Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Waffenlobby vor der US-Wahl: Alles mit Gewehr
> Mit der Pistole ins Café: Viele Amerikaner betrachten das als Grundrecht.
> Politikerin Robin Kelly will das ändern. Ein Lobbyist versucht deshalb,
> sie loszuwerden.
Bild: Waffen gehören zum Alltag. In den USA gibt es mehr Waffen als Bürger, m…
CHICAGO taz | An diesem Vormittag lässt Richard Pearson die drei Glocks im
Kofferraum seines weißen Geländewagens. In dem Restaurant bei Chicago
braucht er seine Pistolen nicht, er muss auch nichts mehr beweisen. Er hat
schon gewonnen. Wenn er wollte, könnte er die Waffen hier in Kankakee mit
zum Essen nehmen, in einem Holster unterm beigen Hemd oder am Knöchel unter
der Jeans. Das ist sein Sieg.
Pearson ist seit mehr als 20 Jahren einer der wichtigsten Lobbyisten im
US-Bundesstaat Illinois. Er ist Präsident der [1][Illinois State Rifle
Association], dem Landesverband der National Rifle Association NRA. Der
Staat im Mittleren Westen der USA hat eines der strengsten Waffengesetze
des Landes. Bürger müssen eine Lizenz beantragen, um eine Waffe kaufen zu
können, einen Hintergrundcheck durchlaufen, die Waffe stets sicher
aufbewahren. Und lange Zeit durften sie Waffen nicht in der Öffentlichkeit
tragen. Das hat Pearson geändert. Sein Sieg hat nur noch einen kleinen
Makel: die Schilder.
Sie kleben vor allem in Chicago an Cafétüren, Bankeingängen oder
Kneipenfenstern. Eine schwarze Waffe, signalrot durchgestrichen. Ein
Waffenverbot, ausgesprochen von den Ladenbesitzern oder Unternehmen.
Pearson hasst die Aufkleber, also kämpft er weiter. Um den Makel
loszuwerden, muss er Robin Kelly loswerden.
Kelly, 58 Jahre alt, trägt kein Holster unter ihren dunklen Hosenanzügen,
wenn sie die Menschen in Chicagos South Side trifft. Mit rauchiger, vom
Wahlkampf heiserer Stimme spricht sie in Gemeindesälen und auf der Straße.
Im Süden und Westen der Stadt vergeht kaum ein Tag ohne Schießereien, ohne
Tote. Zurück bleiben [2][Opfer], [3][Täter], Mütter, Kinder. Sie treiben
Robin Kelly an. Die Demokratin sitzt seit 2013 im Repräsentantenhaus des
US-Kongresses, als Nachrückerin. Ihr Vorgänger trat wegen einer
Spendenaffäre zurück.
## Die NRA gibt Abgeordneten im Wahlkampf Schulnoten
Im innerparteilichen Wahlkampf um den Sitz machte Kelly den Kampf gegen
Waffen zu ihrem Thema. Sie gelobte, für striktere Gesetze einzutreten. Mit
diesem Versprechen stellt sie sich dem Lobbyisten Richard Pearson in den
Weg. Mit jedem Foto, das sie mit weinenden Müttern zeigt, deren Kinder
erschossen wurden, mit jeder Pressekonferenz, in der sie vor Dutzenden
Kameras fordert, Sturmgewehre zu verbieten. „Was, wenn es mein Kind wäre?“,
fragt die zweifache Mutter immer wieder.
Ein knappe Autostunde von der South Side entfernt zieht sich Kankakee an
einer Hauptstraße mit Shoppingcentern und Vorstadtrestaurants entlang,
unteres Mittelschichtsmilieu. Richard Pearson sitzt an einem hohen
Bartisch, die abgewetzte Ledertasche auf dem Tresen, den Wagen mit seinen
Glocks in Sichtweite. Er spricht gern über Waffen. Viel lieber als über das
Lobbying. Mit seiner roten Baseballmütze passt er nicht recht zu den
Machtmenschen mit ihren Anzügen in Washington oder Illinois.
