| # taz.de -- Kongresswahl in den USA: Sechs Sitze für den Mehrheitswechsel | |
| > Nach dem teuersten Kongresswahlkampf aller Zeiten müssen sich die | |
| > Demokraten auf den Verlust ihrer Macht im Senat einstellen. Weiterer | |
| > politischer Stillstand droht. | |
| Bild: Kleine Belohnung für staatsbürgerliches Handeln – in einem Wahllokal … | |
| WASHINGTON dpa | Nach dem teuersten Kongresswahlkampf aller Zeiten müssen | |
| sich die Demokraten von US-Präsident Barack Obama auf eine weitere | |
| Niederlage einstellen. Nach letzten Umfragen gewinnen die Republikaner bei | |
| der Abstimmung am Dienstag auch eine Mehrheit in der zweiten | |
| Parlamentskammer, dem Senat. Für Obama wird das Regieren damit noch | |
| schwieriger. | |
| Den USA droht weiterer politischer Stillstand. Wegen möglicher Stichwahlen | |
| in Georgia und Louisiana sowie etwaiger Neuauszählungen von Stimmen könnte | |
| es Wochen oder Monate dauern, bis ein Endergebnis vorliegt. | |
| Die ersten Wahllokale an der Ostküste öffneten um 6.00 Uhr Ortszeit (12.00 | |
| MEZ). Die Wahlberechtigten stimmten über 36 der 100 Senatoren sowie alle | |
| 435 Mitglieder des Abgeordnetenhauses ab. Erste Ergebnisse wurden am | |
| Mittwochmorgen ab 1.00 Uhr MEZ erwartet. | |
| Sollten die Republikaner auch eine Mehrheit im Senat gewinnen, wäre der | |
| Kongress erstmals seit acht Jahren wieder vollständig in ihrer Hand. Letzte | |
| Wählerbefragungen von Washington Post, New York Times und dem Blog | |
| "FiveThirtyEight" gaben ihnen Chancen von 70 bis 96 Prozent, das Oberhaus | |
| an sich zu reißen. | |
| Dafür mussten die Republikaner den Demokraten insgesamt sechs Sitze | |
| abnehmen, um eine Mehrheit der 100 Mandate im Senat zu erreichen. Bei den | |
| etwa zehn Kopf-an-Kopf-Rennen lagen demokratische Kandidaten nur in New | |
| Hampshire und North Carolina knapp vorn. Sollte auch nur eine dieser beiden | |
| Abstimmungen zu ihren Ungunsten ausgehen, wäre der Senat bereits in der | |
| Wahlnacht für die Demokraten verloren. Weitere besonders hart umkämpfte | |
| Bundesstaaten waren Alaska, Arkansas, Colorado, Georgia, Iowa, Kentucky und | |
| Louisiana. | |
| ## Zerrissene Republikaner | |
| Sollten die Republikaner auch den Senat gewinnen, wären die Auswirkungen | |
| auf Präsident Obama und die USA weitreichend. Zum einen würde Obama in die | |
| Defensive geraten, weil er eigene Initiativen nicht gegen den Widerstand | |
| der Republikaner durchsetzen kann. | |
| Zum anderen stünden auch die Republikaner im Falle eines Wahlsieges vor | |
| Problemen. Obama kann beispielsweise gegen Gesetzesvorhaben sein Veto | |
| einlegen. Darüber hinaus benötigen die Republikaner 60 Stimmen im Senat, um | |
| Endlosdebatten abzuwürgen. Außerdem ist die Partei zerrissen. | |
| Ultrakonservative Mitglieder des Tea-Party-Flügels lehnen jegliche | |
| Zusammenarbeit mit Obama ab. | |
| Fraglich bleibt, ob es eine Mehrheit reformwilliger Politiker beider | |
| Parteien gibt, um sich in den beiden verbleiben Amtsjahren von Obama | |
| wenigstens auf Minireformen bei Themen wie Einwanderung, Steuern und | |
| Gesundheit zu verständigen. | |
| Viele Wähler wollten nach Angaben von Demoskopen Präsident Obama einen | |
| Denkzettel verpassen. Sie machen ihn persönlich für zahlreiche Fälle von | |
| schlechtem Krisenmanagement der Regierung verantwortlich. Obamas | |
| Umfragewerte sanken bereits vor der Wahl auf Tiefstwerte. | |
| ## Vier von zehn wollen wählen gehen | |
| Der Kongresswahlkampf war der bislang teuerste aller Zeiten. Nach | |
| Berechnungen des unabhängigen „Center for Responsive Politics“ kostete der | |
| Wahlkampf aller Kandidaten insgesamt rund 3,67 Milliarden Dollar (2,94 Mrd | |
| Euro). In vielen Wahlwerbespots ging es darum, den politischen Gegner zu | |
| diskreditieren. | |
| Nur etwa vier von zehn Wahlberechtigten gaben bei Umfragen an, überhaupt | |
| wählen zu gehen. 210 Millionen Amerikaner waren bei den Kongresswahlen im | |
| Jahr 2010 wahlberechtigt, allerdings gingen damals mit 95,9 Millionen | |
| Menschen nur 45 Prozent wählen. Offizielle Angaben zur Zahl der aktuell | |
| Wahlberechtigten gibt es nicht. | |
| Außer den 36 Senatoren und 435 Abgeordneten für den Kongress wurden auch 38 | |
| Gouverneure sowie Bürgermeister in 172 Städten gewählt. Darüber hinaus gibt | |
| es in zahlreichen Bundesstaaten Referenden, beispielsweise über eine | |
| Legalisierung von Haschisch, Fracking bis zur Besteuerung zuckerhaltiger | |
| Getränke. | |
| 4 Nov 2014 | |
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