| # taz.de -- Waffenlobby vor der US-Wahl: Alles mit Gewehr | |
| > Mit der Pistole ins Café: Viele Amerikaner betrachten das als Grundrecht. | |
| > Politikerin Robin Kelly will das ändern. Ein Lobbyist versucht deshalb, | |
| > sie loszuwerden. | |
| Bild: Waffen gehören zum Alltag. In den USA gibt es mehr Waffen als Bürger, m… | |
| CHICAGO taz | An diesem Vormittag lässt Richard Pearson die drei Glocks im | |
| Kofferraum seines weißen Geländewagens. In dem Restaurant bei Chicago | |
| braucht er seine Pistolen nicht, er muss auch nichts mehr beweisen. Er hat | |
| schon gewonnen. Wenn er wollte, könnte er die Waffen hier in Kankakee mit | |
| zum Essen nehmen, in einem Holster unterm beigen Hemd oder am Knöchel unter | |
| der Jeans. Das ist sein Sieg. | |
| Pearson ist seit mehr als 20 Jahren einer der wichtigsten Lobbyisten im | |
| US-Bundesstaat Illinois. Er ist Präsident der [1][Illinois State Rifle | |
| Association], dem Landesverband der National Rifle Association NRA. Der | |
| Staat im Mittleren Westen der USA hat eines der strengsten Waffengesetze | |
| des Landes. Bürger müssen eine Lizenz beantragen, um eine Waffe kaufen zu | |
| können, einen Hintergrundcheck durchlaufen, die Waffe stets sicher | |
| aufbewahren. Und lange Zeit durften sie Waffen nicht in der Öffentlichkeit | |
| tragen. Das hat Pearson geändert. Sein Sieg hat nur noch einen kleinen | |
| Makel: die Schilder. | |
| Sie kleben vor allem in Chicago an Cafétüren, Bankeingängen oder | |
| Kneipenfenstern. Eine schwarze Waffe, signalrot durchgestrichen. Ein | |
| Waffenverbot, ausgesprochen von den Ladenbesitzern oder Unternehmen. | |
| Pearson hasst die Aufkleber, also kämpft er weiter. Um den Makel | |
| loszuwerden, muss er Robin Kelly loswerden. | |
| Kelly, 58 Jahre alt, trägt kein Holster unter ihren dunklen Hosenanzügen, | |
| wenn sie die Menschen in Chicagos South Side trifft. Mit rauchiger, vom | |
| Wahlkampf heiserer Stimme spricht sie in Gemeindesälen und auf der Straße. | |
| Im Süden und Westen der Stadt vergeht kaum ein Tag ohne Schießereien, ohne | |
| Tote. Zurück bleiben [2][Opfer], [3][Täter], Mütter, Kinder. Sie treiben | |
| Robin Kelly an. Die Demokratin sitzt seit 2013 im Repräsentantenhaus des | |
| US-Kongresses, als Nachrückerin. Ihr Vorgänger trat wegen einer | |
| Spendenaffäre zurück. | |
| ## Die NRA gibt Abgeordneten im Wahlkampf Schulnoten | |
| Im innerparteilichen Wahlkampf um den Sitz machte Kelly den Kampf gegen | |
| Waffen zu ihrem Thema. Sie gelobte, für striktere Gesetze einzutreten. Mit | |
| diesem Versprechen stellt sie sich dem Lobbyisten Richard Pearson in den | |
| Weg. Mit jedem Foto, das sie mit weinenden Müttern zeigt, deren Kinder | |
| erschossen wurden, mit jeder Pressekonferenz, in der sie vor Dutzenden | |
| Kameras fordert, Sturmgewehre zu verbieten. „Was, wenn es mein Kind wäre?“, | |
| fragt die zweifache Mutter immer wieder. | |
| Ein knappe Autostunde von der South Side entfernt zieht sich Kankakee an | |
| einer Hauptstraße mit Shoppingcentern und Vorstadtrestaurants entlang, | |
