# taz.de -- Misshandlung von Asylbewerbern: Es geht nicht nur um Gewalt | |
> Die Betreiber von Asylbewerberunterkünften sollen besser kontrolliert | |
> werden. Menschenrechtsorganisationen fordern mehr. | |
Bild: Bewohner einer Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenberg, Thüringen. | |
KÖLN taz | Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl fordert die Einführung | |
von Zertifizierungen für Betreiber von Flüchtlingswohnheimen – und | |
unabhängige Beschwerdestellen für die Bewohner. Gewalt gegen Flüchtlinge | |
sei nur eines von vielen Problemen dort, sagt Tobias Klaus von Pro Asyl. | |
Auch die hygienischen Zustände seien vielerorts katastrophal. | |
Für die Asylbewerberheime sind die Länder zuständig. Entsprechend | |
unterschiedlich sind die Regeln für die Betreiber. Die Einrichtungen werden | |
sowohl von Wohlfahrtsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) als | |
auch von profitorientierten Anbietern wie European Homecare betrieben. | |
Bewerben können sich Interessiert bei den zuständigen Behörden, in | |
Nordrhein-Westfalen ist das die Bezirksregierung Arnsberg. Die Betreiber | |
anderer Heime – etwa im Bereich Altenpflege – müssen ihre Einrichtungen | |
zertifizieren lassen. Für die Betreiber von Unterkünften für Flüchtlinge | |
ist weder in NRW noch in anderen Bundesländern eine Zertifizierung | |
erforderlich, kritisiert Klaus: „Es braucht immer erst einen Skandal, bis | |
sich etwas ändert.“ | |
Mit einer Zertifizierung könnte sichergestellt werden, dass ein Mindestmaß | |
an Standards in den Wohnheimen für Asylsuchende aufrechterhalten wird – | |
wenn es dabei auch engmaschige Kontrollen durch die Behören gibt. | |
Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen sind die aber zurzeit gegenüber | |
den Betreibern sehr kulant. „Gerade im Moment ist man froh, wenn die | |
Flüchtlinge überhaupt untergebracht werden“, so Klaus. „Es kann aber nicht | |
sein, dass deshalb überhaupt keine Standards mehr eingehalten werden.“ | |
## Keine Chance, sich zu wehren | |
Für die Bewohner gibt es bislang kaum Möglichkeiten, sich zu wehren. Die | |
aktuellen Misshandlungen und Demütigungen in den NRW-Flüchtlingsheimen sind | |
eher zufällig bekannt geworden. „Bis solche Vorfälle ans Licht kommen, | |
dauert es sehr lange“, sagt Antonia Kreul vom Flüchtlingsrat NRW. Die | |
Einrichtungen müssten viel stärker kontrolliert werden. | |
Wie Pro Asyl fordert auch der Flüchtlingsrat ein unabhängiges | |
Beschwerdemanagement, an das sich Heimbewohner anonym wenden können. Dabei | |
dürfe aber nicht die Heimleitung Anlaufstelle sein, warnen die | |
Organisationen. Den Flüchtlingen müsse bereits bei der Ankunft im Heim | |
mitgeteilt werden, wo sie sich beschweren können. | |
Zudem fordert der Flüchtlingsrat, dass Wohnheime und | |
Erstaufnahmeeinrichtungen grundsätzlich nicht von gewinnorientierten | |
privaten Organisationen betrieben werden dürfen. Stattdessen sollen | |
Wohlfahrtsverbände die Verantwortung für die Einrichtungen übernehmen. „Die | |
haben satzungsgemäß andere Ziele als kommerzielle Anbieter“, so Kreul. | |
Eine Garantie für eine humane Behandlung ist das allerdings nicht. In einer | |
Flüchtlingsunterkunft des DRK im siegerländischen Bad Berleburg sollen zwei | |
Wachleute einen Bewohner verletzt haben. Gegen die 30 und 37 Jahre alten | |
Männer wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. | |
30 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
Anja Krüger | |
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