# taz.de -- US-Politiker Mitch McConnell: Gnadenlos an die Macht | |
> Der Republikaner Mitch McConnell wird Mehrheitsführer im US-Senat. Mehr | |
> Einfluss geht nicht. Dabei steht er für wenig, er ist ehrgeiziger | |
> Opportunist. | |
Bild: Lächle, Mitch, lächle: McConnell nach seinem Wahlsieg. | |
Das Aufregendste an Mitch McConnell liefert John Stewart. Der Moderator der | |
„Daily Show“ hatte für den nach den Zwischenwahlen nun mächtigsten Mann im | |
US-Kongress im [1][März einen eigenen Hashtag] kreiert. Unter #mcconneling | |
rief er dazu auf, die besten Lieder unter einen Wahlkampfspot des Senators | |
aus Kentucky zu legen. | |
In dem Film sieht man nur eins: McConnell, der lächelt. Im Büro, mit seiner | |
Frau, bei einer Wahlkampfveranstaltung. Es werden keine Inhalte | |
transportiert, die Botschaft ist allein das Lächeln des 72-Jährigen mit dem | |
fliehenden Kinn, grauen Haar und randloser Brille. [2][Listenweise gibt es | |
dieses Video im Netz] – mit Liedern aller Genres. | |
McConnell wird es verschmerzen, denn der Jurist hat mit seiner sechsten | |
Wahl in den Senat geschafft, was er laut übereinstimmenden Medienberichten | |
immer sein wollte: Mehrheitsführer der Republikanischen Partei. Mehr Macht | |
geht nicht im Kongress. Er kann Präsident Barack Obama beliebig vor sich | |
hertreiben. Und diese Karriere hat McConnell praktisch ohne Inhalte | |
erreicht. Er steht für nichts, ihm haftet kein eindeutiges Label an, er ist | |
Opportunist im reinsten Sinne. Hauptsache, er kann die Vorhaben seiner | |
Gegner blockieren. | |
Seit 1984 sitzt er im Senat, seit 2006 führt er die Republikaner dort an. | |
Für einen amerikanischen Politiker ist er erstaunlich wenig charismatisch, | |
im Fernsehen kommt er nicht gut rüber. Aber er kennt das Geschäft. | |
Gnadenlos identifiziert er die Schwächen seiner Gegner und attackiert sie. | |
Wofür braucht man eigene Schwerpunkte, wenn man die Gegner zerstören kann? | |
Eine Taktik, die für McConnell aufgegangen ist. Mehr als 22 Millionen | |
Dollar (gut 17 Millionen Euro) hat er für seinen Wahlkampf ausgegeben, 1,8 | |
Millionen davon hat er aus eigener Tasche zugeschossen. Der Vater seiner | |
zweiten Frau, Elaine Chao, ist vermögend. Sie war Arbeitsministerin im | |
Kabinett von George W. Bush. | |
## Obama brüskieren | |
McConnell hat bei seinem Sieg dabei auch, wie so viele Republikaner bei | |
dieser Wahl, von Obamas schlechtem Image profitiert. Das zunächst erwartete | |
enge Rennen gegen seine demokratische Kontrahentin Alison Lundergan Grimes | |
hat er locker für sich entschieden. | |
In seiner [3][Siegesrede] am Dienstag hat er sich watteweich gegeben und | |
Obama in nuschelndem Südstaatenakzent angeboten, zusammenzuarbeiten. | |
Wahrscheinlich ist diese Zusammenarbeit nicht, denn McConnell treibt die | |
Lust an der Macht und schon 2010 sagte er: „Das wichtigste Ziel, das wir | |
erreichen wollen, ist, dass Präsident Obama nur eine Amtszeit hat.“ Das ist | |
ihm nicht gelungen, aber Obama nun zu blockieren und mit immer neuen | |
Gesetzen zu brüskieren ist nicht weniger verlockend. | |
Am Ende seiner Rede sagt er, es sei Zeit, „eine neue Richtung | |
einzuschlagen“. Doch welche Richtung Mitch McConnell tatsächlich wählen | |
wird, ist in diesem Moment womöglich nicht mal ihm klar. Aber auch ohne | |
klare Überzeugungen, das zeigt sein sechster Wahlsieg, ist Erfolg möglich. | |
Darüber wird er selbst vermutlich am meisten lächeln. | |
5 Nov 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://theweek.com/speedreads/index/258070/speedreads-the-daily-show-turns-… | |
[2] http://www.buzzfeed.com/comedycentral/the-daily-shows-30-top-mcconnelling-v… | |
[3] http://www.nytimes.com/video/us/politics/100000003216842/mitch-mcconnells-v… | |
## AUTOREN | |
Rieke Havertz | |
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