| unteres Mittelschichtsmilieu. Richard Pearson sitzt an einem hohen | |
| Bartisch, die abgewetzte Ledertasche auf dem Tresen, den Wagen mit seinen | |
| Glocks in Sichtweite. Er spricht gern über Waffen. Viel lieber als über das | |
| Lobbying. Mit seiner roten Baseballmütze passt er nicht recht zu den | |
| Machtmenschen mit ihren Anzügen in Washington oder Illinois. | |
| Am 4. November wird in den USA ein neuer Kongress gewählt. Robin Kelly | |
| tritt das erste Mal an. „Wenn das Rennen knapp wird, kann das Waffenthema | |
| der entscheidende Faktor sein“, sagt Richard Feldman, ein ehemaliger | |
| Lobbyist der NRA. „Die Demokraten müssen aufpassen.“ | |
| Derzeit kontrollieren die Republikaner nur das Abgeordnetenhaus, aber nicht | |
| den mächtigen Senat. Ihre Chancen sind diesmal gut, in beiden Kammern die | |
| Mehrheit zu erringen. Die NRA mischt im Wahlkampf mit. Auf ihrer | |
| [4][Webseite verteilt sie Schulnoten] – ein A ist eine eins, ein F eine | |
| sechs. Die Einserschüler haben in ihren Karrieren noch nie für eine | |
| Verschärfung von Waffengesetzen gestimmt. | |
| ## Seine Glocks stets in Griffweite | |
| Gewinnen die Republikaner, wäre garantiert, dass sich auch in den nächsten | |
| zwei Jahren nichts tut. „Ich hoffe nicht, dass es passiert, es würde mir | |
| große Sorgen bereiten“, sagt Robin Kelly. Sie kriegt von der NRA stets ein | |
| F. | |
| Richard Pearson besucht Politiker, schreibt Mails an seine Mitglieder und | |
| verbreitet seine Wahrheiten in Waffenforen. Robin Kelly redet gegen seine | |
| Argumente an. Und sammelt Geld, damit sie gehört wird. | |
| Im Dezember 2012 urteilte ein Bundesgericht, dass das Verbot, in Illinois | |
| verdeckt eine Waffe zu tragen, gegen die Verfassung verstößt. Dank dieses | |
| Urteils hat Pearson seine Glocks nun meist in Griffweite. „Seit 1987 habe | |
| ich daran gearbeitet, dass dieses Verbot fällt“, sagt er und tunkt seine | |
| Pommes in reichlich Ketchup. | |
| Trotz der Erlaubnis der Richter gibt es in Illinois Ausnahmen. Zwar darf | |
| jeder, der 150 Dollar für eine Lizenz bezahlt und 16 Trainingsstunden | |
| absolviert, eine Pistole tragen. Aber der Zutritt zu Schulen, städtischen | |
| Krankenhäusern, Bussen oder Lokalen, die Alkohol ausschenken, bleibt | |
| verboten. Unternehmen können zudem selbst entscheiden, ob sie ein | |
| Verbotsschild ins Fenster kleben, so wie Starbucks in Chicago es tut. „Aber | |
| dafür kriegen wir sie auch noch dran“, sagt Pearson und lacht ein lautes, | |
| dunkles Lachen. In Chicago geht er kein Bier mehr trinken. So wie viele der | |
| 30.000 Mitglieder in seinem NRA-Landesverband. Sie sind Pearsons größtes | |
| Kapital, dank ihnen bekommt er bei fast jedem Politiker einen Termin. Außer | |
| bei Robin Kelly. | |
| ## NRA mit Argumenten übertönen | |
| Kelly sei ohnehin nicht zu überzeugen, sagt er. Es gehe darum, sie | |
| loszuwerden. „Man muss sie isolieren“, sagt Richard Pearson und lacht | |
| wieder. | |
| Wäre sie isoliert, würde sich auch niemand mehr für den „Kelly-Report“ | |
| interessieren, diesen „Haufen Lügen“, wie Pearson ihn nur nennt. Da lacht | |