Am 4. November wird in den USA ein neuer Kongress gewählt. Robin Kelly
tritt das erste Mal an. „Wenn das Rennen knapp wird, kann das Waffenthema
der entscheidende Faktor sein“, sagt Richard Feldman, ein ehemaliger
Lobbyist der NRA. „Die Demokraten müssen aufpassen.“
Derzeit kontrollieren die Republikaner nur das Abgeordnetenhaus, aber nicht
den mächtigen Senat. Ihre Chancen sind diesmal gut, in beiden Kammern die
Mehrheit zu erringen. Die NRA mischt im Wahlkampf mit. Auf ihrer
[4][Webseite verteilt sie Schulnoten] – ein A ist eine eins, ein F eine
sechs. Die Einserschüler haben in ihren Karrieren noch nie für eine
Verschärfung von Waffengesetzen gestimmt.
## Seine Glocks stets in Griffweite
Gewinnen die Republikaner, wäre garantiert, dass sich auch in den nächsten
zwei Jahren nichts tut. „Ich hoffe nicht, dass es passiert, es würde mir
große Sorgen bereiten“, sagt Robin Kelly. Sie kriegt von der NRA stets ein
F.
Richard Pearson besucht Politiker, schreibt Mails an seine Mitglieder und
verbreitet seine Wahrheiten in Waffenforen. Robin Kelly redet gegen seine
Argumente an. Und sammelt Geld, damit sie gehört wird.
Im Dezember 2012 urteilte ein Bundesgericht, dass das Verbot, in Illinois
verdeckt eine Waffe zu tragen, gegen die Verfassung verstößt. Dank dieses
Urteils hat Pearson seine Glocks nun meist in Griffweite. „Seit 1987 habe
ich daran gearbeitet, dass dieses Verbot fällt“, sagt er und tunkt seine
Pommes in reichlich Ketchup.
Trotz der Erlaubnis der Richter gibt es in Illinois Ausnahmen. Zwar darf
jeder, der 150 Dollar für eine Lizenz bezahlt und 16 Trainingsstunden
absolviert, eine Pistole tragen. Aber der Zutritt zu Schulen, städtischen
Krankenhäusern, Bussen oder Lokalen, die Alkohol ausschenken, bleibt
verboten. Unternehmen können zudem selbst entscheiden, ob sie ein
Verbotsschild ins Fenster kleben, so wie Starbucks in Chicago es tut. „Aber
dafür kriegen wir sie auch noch dran“, sagt Pearson und lacht ein lautes,
dunkles Lachen. In Chicago geht er kein Bier mehr trinken. So wie viele der
30.000 Mitglieder in seinem NRA-Landesverband. Sie sind Pearsons größtes
Kapital, dank ihnen bekommt er bei fast jedem Politiker einen Termin. Außer
bei Robin Kelly.
## NRA mit Argumenten übertönen
Kelly sei ohnehin nicht zu überzeugen, sagt er. Es gehe darum, sie
loszuwerden. „Man muss sie isolieren“, sagt Richard Pearson und lacht
wieder.
Wäre sie isoliert, würde sich auch niemand mehr für den „Kelly-Report“
interessieren, diesen „Haufen Lügen“, wie Pearson ihn nur nennt. Da lacht
er nicht.
Der [5][„Kelly-Report“] ist ein 65 Seiten starkes Dokument. Etliche Medien
waren da, als sie es im August vorgestellt hat, nicht nur die lokalen. Es
ist eine Übersicht über die Folgen der Waffengewalt in den USA. Und ein
Aktionsplan dagegen. Kellys Stimme reicht weit. Ihr Report ist ein weiterer
Versuch, die aggressive NRA mit Argumenten zu übertönen und bessere Gesetze
zu erzwingen. „Die Waffenlobby hat es in den vergangenen Jahren
hervorragend verstanden, die Bühne zu dominieren – mit dem Spruch, die
Regierung versuche, allen Amerikanern die Waffen wegzunehmen“, sagt Kelly.
Sie setzt Zahlen und Fakten dagegen.
Pearson und seine Leute bringt sie damit gegen sich auf. Auf
[6][Ammoland.com], einem Forum für militante Waffenfans, wird Kelly in
einem Beitrag eine „Peinlichkeit unter Illinois’ Peinlichkeiten“ genannt.
Ihre Vorschläge werden zerlegt: Eine Lizenzpflicht für Verkäufer von
Munition? Damit soll Munition nur teurer werden. Ein Verbot
halbautomatischer Gewehre? Damit nähme der Staat gesetzestreuen Bürgern
fast alle Waffen weg. Und überhaupt, schlechte Menschen hielten sich
sowieso nicht an solche Gesetze.
