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# taz.de -- Rot-Rot-Grün in Thüringen: Ramelow-Kontrahent gesucht
> Das Angebot der AfD, einen Gegenkandidaten zu unterstützen, stürzt die
> Landes-CDU in ein Dilemma. Die Linke wittert schon einen „Dammbruch“.
Bild: Freund, Feind, Parteifreund: Mike Mohring und Christine Lieberknecht
DRESDEN/BERLIN taz | Knapp eine Woche vor der Wahl eines neuen
Ministerpräsidenten in Thüringen riecht es hinter den Kulissen nach einem
Königsmord an der bisherigen Amtsinhaberin, der CDU-Landesvorsitzenden
Christine Lieberknecht. Ob sie selbst als Gegenkandidatin zu Bodo Ramelow,
dem Kandidaten der Linkspartei, antritt oder nicht – an der Spitze könnte
sie bald vom Aufsteiger und CDU-Fraktionschef Mike Mohring verdrängt
werden.
Landtags-Fraktionssprecher Dirk Michael Herrmann (CDU) stellte es zwar als
einen Dienst an der Demokratie hin, dass die Union sich am Dienstag zur
Aufstellung eines Gegenkandidaten entschlossen habe. Die Frage war lange
offen. Doch Thüringens CDU steckt in einem tiefen Dilemma, denn sie ist
seit Mittwoch nicht mehr ganz frei in ihrer Entscheidung.
Die AfD hatte vor der Landtagswahl zwar noch jegliche Unterstützung der CDU
abgelehnt und sogar mit Ramelow geliebäugelt. Doch jetzt ließ Thüringens
AfD-Fraktionschef Björn Höcke die Zeit wissen, dass seine elf Abgeordneten
einen CDU-Kandidaten mitwählen würden. Diese Offerte gelte aber nur für den
„jungen Stürmer“ Mike Mohring oder Landtagspräsident Christian Carius,
nicht aber für die Merkel-Anhängerin Lieberknecht. Zusammen mit den 34
CDU-Abgeordneten käme die AfD bis auf eine Stimme an die absolute Mehrheit
von 46 Stimmen heran.
Der Vorstoß ist aber selbst in Höckes Fraktion umstritten ist. Am
Donnerstag erklärte AfD-Vizefraktionschef Stephan Brandner, er finde es
„absolut falsch“, der CDU eine „Blanko-Vollmacht“ auszustellen, dafür …
es keine Beschlusslage. Er persönlich halte Mohring für einen „aalglatten
Karrieristen“, der für ihn „unwählbar“ sei.
## Abhängigkeit von der AfD
Will die CDU sich aber nicht in Nähe und Abhängigkeit der AfD begeben,
müsste sie Christine Lieberknecht ins Rennen schicken. Ihre absehbare
Niederlage würde das Ende ihrer Spitzenämter bedeuten und den Weg für
Mohring freimachen. Sollte hingegen der erzkonservative Fraktionschef
selbst kandidieren und auf Abweichler im rot-rot-grünen Lager spekulieren,
dürfte er sich keine Niederlage leisten.
Denn so unumstritten, wie es das 100-Prozent-Ergebnis bei seiner Wahl zum
Fraktionschef suggeriert, ist er in der CDU nicht. Seine Attacken auf den
bisherigen Koalitionspartner SPD haben mit dazu beigetragen, dass eine
erneute schwarz-rote Koalition scheiterte.
In der CDU gilt es daher als wahrscheinlich, dass man sich auf eine
Zählkandidatin wie die ehemalige Landtagspräsidentin Birgit Diezel
verständigt. Sollte sie wider Erwarten Stimmen der AfD und linker
Abweichler auf sich vereinen, hätte Thüringen zwar eine
Ministerpräsidentin, aber keine regierungsfähige Koalition.
## Die CDU-Zentrale hält sich bedeckt
In der Berliner CDU-Zentrale will man das Thüringer AfD-Geplänkel nicht
kommentieren. Generalsekretär Tauber lehnte eine Stellungnahme ab. Der
Landesgruppenchef der Thüringer CDU im Bundestag, Albert Weiler, fordert
aber Unterstützung aus dem Konrad-Adenauer-Haus. „Ich erwarte von meiner
Partei, dass sie geschlossen hinter dem Nominierungsvorschlag steht“,
erklärte er gegenüber der taz. Und fügte mit Blick auf die AfD-Fraktion im
Erfurter Landtag hinzu: „Wer darüber hinaus noch unseren Kandidaten in
einer geheimen Wahl unterstützt, muss jeder für sich selbst entscheiden.“
Auch die Linke meldete sich am Donnerstag zu Wort. Parteichefin Katja
Kipping sagte der Thüringer Allgemeinen, dass die Union in Erfurt auf die
Stimmen der AfD spekuliere, stelle bundespolitisch einen „Dammbruch“ dar.
„Von da bis zu AfD-Ministern mit Rechtsdrall wäre es nur noch ein Schritt.“
Kipping fordert nun ein Machtwort der CDU-Vorsitzenden. Die Bundespartei
habe vor der Thüringen-Wahl versprochen, nicht mit der AfD zu paktieren.
„Wenn die CDU jetzt auf die Stimmen der AfD spekuliert, ist das
Wahlbetrug.“
27 Nov 2014
## AUTOREN
Michael Bartsch
Anja Maier
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Berlin
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