| er nicht. | |
| Der [5][„Kelly-Report“] ist ein 65 Seiten starkes Dokument. Etliche Medien | |
| waren da, als sie es im August vorgestellt hat, nicht nur die lokalen. Es | |
| ist eine Übersicht über die Folgen der Waffengewalt in den USA. Und ein | |
| Aktionsplan dagegen. Kellys Stimme reicht weit. Ihr Report ist ein weiterer | |
| Versuch, die aggressive NRA mit Argumenten zu übertönen und bessere Gesetze | |
| zu erzwingen. „Die Waffenlobby hat es in den vergangenen Jahren | |
| hervorragend verstanden, die Bühne zu dominieren – mit dem Spruch, die | |
| Regierung versuche, allen Amerikanern die Waffen wegzunehmen“, sagt Kelly. | |
| Sie setzt Zahlen und Fakten dagegen. | |
| Pearson und seine Leute bringt sie damit gegen sich auf. Auf | |
| [6][Ammoland.com], einem Forum für militante Waffenfans, wird Kelly in | |
| einem Beitrag eine „Peinlichkeit unter Illinois’ Peinlichkeiten“ genannt. | |
| Ihre Vorschläge werden zerlegt: Eine Lizenzpflicht für Verkäufer von | |
| Munition? Damit soll Munition nur teurer werden. Ein Verbot | |
| halbautomatischer Gewehre? Damit nähme der Staat gesetzestreuen Bürgern | |
| fast alle Waffen weg. Und überhaupt, schlechte Menschen hielten sich | |
| sowieso nicht an solche Gesetze. | |
| ## Mehr als 300 Millionen Waffen in Privatbesitz | |
| Sie respektiere das in der Verfassung verbriefte Recht, Waffen zu tragen, | |
| sagt Kelly: „Ich denke nur, es geht zu weit. Auch gute Menschen in diesem | |
| Land leiden unter Waffen.“ Kinder geraten ins Kreuzfeuer, täglich geschehen | |
| Unfälle mit Waffen. Der Druck der NRA macht ihr nichts aus. „Die glauben | |
| sowieso, dass ich an die andere Seite verloren bin.“ Da lacht auch sie. | |
| In den USA sind Schätzungen zufolge mehr als 300 Millionen Waffen in | |
| Privatbesitz. Das sind mehr Waffen als Bürger, mehr als in jedem anderen | |
| Land. Etwa eine Million Amerikaner sind in den vergangenen drei Jahrzehnten | |
| bei Morden, Unfällen und Suizid durch Kugeln gestorben – mehr als in allen | |
| Kriegen, an denen sich die USA beteiligt haben. Dennoch gehören Waffen zur | |
| amerikanischen Seele, geprägt durch die Gründung der Nation im | |
| Unabhängigkeitskrieg, verankert in der Verfassung, aufrechterhalten durch | |
| den Glauben an das Grundrecht und die Skepsis so vieler Amerikaner vor | |
| einem zu mächtigen Staat. | |
| In einem [7][wegweisenden Urteil] entschied der oberste Gerichtshof 2008, | |
| dass der zweite Zusatz der Verfassung genau so zu verstehen sei, wie die | |
| Gründerväter ihn formuliert haben. Jeder Bürger „hat das Recht, eine Waffe | |
| zu tragen“. Ein großer Sieg für die NRA. | |
| ## Pearsons Streit mit Obama | |
| „Die Richter haben aber auch gesagt, dass Entscheidungen für | |
| Waffenkontrolle nicht notwendigerweise gegen dieses Recht verstoßen“, sagt | |
| Adam Winkler, Juraprofessor an der University of California in Los Angeles. | |
| Doch das oberste Gericht schaffte es mit seinem Urteil nicht, die Debatte | |
| zu versachlichen. Zu sehr wird sie von extremen Stimmen vor allem vonseiten | |
| der Waffenbefürworter dominiert. Mehr Waffen, das ist für die Konservativen | |
