# taz.de -- Reaktionen auf schottisches Referendum: Europa atmet auf | |
> Europaweit wurde der Ansteckungseffekt eines positiven Ausgangs des | |
> schottischen Referendums befürchtet. Das „No“ stimmt die EU und auch | |
> Spanien erleichtert. | |
Bild: Sie hatten sich Rückenwind erhofft: Sprecher der Partei Republikanische … | |
LONDON/EDINBURGH/KÖLN/BRÜSSEL/BERLIN ap/rtr/afp/dpa | Der britische | |
Premierminister David Cameron hat den Schotten zu ihrer mehrheitlichen | |
Ablehnung einer Unabhängigkeit gratuliert. „Wir haben den festen Willen der | |
Schotten gehört“, sagte Cameron am Freitagmorgen in London nach dem | |
Referendum. „Das schottische Volk hat gesprochen und das Resultat ist | |
klar.“ Es sei nun Zeit, sich gemeinsam für eine bessere Zukunft zu | |
engagieren. | |
Gleichzeitig bekräftigte er, die vor dem Unabhängigkeitsreferendum | |
gemachten Zusagen einzuhalten. „Wir werden gewährleisten, dass diese | |
Verpflichtungen komplett eingelöst werden“, sagte Cameron. Vor dem | |
Referendum hate er versprochen, den Schotten unter anderem mehr Autonomie | |
in Steuer- und Finanzfragen gewähren zu wollen. Zudem soll Schottland mehr | |
Befugnisse in den Bereichen Ausgaben und Sozialwesen bekommen. | |
Der britische Vize-Premierminister Nick Clegg zeigt sich „absolut erfreut“, | |
dass die Schotten sich gegen die Unabhängigkeit entschieden haben. | |
Die Unabhängigkeitsbefürworter gestanden ihre Niederlage ein. Der | |
schottische Regierungschef Alex Salmond sagte vor Anhängern in Edinburgh, | |
eine Mehrheit habe entschieden, dass Schottland „zu diesem Zeitpunkt kein | |
unabhängiges Land“ werden solle. Salmonds Vizeregierungschefin Nicola | |
Sturgeon sagte der britischen Rundfunkanstalt BBC, bei den Befürwortern | |
einer Abspaltung herrsche „echte Enttäuschung darüber, dass wir knapp | |
unterlegen sind“. | |
## Freude in Europa | |
Durch das „Nein“ der Schotten zu einer Unabhängigkeit von Großbritannien | |
bleibt es der Europäischen Union erspart, infolge des Referendums politisch | |
und rechtlich Neuland zu betreten. „Ich gebe zu, mich erleichtert das | |
Ergebnis", atmete der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, am | |
Freitag im Namen vieler EU-Vertreter hörbar auf. Denn eine Abspaltung in | |
einem der Mitgliedstaaten und eine folgende Wiederaufnahme der betroffenen | |
Region in die EU hat es noch nie gegeben. | |
Vor der Abstimmung in Schottland wurde in EU-Kommissionskreisen ein | |
„Ansteckungseffekt“ mit Blick auf andere Regionen des Kontinents | |
befürchtet. Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy zeigte sich daher auch | |
als „sehr glücklich“ über den Ausgang des Referendums. Denn besonders die | |
Katalanen in Spanien, aber etwa auch Flamen in Belgien oder Südtiroler in | |
Italien fordern Unabhängigkeit. Eine Entscheidung der Schotten für eine | |
Abspaltung von Großbritannien hätte ihnen enormen Rückenwind verliehen. | |
Aber sie dürften auch trotz der Niederlage ihrer schottischen | |
Gesinnungsgenossen kämpferisch bleiben. | |
Nach den Worten des SPD-Europapolitikers Jo Leinen ist die Abstimmung ein | |
„Weckruf“ für Europas Zentralstaaten. „Fundamentalopposition gegen | |
Unabhängigkeitsbewegungen zu betreiben oder diese zu ignorieren ist keine | |
Lösung“, sagte Leinen am Freitag in Brüssel. Betroffene Mitgliedstaaten – | |
Namen nannte er nicht – sollten bundesstaatliche Strukturen stärken und den | |
Regionen mehr Rechte zugestehen, wo dies möglich und sinnvoll sei. | |
Auch der scheidende EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso begrüßt das | |
„Nein“ der Schotten „Das Ergebnis ist gut für ein einiges, offenes und | |
stärkeres Europa, für das die EU-Kommission steht.“ Die Kommission begrüße | |
zugleich die Tatsache, dass Schottlands Regierung und Bevölkerung | |
wiederholt ihr Engagement für Europa bekräftigt habe. | |
Während sich Vertreter der deutschen Wirtschaft erleichtert zeigten, | |
erklärte die Bank of England unterdessen, sie werde sich nicht zum Ausgang | |
des Referendums in Schottland äußern. | |
19 Sep 2014 | |
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