# taz.de -- Kommentar Bio-Skandale: EU-Regeln endlich durchsetzen | |
> Tausende Tonnen Ware aus Rumänien waren gar keine Bioprodukte. Das ändert | |
> nichts daran, dass Schwindel in der Biobranche die Ausnahme ist. | |
Bild: Weizenverarbeitung. Mitunter wird konventionelles Getreide betrügerisch … | |
Die Verbraucher wurden mal wieder betrogen: Im aktuellen Skandal der | |
Ökobranche haben sie für Tausende Tonnen Ware aus Rumänien hohe Biopreise | |
bezahlt, aber nur billige konventionelle Produkte bekommen. Ein Grund, | |
keine Biolebensmittel zu kaufen? | |
Nein, auch der jüngste Skandal ändert nichts an der Tatsache, dass | |
Schwindel in der Biobranche die Ausnahme ist. Das zeigen auch die Zahlen | |
des aktuellen Falls: Rund 3.000 Tonnen konventionelle Ware wurden mit | |
Bio-Siegel nach Deutschland geliefert, vor allem 1.100 Tonnen Weizen. Das | |
sind aber nur 0,3 Prozent der 380.000 Tonnen Bioweizen, die laut Agrarmarkt | |
Informations-Gesellschaft im Wirtschaftsjahr 2012/2013 in Deutschland | |
verkauft wurden. | |
Dennoch: Jeder Betrugsfall ist einer zu viel, er untergräbt das Vertrauen | |
der Konsumenten in die Ökolandwirtschaft. Und das könnte Folgen für die | |
Umwelt haben. Schließlich verzichten Biobauern zum Beispiel auf | |
chemisch-synthetische Pestizide und Dünger, die maßgeblich für das | |
Aussterben von Tier- und Pflanzenarten verantwortlich sind. | |
Deshalb liegt es im gesellschaftlichen Interesse, Betrug in der Biobranche | |
stärker zu bekämpfen. Die EU-Kommission hat mit diesem Ziel auch ihren | |
Entwurf für eine neue Öko-Verordnung begründet. Wichtiger als eine Reform | |
der Gesetze ist aber, die bestehenden Regeln endlich EU-weit konsequent | |
umzusetzen. Nach der geltenden Verordnung hätte Rumänien die Verdächtigen | |
im aktuellen Fall wegen früherer Verstöße schon lange vom Biomarkt | |
ausschließen können – das hat es aber nicht. | |
Auch Deutschland könnte dazu beitragen, dass die Kontrolle von Bioimporten | |
aus Rumänien endlich besser wird. Die deutschen Öko-Kontrolleure sollten | |
jede Lieferung aus dem Land an die rumänischen Kollegen melden und sich | |
bestätigen lassen, dass die Angaben etwa auf der Rechnung stimmen. | |
Fälschungen würden dann schneller auffliegen – und der Verbraucher würde | |
vor Betrug besser geschützt sein. | |
3 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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