## Mehr als 300 Millionen Waffen in Privatbesitz
Sie respektiere das in der Verfassung verbriefte Recht, Waffen zu tragen,
sagt Kelly: „Ich denke nur, es geht zu weit. Auch gute Menschen in diesem
Land leiden unter Waffen.“ Kinder geraten ins Kreuzfeuer, täglich geschehen
Unfälle mit Waffen. Der Druck der NRA macht ihr nichts aus. „Die glauben
sowieso, dass ich an die andere Seite verloren bin.“ Da lacht auch sie.
In den USA sind Schätzungen zufolge mehr als 300 Millionen Waffen in
Privatbesitz. Das sind mehr Waffen als Bürger, mehr als in jedem anderen
Land. Etwa eine Million Amerikaner sind in den vergangenen drei Jahrzehnten
bei Morden, Unfällen und Suizid durch Kugeln gestorben – mehr als in allen
Kriegen, an denen sich die USA beteiligt haben. Dennoch gehören Waffen zur
amerikanischen Seele, geprägt durch die Gründung der Nation im
Unabhängigkeitskrieg, verankert in der Verfassung, aufrechterhalten durch
den Glauben an das Grundrecht und die Skepsis so vieler Amerikaner vor
einem zu mächtigen Staat.
In einem [7][wegweisenden Urteil] entschied der oberste Gerichtshof 2008,
dass der zweite Zusatz der Verfassung genau so zu verstehen sei, wie die
Gründerväter ihn formuliert haben. Jeder Bürger „hat das Recht, eine Waffe
zu tragen“. Ein großer Sieg für die NRA.
## Pearsons Streit mit Obama
„Die Richter haben aber auch gesagt, dass Entscheidungen für
Waffenkontrolle nicht notwendigerweise gegen dieses Recht verstoßen“, sagt
Adam Winkler, Juraprofessor an der University of California in Los Angeles.
Doch das oberste Gericht schaffte es mit seinem Urteil nicht, die Debatte
zu versachlichen. Zu sehr wird sie von extremen Stimmen vor allem vonseiten
der Waffenbefürworter dominiert. Mehr Waffen, das ist für die Konservativen
im Land die einzige Antwort auf die Frage, wie der Gewalt begegnet werden
kann.
Die NRA zieht daraus ihr wichtigstes Argument: Der Staat wolle allen
rechtschaffenen Menschen die Waffen wegnehmen.
„Die Regierung glaubt, wir sind alle Kriminelle“, sagt Richard Pearson in
dem Diner in Kankakee. Obrigkeiten akzeptiert er grundsätzlich nicht. „Ich
rechtfertige mich gegenüber niemandem.“ Deswegen trifft sich Pearson auch
mit Journalisten, selbst wenn das der NRA-Führung in Washington nicht
passt.
Schon als Barack Obama noch Senator in Illinois war, hat Pearson mit ihm
gestritten, nun streitet er mit Leuten wie Chicagos Bürgermeister Rahm
Emanuel, einst Obamas Stabschef. „Ich mag das“, sagt er. Streiten, Leute
überzeugen. Von seiner Sache.
Bei Obama ist es ihm nicht gelungen. „Feige und ein Kommunist“, mehr Worte
hat Pearson nicht für den Präsidenten übrig.
## Waffen als die einzige Konstante
Richard Pearson bekam sein erstes Gewehr mit neun Jahren von seinem Vater
geschenkt. Er nahm es mit in die Schule, als wäre es ein Lineal oder ein
Füller. Er hat es immer noch, eine von mehr als 60 Waffen. In seinem Leben
hat er schon viel gemacht, war Lehrer, hat Versicherungen verkauft, ein
Juweliergeschäft betrieben. Die einzige Konstante waren stets die Waffen.
Die Schießanlage des NRA-Landesverbands ist nicht weit entfernt vom
Restaurant. Er steuert seinen Geländewagen betont lässig über die
Schotterwege. Aus dem Nichts taucht ein kleiner Unterstand auf. Roter Sand
staubt auf, als Pearson von einem Schießstand zum nächsten fährt. Seine
rote Baseballmütze weist ihn hier als Aufseher aus.
