| # taz.de -- Geplantes Atommülllager: Gorleben bleibt allzeit bereit | |
| > Der Bund und Niedersachsen sind sich einig: Teile des Salzstocks werden | |
| > geschlossen, aber nicht zugeschüttet. Ein Endlager ist dort weiter | |
| > denkbar. | |
| Bild: In Gorleben werden die Bagger stillstehen – ob für immer, bleibt unkla… | |
| BERLIN taz | Der Salzstock Gorleben, der seit 35 Jahren als mögliches | |
| Endlager erkundet wird, soll teilweise geräumt werden. Die Schächte werden | |
| aber weiterhin für eine mögliche Nutzung als Atommülllager offen gehalten. | |
| Mit dieser Entscheidung haben das Land Niedersachsen und das | |
| Bundesumweltministerium am Dienstag eine Vorgabe aus dem Endlager-Gesetz | |
| umgesetzt, das im vergangenen Sommer verabschiedet wurde. | |
| Darin hatten sich Bund und Länder geeinigt, die Suche nach einem Endlager | |
| für hochradioaktiven Müll neu zu beginnen, indem mehrere potenzielle | |
| Standorte anhand vorher festgelegter Kriterien verglichen werden. Der | |
| umstrittene Salzstock Gorleben, der aufgrund politischer Vorgaben bisher | |
| als einziger Standort untersucht worden war, bleibt dem Gesetz zufolge als | |
| eine Option erhalten, sofern er die neu festzulegenden Kriterien erfüllt. | |
| Bis zu einer solchen Entscheidung bleiben die beiden Schächte, die von der | |
| Oberfläche ins Bergwerk führen, sowie ihre unterirdische Verbindung und die | |
| dafür notwendige Sicherheits-Infrastruktur erhalten, teilten der | |
| niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) und der | |
| Staatssekretär im Bundesumweltministerium Jochen Flasbarth (SPD) mit. Die | |
| waagerechten Gänge des sogenannten Untersuchungsbereichs 1 werden geräumt | |
| und verschlossen, aber nicht verfüllt. Besucherfahrten ins Bergwerk sind | |
| künftig nicht mehr möglich, auch die oberirdische Infrastruktur wird | |
| reduziert. | |
| Nach Ansicht von Wenzel ist der Betrieb damit auf "das geringstmögliche Maß | |
| zurückgeführt", das zur gesetzlich gefordert Offenhaltung des Bergwerks | |
| notwendig sei. Flasbarth erklärte, die Entscheidung erhöhe die | |
| "Glaubwürdigkeit für den weiteren Prozess". Wolfram König, Präsident des | |
| Bundesamts für Stahlenschutz (BfS), das Gorleben betreibt, sieht in der | |
| Einigung eine "gute Grundlage, auf der der weitere Betrieb gewährleistet | |
| werden kann". | |
| ## „Gorleben behält seinen Vorsprung“ | |
| Gegner des Standorts Gorleben, die im Vorfeld eine Verfüllung des Bergwerks | |
| gefordert hatten, kritisierten die Entscheidung. „Gorleben behält seinen | |
| Vorsprung gegenüber anderen Standorten“, sagte Jochen Stay von der | |
| Initiative ausgestrahlt. Indem die „wesentlichen Bestandteile des | |
| Bergwerks“ erhalten blieben, sei klar, dass bei künftigen Vergleichen | |
| „immer auch die in Gorleben bereits geschaffenen Fakten“ zählten und nicht | |
| allein die beste Eignung. Auch Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative | |
| Lüchow-Dannenberg sagte: „Der Bund sucht die billigste Lösung.“ | |
| Auf die Frage, warum nicht zumindest Teile des Bergwerks verfüllt werden, | |
| sagte Flasbarth: „Wir dürfen den Standort nicht unbrauchbar machen.“ Im | |
| Ministerium werden offenbar Klagen der Atomkonzerne befürchtet, die die | |
| bisherigen Arbeiten in Gorleben finanziert haben. | |
| Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte die Verfüllung hingegen sehr wohl | |
| für eine mögliche Option gehalten: Im April hatte die Behörde [1][14 | |
| Varianten für die Offenhaltung von Gorleben vorgestellt]; darunter war auch | |
| der Vorschlag, alle oberirdischen Einrichtungen abzureißen und die | |
| bestehenden Schächte komplett zu fluten oder mit Salzbeton zu verfüllen. Am | |
| anderen Ende des Spektrums stand die komplette Offenhaltung der Schächte | |
| mit Fortsetzung von untertägigen Arbeiten für Überwachung und | |
| Beweissicherung. | |
| Über die Variante, auf die sich Niedersachsen und Bund nun im Wesentlichen | |
| geeinigt haben, heißt es im Bericht des BfS: „Zur Herstellung der | |
| Erkundungsbereitschaft sind keine größeren Maßnahmen erforderlich.“ | |
| Gorleben bleibt als Endlager also in kurzfristiger Bereitschaft. | |
| 29 Jul 2014 | |
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| [1] http://www.bfs.de/de/endlager/gorleben/varianten.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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