| # taz.de -- Ebola-Tagebuch – Folge 17: Als die Aufklärer nach Womey kamen | |
| > In Guineas „Waldregion“, wo die Ebola-Epidemie begann, verursacht sie | |
| > Spannungen. Dabei gibt es auch Todesopfer unter Ärzten und Helfern. | |
| Bild: In der Hauptstadt funktioniert die Aufklärung zu Ebola besser als in der… | |
| Guinea, wo die Ebola-Epidemie in Westafrika Ende 2013 ihren Ausgang nahm, | |
| ist das vergessene Opfer der Seuche. 648 der 3.093 bis zum Wochenende | |
| registrierten Ebola-Toten Westafrikas entfallen auf Guinea, gegen „nur“ 605 | |
| in Sierra Leone, aber Sierra Leone bekommt ein Drittel mehr internationale | |
| Ebolahilfe als Guinea. | |
| Die Seuchengebiete Guineas, tief in der „Waldregion“ an den Grenzen zu | |
| Sierra Leone und Liberia gelegen, sind die am schwersten erreichbaren Teile | |
| der Ebola-Katastrophenzone, geografisch wie politisch. Die Bevölkerung | |
| misstraut der Regierung in der fernen Hauptstadt Conakry, zumal Angehörige | |
| der Malinke-Ethnie von Staatschef Alpha Condé, Guineas erstem gewählter | |
| Präsidenten, jahrzehntelang als Siedler in die Regenwälder gekommen sind, | |
| zum Nachteil der Alteingessenen. | |
| Nichts illustriert das Misstrauen besser als der blutige Vorfall vom 16. | |
| September im Dorf Womey. Der Provinzgouverneur, der Präfekt, der | |
| Unterpräfekt, der Gesundheitsdirektor, der Vizeklinikchef der | |
| Provinzhauptstadt Nzérékoré, der Chef des dörflichen Gesundheitszentrums, | |
| ein Pastor, vier lokale Radiojournalisten, eine Soziologin und fünf | |
| Wachleute waren gekommen, um unter einem Zeltdach des Roten Kreuzes der | |
| Dorfbevölkerung zu erklären, wie man sich vor Ebola schützt. Keiner der | |
| hohen Delegierten konnte die lokale Sprache. Die Journalisten übersetzten | |
| die Reden. | |
| Nach wenigen Minuten, so Berichte aus Womey, kamen Frauen eines | |
| traditionellen Geheimbundes, wie es ihn in Westafrikas Wäldern häufig gibt, | |
| und beschimpften die Journalisten: Die würden mit Fremden arbeiten, die den | |
| Tod nach Womey brächten. Dann kam eine männliche Kampfgruppe mit Macheten | |
| und Knüppeln. Am Ende waren acht Menschen tot: der Unterpräfekt, der | |
| Gesundheitsdirektor, der Vizeklinikchef, der Chef des Gesundheitszentrums, | |
| der Pastor und drei der Journalisten. | |
| Guineas Staat reagiert, wie er reagieren muss. In Womey wurde ein | |
| Armeeposten eingerichtet. Die Regierung sagt, die lokale Bevölkerung sei | |
| „manipuliert“ worden. 32 Verdächtige werden festgenommen; ein Sondergericht | |
| soll dieser Tage mit den Anhörungen beginnen. „Die Regierung“, so eine | |
| Regierungserklärung, „ruft die braven guineischen Bevölkerungen dazu auf, | |
| gegenüber der Ebola-Herausforderung geeint zu bleiben.“ | |
| Und die Ebola-Bekämpfung in Womey? Die ist erst mal kein Thema mehr. | |
| 1 Oct 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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