Ein paar Hocker und Tische, um die Waffen abzulegen. Die Zielscheiben.
Sonst ist hier nicht viel. Nur viel Platz, damit die Kugeln fliegen können.
Gerade wird ein neues Clubhaus gebaut, es gibt viele Freiwillige. „Wir
haben sehr engagierte Mitglieder“, sagt Pearson und wird von Schüssen aus
einem halbautomatischen Gewehr unterbrochen. Er zuckt nicht zusammen. Ein
Mann in Tarnkleidung zieht die Zielscheibe heran und mustert die Treffer
des Schützen, der 300 Meter entfernt liegt. Pearson kennt hier alle mit
Namen. Er wirft nur einen flüchtigen Blick auf die Scheibe und macht sofort
den letzten Treffer auf dem von Einschüssen zerfetzten Papier aus. Die
Zielscheibe schwingt quietschend wieder über seinen Kopf.
## Unterstützung für Kelly kommt von Michael Bloomberg
Am selben Tag als Richard Pearson über die Schießanlage führt und ganz
selbstverständlich mit einem Springfield M1-Gewehr posiert, tötet eine
Neunjährige ihren Schießlehrer in Arizona mit einer Uzi, einer
automatischen Maschinenpistole. Das Mädchen ist mit seinen Eltern im
Urlaub, der Besuch der Schießanlage soll ein schöner Ausflug werden. Eltern
und Schießlehrer entscheiden, dass das Kind die Uzi ausprobieren darf. Als
ihr die schwere Waffe aus den Händen gleitet, löst sich eine Kugel und
trifft den Lehrer in den Kopf. Er ist sofort tot. Das Mädchen sagt später,
die Waffe habe ihr an der Schulter wehgetan, es sei einfach zu viel
gewesen.
86 Menschen sterben in den USA durchschnittlich jeden Tag durch eine Waffe.
Pearson kontert mit anderen Zahlen: 695 Jungen und Mädchen zwischen einem
und 15 Jahren ertranken im Jahr 2011. Komme irgendjemand auf die Idee, das
Schwimmen zu verbieten?
Robin Kelly hat ihren Sitz im Repräsentantenhaus auch Michael Bloomberg zu
verdanken. New Yorks ehemaliger Bürgermeister hat ihre innerparteiliche
Kampagne mit millionenteuren Werbespots unterstützt. Der Unternehmer will
den Waffengegnern mit seinen Milliarden gegen die NRA helfen.
[8][Mayors Against Illegal Guns] heißt Bloombergs 2006 gegründetes
Netzwerk, dem mehr als 1.000 Bürgermeister beigetreten sind. Und das mit
der Antiwaffenorganisation Moms Demand Action For Gun Sense in America mit
seinen mehr als 130.000 Mitglieder zusammenarbeitet. „Die NRA wurde lange
nicht herausgefordert, aber das ändert sich jetzt – und diese Leute haben
auch Geld“, sagt Kelly. Im Sommer hat auch Bill Gates eine Million Dollar
für die Waffengegner gespendet.
## Verbote bleiben die Ausnahme
Politische Kampagnen ohne finanzielle Basis sind in den USA zum Scheitern
verurteilt. Die NRA hat 5 Millionen Mitglieder, dank ihnen ist ihre
Kriegskasse gut gefüllt. Laut einer [9][Studie des FBI] ist die Zahl der
Amokläufe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – im Schnitt auf
16,4 Amokläufe pro Jahr. Gerade erst hat sich wieder einer in einer Schule
nahe Seattle ereignet. Nachdem Adam Lanza im Dezember 2012 in Newtown,
Connecticut, 27 andere und sich selbst tötete, hat die NRA nach eigenen
Angaben eine Million Mitglieder gewonnen. Das AR-15, ein halbautomatisches
Gewehr im Militärstil, mit dem Lanza schoss, ist eines der beliebtesten
Gewehre im Land. Das Verbot der Waffe hat die NRA verhindert.
Wäre der Kongress nach der Wahl handlungsunfähig, können nur noch die
Staaten agieren, so wie es einige seit Newtown getan haben. Connecticut hat
den Verkauf von halbautomatischen Gewehren wie dem AR-15 verboten. Doch
solche Gesetze bleiben die Ausnahme.
