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# taz.de -- Forderung nach Arbeitserlaubnis: „Wir wollen uns einbringen“
> Flüchtlinge der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ dürfen in Italien arbeite…
> aber nicht in Hamburg. Sie appellieren an den Senat, das zu ändern.
Bild: Darf mit seinen Papieren nur in Italien arbeiten: Asuquo Udo.
HAMBURG taz | Die Flüchtlinge der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ drängen
darauf, in Hamburg arbeiten zu dürfen. „Alle haben unterschiedliche
Fähigkeiten und Qualifikationen“, sagt Sprecher Asuquo Udo. „Wir wollen uns
in diese Gesellschaft einbringen und arbeiten – das ist der zentrale
Punkt.“
Die libyschen Kriegsflüchtlinge bräuchten dafür eine Arbeitserlaubnis, die
der Hamburger SPD-Senat trotz gültiger italienischer Arbeitspapiere
verweigert. Jeano aus Nigeria zum Beispiel ist Schweißer und Fachkraft für
Schiffsreparaturen. In Nigeria hat er auf einer Werft für die deutsche
Firma Schlummberger gearbeitet. Die Firma habe ihn dann auf eine Werft nach
Libyen geschickt. Als der Krieg ausbrach, wurde er von der Firma
zurückgelassen, er musste nach Lampedusa flüchten. In Hamburg hat er sogar
einen Job an der Hand. „Ich sollte eine Probe abliefern, dann hat der Chef
nach der Arbeitserlaubnis gefragt – das war es“, sagt Jeano.
Auch Christina aus Nigeria hat ein Jobangebot auf St Pauli und dort zur
Zufriedenheit des Inhabers gekocht. Die Nigerianerin hat sieben Jahre lang
in Togo in einem Fünf-Sterne-Hotel als Köchin gearbeitet. Als das Hotel
dicht machen musste, ging sie nach Libyen und ist durch den Krieg an der
Elbe gestrandet.
Oder Sammy aus Nigeria. Er hat eine Ausbildung als medizinischer
Laborassistent, hat früher in Nigeria an einem Universitätsklinikum und
einem Militärkrankenhaus gearbeitet. „Mir liegt sehr viel daran, hier zu
arbeiten und mich fortzuentwickeln“ sagt Sammy. „Vielleicht noch neue
Apparate oder Techniken kennenzulernen.“
Der Schneider John aus Nigeria hatte in Libyen ein eigenes Geschäft, von
dem er gut leben konnte, bis die Nato-Bomben Tripolis erreichten. „Es ist
hart, seit vier Jahren nicht mehr arbeiten zu können“, berichtet John.
Besonders mache er sich um seine Familie Sorgen. Denn ohne Arbeit könne er
sie nicht ernähren. „Ich kann das Schulgeld für meine Tochter nicht mehr
schicken. Bildung ist das Wichtigste in Nigeria“, sagt John. „Arbeit ist
das Zentrale, worum es uns geht, mit allem drum und dran wie Steuern und
Sozialabgaben.“
Dabei halten alle ihre gültigen Papiere hoch. Denn in Italien sind sie als
humanitäre Flüchtlinge anerkannt und haben auch eine Arbeitserlaubnis.
Allerdings gibt es in Italien wegen der Krise keine Arbeit, weshalb Italien
die Flüchtlinge vor einem Jahr mit gültigen UNHCR-Papieren für den
Schengen-Raum in den Norden geschickt hatte.
„Die Lampedusa Gruppe wirft für den Senat ganz neue aufenthaltsrechtliche
Fragen auf“, sagt Peter Bremme von der Gewerkschaft Ver.di, die die
Lampedusa-Gruppe vorigen Juli aufgenommen hatte. Es seien Flüchtlinge, die
in Europa einen humanitären aufenthaltsrechtlichen Statuts haben und nicht
politisch verfolgt seien. Durch die UNHCR-Dokumente genießen sie in der
Europäischen Union Freizügigkeit. „Sie sind nicht illegal hier“, bekräft…
Bremme.
Sich in Hamburg einem neuen Asylverfahren zu stellen, verstoße nicht nur
gegen ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, sondern sei gefährlich.
„Riskiere ich einen italienischen EU-Statuts, um ein Verfahren anzustreben,
wo am Ende eine Abschiebung herauskommt?“, fragt Bremme. Alles, was fehle,
sei, durch das „Nadelöhr Arbeitserlaubnis“ zu kommen.
„Wir möchten nicht in irgendwelche sozialen Programme, wir können und
wollen arbeiten und uns selber ernähren“, sagt Lampedusa Sprecher Udo.
„Darum wollen wir das Gespräch mit dem Senat, um eine Lösung zu finden.“
24 Jun 2014
## AUTOREN
Kai von Appen
## TAGS
Lampedusa-Gruppe
Hamburg
Italien
Verdi
Flüchtlinge
Flüchtlingspolitik
Hamburg
Polizei
Lampedusa
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