| # taz.de -- AfD im sächsischen Landtag: Kaltstellen oder entzaubern? | |
| > Im Landtag gab es klare Regeln: keine Kooperation mit der NPD. Jetzt | |
| > sitzt dort die AfD. Und die Fraktionen diskutieren wieder: Was tun mit | |
| > dieser Partei? | |
| Bild: Stellt die etablierten Parteien vor neue Herausforderungen: Frauke Petry,… | |
| BERLIN taz | Das Prozedere war klar: Veranstaltungen der NPD sind für die | |
| demokratischen Landtagsabgeordneten tabu. Stellte die rechtsextreme Partei | |
| im Parlament Anträge, werden diese von allen Fraktionen abgelehnt, aus | |
| Prinzip. Meist konterte nur ein Redner. Fertig, aus, nächster Punkt. | |
| Seit Sonntag bleibt dieses Ritual erspart: Da flog die NPD aus dem Landtag, | |
| wenn auch denkbar knapp. Nun aber sitzt dort eine andere Partei, eine mit | |
| unklaren Vorzeichen: die AfD. Deren Spitzenkandidatin Frauke Petry | |
| bezeichnet ihre Partei als konservativ, weist Rechtspopulismus von sich. Im | |
| Wahlkampf aber wilderte die AfD auch im NPD-Terrain, warb für | |
| Grenzkontrollen, schnellere Abschiebungen und eine „aktive | |
| Bevölkerungspolitik“. In den Fraktionen wird deshalb nun erneut diskutiert: | |
| Wie umgehen mit der Neupartei? | |
| Am Dienstag tagte über diese Frage bereits die Linksfraktion. Am weitesten | |
| ging dort Innenexpertin Kerstin Köditz. Sie empfahl der Fraktion, mit der | |
| AfD „ähnlich“ wie mit der NPD umzugehen. Also zu blockieren. | |
| „So wie ich die AfD in den letzten Wochen erlebt habe, ist die Partei | |
| deutlich rechtspopulistisch und grenzt Menschen aus“, sagte Köditz der taz. | |
| „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir Anträgen von denen zustimmen.“ | |
| Der bisherige Linken-Fraktionschef Rico Gebhardt äußert sich vorsichtiger. | |
| Die AfD stehe für eine „geschlossene Gesellschaft“, kritisiert auch er. | |
| Eine Ausgrenzung nach NPD-Art lehnt Gebhardt dennoch bisher ab. „Wir werden | |
| uns aber genau angucken, was von der Partei kommt.“ Bleibe die AfD im | |
| demokratischen Grundkonsens, so Gebhardt, werde man sich mit ihr wohl | |
| inhaltlich auseinandersetzen. „Verlässt sie ihn, wäre das ein | |
| Ausgrenzungsgrund.“ | |
| ## Kniffliger Umgang | |
| Auch bei den Grünen läuft die Debatte. „Wir werden uns konkret absprechen, | |
| wie wir mit der AfD umgehen“, sagt deren Landesgeschäftsführer Till Käbsch. | |
| Auch er deutet eher einen harten Kurs an: Die AfD habe im Wahlkampf | |
| „NPD-nahe Sprüche“ bedient, „distanzierter können wir zu kaum einer Par… | |
| stehen“. | |
| Der Umgang mit der AfD könnte allerdings knifflig werden. So kündigte | |
| AfD-Frau Petry an, als einen der ersten Anträge, eine Verkleinerung des | |
| Landtags von 130 auf 100 Sitze einzubringen. Populismus, leicht abzulehnen. | |
| Aber auch ein Vorschlag, den schon mal der CDU-Landtagspräsident | |
| einbrachte. | |
| Und die AfD fordert, die Polizeireform, die die Zahl der Beamten | |
| verkleinern soll, zu stoppen. Das kritisieren ebenso Linke, SPD und Grüne. | |
| Oder die Rechtskonservativen wollen mehr Lehrer einstellen – auch das | |
| teilen die anderen Parteien. „Man muss genau hinschauen“, sagt Linken-Frau | |
| Köditz. „Worauf zielt die AfD?“ So sei die Partei beim Thema Bildung vor | |
| allem damit aufgefallen, dass sie Inklusion ablehnte und ein Kandidat einen | |
| behinderten Lehrer schmähte. „Auch das richtet sich gegen eine | |
| Gesellschaftsgruppe.“ | |
| Die CDU gab sich am Dienstag bedeckt. Sie war der Hauptleidtragende des | |
| AfD-Erfolgs: 33.000 Wähler verlor die CDU an die Neupartei. Bis in die | |
| Bundesspitze wird über den Umgang diskutiert, Bundestags-Fraktionschef | |
| Volker Kauder lehnte gar ab, mit der Partei auf Podien zu sitzen. In | |
| Sachsen spricht sich der bisherige CDU-Fraktionschef Steffen Flath gegen | |
| eine Ausgrenzung aus: Man müsse sich mit der AfD auseinandersetzen und ihre | |
| Wähler zurückgewinnen. | |
| Auch Stefan Brangs, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD, lehnt den | |
| Umgang mit der AfD analog zur NPD ab. „Ein Ausgrenzen halte ich für falsch. | |
| Die AfD sind Rechtspopulisten, keine Frage, aber keine Nazis.“ Notwendig, | |
| so Brangs, sei vielmehr, die Partei inhaltlich zu stellen und „zu | |
| entzaubern“. | |
| 2 Sep 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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