Pearson hat in Illinois mit seiner Lobbyarbeit dafür gesorgt, dass die
Gesetze gelockert wurden. Sein Verband hat allein im vergangenen Jahr 1,7
Millionen Dollar ausgegeben. Nicht alles sei ins Lobbying geflossen, sagt
Pearson, sondern auch in Training und Aufklärung. Immer wieder: Aufklärung.
Er spricht gern vom Recht auf Selbstverteidigung. Als Pearson noch seinen
Schmuckladen hatte, wurde er einmal überfallen. „Ich hab dem Mann meine
45er gezeigt“, erzählt er, „und gesagt, dass ich ihn erschieße.“ Der R�…
rannte. Nicht mal die Ladentür habe er hinter sich zugemacht. „Das fand ich
unhöflich“, sagt Pearson. Wieder ertönt sein lautes Lachen.
„Wenn sich die Debatte nicht mehr um den aufrechten Bürger mit seiner Waffe
dreht, dann gehen sie auch nicht mehr deswegen wählen“, erklärt Richard
Feldman die Strategie der NRA. Einst selbst NRA-Lobbyist hat er einen
Insiderbericht über die Methoden der Organisation geschrieben, um dann
einen Konkurrenzverband zu gründen.
## Kelly will Waffenwerbung für Kinder verbieten
Waffen bleiben ein hoch symbolisches Thema in der amerikanischen
Gesellschaft. „Es geht dabei um das Verhältnis zwischen den Regierenden und
den Regierten und die Frage, wer die Kontrolle hat“, sagt Feldman.
Die Kontrolle über ihre Waffe wollen sich Amerikaner nicht nehmen lassen.
Die Mehrheit ihrer Besitzer will damit ihre Familie schützen. 60 Prozent
der Befragten einer Gallup-Umfrage nannten Ende 2013 die persönliche
Sicherheit als Hauptgrund, eine Waffe zu haben. Richard Pearson kann das
nur befürworten. „Die eigene Sicherheit ist ein Menschenrecht – und eine
Waffe ist dafür nun mal einfach das beste Instrument.“
Robin Kelly wird kein knappes Rennen fürchten müssen, ihr Wahlkreis ist
traditionell demokratisch, ihr Gegner hat einen Bruchteil ihres Budgets. Im
April, nach einem besonders blutigen Monat in Chicago hat sie im
Repräsentantenhaus die Namen aller 19 Opfer unter 25 Jahren verlesen und
wieder mehr Einschränkungen gefordert. „Es ist ein moralischer Imperativ,
den wir nicht länger ignorieren dürfen“, sagte sie. Im Juli brachte sie
einen Gesetzesentwurf ein, der gezielte Waffenwerbung für Kinder verbieten
soll. Die Chancen, dass daraus ein Gesetz wird, sind minimal. Doch so
weitermachen, sagt Kelly, könne das Land auch nicht. „Es geht hier nicht
nur um Gesetze, es geht um Bildung, Armut, Jobs, darum, Kindern
Alternativen aufzuzeigen.“
Richard Pearson nennt Wahlen nur den „legalen Weg“. Über die anderen
schweigt er. Er hat noch einiges vor. Ein Mal im Jahr gehen sie alle am
„Gun Lobby Day“ auf die Straße. „Man sollte sich nie mit dem zufrieden
geben, was man hat“, sagt er auf dem Schießstand. Er wirft noch einen Blick
auf das Bushmaster-Gewehr seines Bekannten. Dann fährt er zur Lagerhalle
auf der anderen Straßenseite, um zu überwachen, wie neue Zielscheiben
zusammengeschweißt werden.