| im Land die einzige Antwort auf die Frage, wie der Gewalt begegnet werden | |
| kann. | |
| Die NRA zieht daraus ihr wichtigstes Argument: Der Staat wolle allen | |
| rechtschaffenen Menschen die Waffen wegnehmen. | |
| „Die Regierung glaubt, wir sind alle Kriminelle“, sagt Richard Pearson in | |
| dem Diner in Kankakee. Obrigkeiten akzeptiert er grundsätzlich nicht. „Ich | |
| rechtfertige mich gegenüber niemandem.“ Deswegen trifft sich Pearson auch | |
| mit Journalisten, selbst wenn das der NRA-Führung in Washington nicht | |
| passt. | |
| Schon als Barack Obama noch Senator in Illinois war, hat Pearson mit ihm | |
| gestritten, nun streitet er mit Leuten wie Chicagos Bürgermeister Rahm | |
| Emanuel, einst Obamas Stabschef. „Ich mag das“, sagt er. Streiten, Leute | |
| überzeugen. Von seiner Sache. | |
| Bei Obama ist es ihm nicht gelungen. „Feige und ein Kommunist“, mehr Worte | |
| hat Pearson nicht für den Präsidenten übrig. | |
| ## Waffen als die einzige Konstante | |
| Richard Pearson bekam sein erstes Gewehr mit neun Jahren von seinem Vater | |
| geschenkt. Er nahm es mit in die Schule, als wäre es ein Lineal oder ein | |
| Füller. Er hat es immer noch, eine von mehr als 60 Waffen. In seinem Leben | |
| hat er schon viel gemacht, war Lehrer, hat Versicherungen verkauft, ein | |
| Juweliergeschäft betrieben. Die einzige Konstante waren stets die Waffen. | |
| Die Schießanlage des NRA-Landesverbands ist nicht weit entfernt vom | |
| Restaurant. Er steuert seinen Geländewagen betont lässig über die | |
| Schotterwege. Aus dem Nichts taucht ein kleiner Unterstand auf. Roter Sand | |
| staubt auf, als Pearson von einem Schießstand zum nächsten fährt. Seine | |
| rote Baseballmütze weist ihn hier als Aufseher aus. | |
| Ein paar Hocker und Tische, um die Waffen abzulegen. Die Zielscheiben. | |
| Sonst ist hier nicht viel. Nur viel Platz, damit die Kugeln fliegen können. | |
| Gerade wird ein neues Clubhaus gebaut, es gibt viele Freiwillige. „Wir | |
| haben sehr engagierte Mitglieder“, sagt Pearson und wird von Schüssen aus | |
| einem halbautomatischen Gewehr unterbrochen. Er zuckt nicht zusammen. Ein | |
| Mann in Tarnkleidung zieht die Zielscheibe heran und mustert die Treffer | |
| des Schützen, der 300 Meter entfernt liegt. Pearson kennt hier alle mit | |
| Namen. Er wirft nur einen flüchtigen Blick auf die Scheibe und macht sofort | |
| den letzten Treffer auf dem von Einschüssen zerfetzten Papier aus. Die | |
| Zielscheibe schwingt quietschend wieder über seinen Kopf. | |
| ## Unterstützung für Kelly kommt von Michael Bloomberg | |
| Am selben Tag als Richard Pearson über die Schießanlage führt und ganz | |
| selbstverständlich mit einem Springfield M1-Gewehr posiert, tötet eine | |
| Neunjährige ihren Schießlehrer in Arizona mit einer Uzi, einer | |
| automatischen Maschinenpistole. Das Mädchen ist mit seinen Eltern im | |
| Urlaub, der Besuch der Schießanlage soll ein schöner Ausflug werden. Eltern | |
| und Schießlehrer entscheiden, dass das Kind die Uzi ausprobieren darf. Als | |
