# taz.de -- Besetzte Schule in Kreuzberg: Vermittlungen sind gescheitert | |
> Die Flüchtlinge verlangen Bleiberecht und beharren auf Verhandlungen mit | |
> Innensenator Henkel. Mit dem Bezirk wollen sie nicht mehr reden. | |
Bild: Die Flüchtlinge Adam, Anour und Mohamed aus dem Sudan bei der improvisie… | |
BERLIN taz | Der Streit über die Räumung der besetzten Schule droht zu | |
eskalieren: Am Freitagnachmittag lehnten die Flüchtlinge es ab, mit | |
Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU) an einem neutralen Ort zu | |
verhandeln. Sie beharrten weiterhin auf ihrer Forderung nach einem | |
Bleiberecht und wollten nur mit Innensenator Frank Henkel (CDU) persönlich | |
sprechen. Dies hat Henkel bisher immer abgelehnt. Auch laut Kreuzbergs | |
Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) sind die | |
Vermittlungsbemühungen gescheitert: „Die Flüchtlinge sind nicht mehr | |
bereit, mit uns, dem Bezirk, über irgendetwas zu reden“, sagte sie am | |
Freitagnachmittag der taz. Sie fügte hinzu: „Ich habe kein gutes Gefühl.“ | |
Unterdessen gab es Anzeichen, dass die Polizei erneut Unterstützung aus | |
anderen Bundesländern angefordert hat. Nach Informationen der | |
Nachrichtenagentur dpa waren Beamte aus Nordrhein-Westfalen nach Berlin | |
unterwegs. In vielen Straßen in Kreuzberg sah man am Freitag | |
Polizeieinheiten. Gerüchte über eine unmittelbar anstehende Räumung machten | |
in sozialen Netzwerken wie Twitter mehrfach die Runde. Zahlreiche | |
Unterstützer hielten sich den ganzen Tag rund um die Schule auf. | |
Seit Dienstag versucht der Bezirk, die Schule in der Ohlauer Straße in | |
Kreuzberg zu leeren. Mehr als 200 Flüchtlinge sind seitdem in | |
Ersatzquartiere umgezogen. Mindestens 40 Flüchtlinge – und zahlreiche | |
Unterstützer – weigern sich jedoch, die Schule zu verlassen: Sie vertrauen | |
den Zusagen des Senats nicht und fürchten eine rasche Abschiebung. | |
Am Donnerstagabend hatte Innensenator Henkel den Flüchtlingen ein Gespräch | |
mit seinem Staatssekretär auf dem Gelände der Heilig-Kreuz-Kirche angeboten | |
und freies Geleit zugesichert – wenn alle Menschen zuvor die Schule | |
verlassen. Monika Herrmann lobte diesen Vorschlag ausdrücklich gegenüber | |
der taz: „Henkel hat sich bewegt.“ Den Flüchtlingen war dies jedoch nicht | |
genug. | |
Erstmals sei drei Tagen konnten drei ihrer Vertreter wieder persönlich mit | |
den Medien sprechen. Auf einer improvisierten Pressekonferenz vor den Toren | |
der Schule begründeten am frühen Freitagabend aus dem Sudan stammende | |
Flüchtlinge, warum sie nicht in der Kirche mit Krömer sprechen wollen. „Das | |
ist kein Angebot“, sagte Adam. Bei allen dreien ist der Asylantrag | |
abgelehnt worden. „Wir haben nichts mehr zu verlieren“, sagten sie. Und | |
fügten hinzu: „Wenn die Schule geräumt wird, springen wir vom Dach.“ | |
Stadtrat Hans Panhoff (Grüne) war ebenfalls anwesend. Er sagte: „Solange | |
die Maximalforderungen der Flüchtlinge bleiben, wüsste ich nicht, was der | |
Bezirk tun kann.“ | |
Die taz geht unterdessen rechtlich gegen die Weigerung des Bezirks vor, | |
Journalisten auf das Gelände zu lassen. Die offizielle Begründung lautet, | |
die Sicherheitslage lasse das nicht zu, es befinde sich Benzin im Haus. Die | |
taz argumentiert in ihrem Antrag auf eine einstweilige Anordnung, dass das | |
nur vorgeschoben sei. Am Abend wurde die Anordnung vom Gericht | |
zurückgewiesen. Dagegen legt die taz Beschwerde ein. Die Flüchtlinge sagen, | |
es befinde sich kein Benzin im Haus. Sie wollen, dass sich die Journalisten | |
im Gebäude selbst ein Bild machen. | |
27 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
Kreuzberg | |
Schule | |
Berlin | |
Räumung | |
Gerhart-Hauptmann-Schule | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Kreuzberg | |
Flüchtlinge | |
Flüchtlinge | |
Flüchtlinge | |
Flüchtlinge | |
Flüchtlinge | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Hauptmann-Schule: Polizeipräsident stellt Ultimatum | |
Klaus Kandt fordert Bürgermeisterin Herrmann auf, eine Lösung für den | |
Konflikt in der Schule zu präsentieren. Sonst werde man die Sperren am | |
Dienstag abbauen. | |
Presse-Ausschluss in besetzter Schule: taz legt erneut Beschwerde ein | |
Journalisten dürfen die von Flüchtlingen besetzte Schule in | |
Berlin-Kreuzberg weiterhin nicht betreten. Die taz hält die | |
Sicherheitsgründe für vorgeschoben. | |
Besetzte Schule in Berlin-Kreuzberg: Friedliche Demo für Flüchtlinge | |
Tausende demonstrieren am Samstag in Kreuzberg für die Flüchtlinge in der | |
besetzten Schule. Der Bezirk sucht derweil nach einer Lösung. | |
Kommentar Besetzte Schule: Am Rand der Katastrophe | |
Die Flüchtlinge in der Kreuzberger Schule sind lästig für die Berliner | |
Landespolitik. Das wirkliche Problem jedoch ist ein viel existenzielleres. | |
Besetzte Schule in Kreuzberg: Demo mit Tausenden Unterstützern | |
Die vergangene Nacht verlief weitestgehend ruhig in Kreuzberg. Derzeit | |
läuft eine Demonstration der Unterstützer von Neukölln zur Schule. | |
taz geht gegen Presseausschluss vor: Niederlage in erster Instanz | |
Die taz kämpft juristisch dagegen, dass die Polizei keine Journalisten auf | |
das Gelände der besetzten Schule in Kreuzberg lässt. Und verliert in erster | |
Instanz. | |
Bürgermeisterin über Flüchtlinge: „Die Lage ist sehr brisant“ | |
Kreuzbergs Bürgermeisterin ist vorsichtig optimistisch, dass es zu einer | |
friedlichen Lösung an der besetzten Schule kommt. Doch die Polizei hätte | |
das Recht, zu räumen. | |
Flüchtlinge in Berlin-Kreuzberg: „Es ist hier besser als in der Schule“ | |
Fünf Monate wohnte Sylvester aus Nigeria in der besetzten Schule in | |
Kreuzberg. Er hat das Umzugsangebot angenommen. Ein Besuch in Spandau. |