalen Verbündete. Irakische | |
| > Soldaten und kurdische Milizen stemmen sich gegen den Vormarsch. | |
| Bild: Kurdische Milizionäre an der Stadtgrenze von Kirkuk. | |
| BAGDAD/ERBIL dpa | Knapp 100 Kilometer von Mossul entfernt ist von dem | |
| Vormarsch terroristischer Brigaden im Irak nichts zu spüren. Alles sei wie | |
| immer, keine Flüchtlinge, keine zusätzlichen Checkpoints, berichten | |
| Bewohner der Stadt Erbil – die in den kurdischen Autonomiegebieten des | |
| Iraks liegt und von Milizen und Sicherheitskräften der Kurden, den | |
| „Peschmerga“, abgeschirmt sind. | |
| Doch die Furcht vor einem Einmarsch der Dschihadisten der Gruppe | |
| Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) wächst. [1][Denn im übrigen | |
| Irak sieht die Lage anders aus.] Die schwer bewaffneten Extremisten rücken | |
| immer näher an Bagdad heran. Sie kontrollieren große Teile der Regionen | |
| Ninive, Anbar und Salah ad-Din nordöstlich der Hauptstadt – kurzzeitig auch | |
| den strategisch wichtigen Ort Baidschi. | |
| Die Stadt rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad verfügt über eine | |
| Ölraffinerie und das größte Elektrizitätswerk des Landes, das auch die | |
| Hauptstadt mit Strom versorgt. Die Bedrohung durch die Gotteskrieger lässt | |
| alte Rivalen allmählich zusammenrücken: die irakische Zentralregierung und | |
| die Kurden im Nordirak. | |
| Bagdad und die Autonomieregion streiten seit Jahren wegen Gebietsansprüchen | |
| der Kurden – zum Beispiel auf die erdölreiche Stadt Kirkuk. Im Zwist mit | |
| dem Norden ließ die Zentralregierung Bagdad sogar schon Panzer auffahren. | |
| Inzwischen ist die Position von Ministerpräsident Nuri Al-Maliki jedoch | |
| geschwächt: Sein Bündnis gewann Ende April zwar die Parlamentswahlen, doch | |
| sind noch keine Koalitionspartner in Sicht. Der Schiit ist wegen seines | |
| autoritären Führungsstils umstritten. Auch das Parlament in Bagdad zögert, | |
| ihn über ein Notstandsgesetz mit Sondervollmachten auszustatten. | |
| ## Bedrohte Jesiden | |
| Kurdische Milizen haben indes in Syrien bereits bewiesen, dass sie durchaus | |
| imstande sind, sich den Isis-Kämpfern entgegenzustellen. Diese zählen zu | |
| den radikalsten Sunnitengruppen, die im arabischen Raum für einen | |
| Gottesstaat kämpfen. Für die irakische Führung nun offenbar Grund genug für | |
| die Erklärung, ihre Militärkräfte mit denen der kurdischen | |
| Regionalregierung im Nordirak verbinden zu wollen. Irakische Medien | |
| berichteten bereits über Kooperationen zwischen irakischen | |
| Sicherheitskräften und „Peschmerga“ – zum Schutz von Kirkuk. | |
| In Mossul herrscht derweil angespannte Ruhe. Dschihadisten patrouillieren | |
| in ihren Fahrzeugen durch die Millionenstadt. „Man hört keine Schüsse und | |
| sieht keine Sicherheitskräfte“, zitieren irakische Medien Augenzeugen. Die | |
| Extremisten hätten die Menschen aufgefordert, ihren Alltagsbeschäftigungen | |
| nachzugehen. Geschäfte sind wieder geöffnet, sogar Tankstellen im Betrieb. | |
| Dass die Ruhe trügt, wissen aber gerade die religiösen Minderheiten – wie | |
| die Jesiden. Die Religionsgemeinschaft ist unter Kurden verbreitet – deren | |
| Glauben vereint Elemente altorientalischer Religionen. Auf Jesiden habe es | |
| bereits gezielte Terrorakte der Isis gegeben, sagt Telim Tolan vom | |
| Zentralrat der Jesiden in Deutschland der Nachrichtenagentur dpa. | |
| „Die Jesiden haben die Sorge, dass sie wieder als religiöse Minderheit, die | |
| von fanatischen Muslimen als Ungläubige betrachtet werden, Opfer gezielter | |
| Anschläge werden.“ Denn die meisten der mehr als 700.000 im Irak lebenden | |
| Glaubensgenossen wohnten in der Region zwischen Mossul und der syrischen | |
| Grenze, also „inmitten der Versorgungslinie“ der Dschihadisten. | |
| 11 Jun 2014 | |
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