| ihr die schwere Waffe aus den Händen gleitet, löst sich eine Kugel und | |
| trifft den Lehrer in den Kopf. Er ist sofort tot. Das Mädchen sagt später, | |
| die Waffe habe ihr an der Schulter wehgetan, es sei einfach zu viel | |
| gewesen. | |
| 86 Menschen sterben in den USA durchschnittlich jeden Tag durch eine Waffe. | |
| Pearson kontert mit anderen Zahlen: 695 Jungen und Mädchen zwischen einem | |
| und 15 Jahren ertranken im Jahr 2011. Komme irgendjemand auf die Idee, das | |
| Schwimmen zu verbieten? | |
| Robin Kelly hat ihren Sitz im Repräsentantenhaus auch Michael Bloomberg zu | |
| verdanken. New Yorks ehemaliger Bürgermeister hat ihre innerparteiliche | |
| Kampagne mit millionenteuren Werbespots unterstützt. Der Unternehmer will | |
| den Waffengegnern mit seinen Milliarden gegen die NRA helfen. | |
| [8][Mayors Against Illegal Guns] heißt Bloombergs 2006 gegründetes | |
| Netzwerk, dem mehr als 1.000 Bürgermeister beigetreten sind. Und das mit | |
| der Antiwaffenorganisation Moms Demand Action For Gun Sense in America mit | |
| seinen mehr als 130.000 Mitglieder zusammenarbeitet. „Die NRA wurde lange | |
| nicht herausgefordert, aber das ändert sich jetzt – und diese Leute haben | |
| auch Geld“, sagt Kelly. Im Sommer hat auch Bill Gates eine Million Dollar | |
| für die Waffengegner gespendet. | |
| ## Verbote bleiben die Ausnahme | |
| Politische Kampagnen ohne finanzielle Basis sind in den USA zum Scheitern | |
| verurteilt. Die NRA hat 5 Millionen Mitglieder, dank ihnen ist ihre | |
| Kriegskasse gut gefüllt. Laut einer [9][Studie des FBI] ist die Zahl der | |
| Amokläufe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – im Schnitt auf | |
| 16,4 Amokläufe pro Jahr. Gerade erst hat sich wieder einer in einer Schule | |
| nahe Seattle ereignet. Nachdem Adam Lanza im Dezember 2012 in Newtown, | |
| Connecticut, 27 andere und sich selbst tötete, hat die NRA nach eigenen | |
| Angaben eine Million Mitglieder gewonnen. Das AR-15, ein halbautomatisches | |
| Gewehr im Militärstil, mit dem Lanza schoss, ist eines der beliebtesten | |
| Gewehre im Land. Das Verbot der Waffe hat die NRA verhindert. | |
| Wäre der Kongress nach der Wahl handlungsunfähig, können nur noch die | |
| Staaten agieren, so wie es einige seit Newtown getan haben. Connecticut hat | |
| den Verkauf von halbautomatischen Gewehren wie dem AR-15 verboten. Doch | |
| solche Gesetze bleiben die Ausnahme. | |
| Pearson hat in Illinois mit seiner Lobbyarbeit dafür gesorgt, dass die | |
| Gesetze gelockert wurden. Sein Verband hat allein im vergangenen Jahr 1,7 | |
| Millionen Dollar ausgegeben. Nicht alles sei ins Lobbying geflossen, sagt | |
| Pearson, sondern auch in Training und Aufklärung. Immer wieder: Aufklärung. | |
| Er spricht gern vom Recht auf Selbstverteidigung. Als Pearson noch seinen | |
| Schmuckladen hatte, wurde er einmal überfallen. „Ich hab dem Mann meine | |
| 45er gezeigt“, erzählt er, „und gesagt, dass ich ihn erschieße.“ Der R�… | |
| rannte. Nicht mal die Ladentür habe er hinter sich zugemacht. „Das fand ich | |
| unhöflich“, sagt Pearson. Wieder ertönt sein lautes Lachen. | |