3 Nov 2014
## LINKS
[1] http://www.isra.org/
[2] /Schusswaffenopfer-in-Chicago/!120052/
[3] /taz-Serie-Die-Macht-der-Waffen/!122325/
[4] http://www.nrapvf.org/grades/
[5] http://robinkelly.house.gov/sites/robinkelly.house.gov/files/wysiwyg_upload…
[6] http://www.ammoland.com/2014/07/rep-robin-kelly-an-embarrassment-among-emba…
[7] http://www.supremecourt.gov/opinions/07pdf/07-290.pdf
[8] http://everytown.org/mayors/
[9] http://www.fbi.gov/news/stories/2014/september/fbi-releases-study-on-active…
## AUTOREN
Rieke Havertz
## TAGS
USA
Waffen
Waffenlobby
NRA
Kongresswahlen
Schwerpunkt Waffen in den USA
USA
Schwerpunkt Waffen in den USA
Schwerpunkt Rassismus
Amoklauf
USA
USA
USA
USA
USA
USA
USA
USA
Waffen
Waffen
USA
## ARTIKEL ZUM THEMA
Letzter Waffenshop in San Francisco: Der finale Kaufrausch
Im liberalen San Francisco macht der letzte verbliebene Waffenladen dicht.
Die Betreiber kapitulieren vor der staatlichen Regulierung.
Neues Waffengesetz in Texas: Mit der Waffe im Hörsaal
Bald dürfen in Texas StudentInnen und ProfessorInnen verdeckt Schusswaffen
tragen. Sie sollen die Universitäten sicherer machen.
Debatte Polizeigewalt in den USA: Nicht ohne Smith & Wesson
Die USA haben ein offensichtliches Rassismusproblem. Genauso problematisch
ist die Selbstverständlichkeit, Waffen zu tragen.
Bluttat in den USA: Amokläufer erschießt sechs Menschen
Ein 35-Jähriger zieht durch die Vororte von Philadelphia und bringt mehrere
Menschen aus der Familie seiner Ex-Frau um, ehe er auch diese tötet. Dann
verschwindet er.
Prozess im Todesfall Diren Dede: Rückhalt für die Eltern
Vater und Mutter des getöteten Hamburgers sind zum Gerichtsverfahren in die
USA gekommen. Viele Einwohner der Stadt Missoula äußern ihr Mitgefühl.
Waffen-Eldorado USA: Mit Gott und der Glock
Schweine werden vom Helikopter aus getötet, die 9mm-Pistole liegt in der
Bibel und Gewehre werden offen getragen: eine Reise durch Texas.
Waffengewalt in den USA: Kein Platz für Superheldenträume
Fast jede Nacht gibt es in Chicagos South Side Schießereien. Zurück bleiben
junge Mütter – mit ihren Kindern, ohne Perspektive.
US-Politiker Mitch McConnell: Gnadenlos an die Macht
Der Republikaner Mitch McConnell wird Mehrheitsführer im US-Senat. Mehr
Einfluss geht nicht. Dabei steht er für wenig, er ist ehrgeiziger
Opportunist.
Kommentar US-Kongresswahlen: Obamas Abwahl
Die Präsidentschaft Obamas ist zerstört. Die Demokraten haben keine Agenda.
Aber ein Mandat für die konservative Politik der Republikaner gibt es auch
nicht.
Midterms-Wahl in den USA: Allein in Washington
Obamas letzte Amtsjahre werden zäh. Er muss sich im Kongress nach der
Midterms-Wahlschlappe mit einer Totalopposition auseinandersetzen.
Kongresswahl in den USA: Sechs Sitze für den Mehrheitswechsel
Nach dem teuersten Kongresswahlkampf aller Zeiten müssen sich die
Demokraten auf den Verlust ihrer Macht im Senat einstellen. Weiterer
politischer Stillstand droht.
Nach Amoklauf an US-Schule: Nur zwei Tote? Versendet sich!
Ein 14-Jähriger schießt in seiner Schule um sich. Das wirkt nicht mehr
länger nach als ein, zwei Tage. Amerika hat sich in einen Alltag mit Waffen
gefügt.
„Smart Guns“ in Amerika: Diese Pistole rettet Leben
Eine „Smart Gun“ lässt sich nur in der Hand ihres Besitzers abfeuern. In
den USA könnte sie verkauft werden. Doch der mächtigen Waffenlobby passt
das nicht.
Waffenkampf in den USA: Durchgeladen
Kein Thema spaltet Amerika so wie das Recht auf eine Waffe. In
Wahlkampfzeiten verschenken Politiker auch schon mal Knarren an ihre
Unterstützer.
Urteil in den USA: Mehr Knarren für Chicago
Wer in Chicago eine Waffe kaufen wollte, musste bisher die Stadt verlassen.
Ein Richter sagt nun, dass das Verbot von Waffenläden gegen die Verfassung
verstößt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.