| „Wenn sich die Debatte nicht mehr um den aufrechten Bürger mit seiner Waffe | |
| dreht, dann gehen sie auch nicht mehr deswegen wählen“, erklärt Richard | |
| Feldman die Strategie der NRA. Einst selbst NRA-Lobbyist hat er einen | |
| Insiderbericht über die Methoden der Organisation geschrieben, um dann | |
| einen Konkurrenzverband zu gründen. | |
| ## Kelly will Waffenwerbung für Kinder verbieten | |
| Waffen bleiben ein hoch symbolisches Thema in der amerikanischen | |
| Gesellschaft. „Es geht dabei um das Verhältnis zwischen den Regierenden und | |
| den Regierten und die Frage, wer die Kontrolle hat“, sagt Feldman. | |
| Die Kontrolle über ihre Waffe wollen sich Amerikaner nicht nehmen lassen. | |
| Die Mehrheit ihrer Besitzer will damit ihre Familie schützen. 60 Prozent | |
| der Befragten einer Gallup-Umfrage nannten Ende 2013 die persönliche | |
| Sicherheit als Hauptgrund, eine Waffe zu haben. Richard Pearson kann das | |
| nur befürworten. „Die eigene Sicherheit ist ein Menschenrecht – und eine | |
| Waffe ist dafür nun mal einfach das beste Instrument.“ | |
| Robin Kelly wird kein knappes Rennen fürchten müssen, ihr Wahlkreis ist | |
| traditionell demokratisch, ihr Gegner hat einen Bruchteil ihres Budgets. Im | |
| April, nach einem besonders blutigen Monat in Chicago hat sie im | |
| Repräsentantenhaus die Namen aller 19 Opfer unter 25 Jahren verlesen und | |
| wieder mehr Einschränkungen gefordert. „Es ist ein moralischer Imperativ, | |
| den wir nicht länger ignorieren dürfen“, sagte sie. Im Juli brachte sie | |
| einen Gesetzesentwurf ein, der gezielte Waffenwerbung für Kinder verbieten | |
| soll. Die Chancen, dass daraus ein Gesetz wird, sind minimal. Doch so | |
| weitermachen, sagt Kelly, könne das Land auch nicht. „Es geht hier nicht | |
| nur um Gesetze, es geht um Bildung, Armut, Jobs, darum, Kindern | |
| Alternativen aufzuzeigen.“ | |
| Richard Pearson nennt Wahlen nur den „legalen Weg“. Über die anderen | |
| schweigt er. Er hat noch einiges vor. Ein Mal im Jahr gehen sie alle am | |
| „Gun Lobby Day“ auf die Straße. „Man sollte sich nie mit dem zufrieden | |
| geben, was man hat“, sagt er auf dem Schießstand. Er wirft noch einen Blick | |
| auf das Bushmaster-Gewehr seines Bekannten. Dann fährt er zur Lagerhalle | |
| auf der anderen Straßenseite, um zu überwachen, wie neue Zielscheiben | |
| zusammengeschweißt werden. | |
| 3 Nov 2014 | |
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| [1] http://www.isra.org/ | |
| [2] /Schusswaffenopfer-in-Chicago/!120052/ | |
| [3] /taz-Serie-Die-Macht-der-Waffen/!122325/ | |
| [4] http://www.nrapvf.org/grades/ | |
| [5] http://robinkelly.house.gov/sites/robinkelly.house.gov/files/wysiwyg_upload… | |
| [6] http://www.ammoland.com/2014/07/rep-robin-kelly-an-embarrassment-among-emba… | |
| [7] http://www.supremecourt.gov/opinions/07pdf/07-290.pdf | |
| [8] http://everytown.org/mayors/ | |
| [9] http://www.fbi.gov/news/stories/2014/september/fbi-releases-study-on-active… | |
| ## AUTOREN | |
| Rieke Havertz | |
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