# taz.de -- Anschlag auf Wuppertaler Synagoge: Der Alkohol soll Schuld sein | |
> Drei Palästinenser gestehen den Brandanschlag auf die Synagoge im Juli | |
> 2014. Von einem antisemitischen Hintergrund wollen sie nichts wissen. | |
Bild: Die Brandsätze richteten an der Wuppertaler Synagoge nur einen geringen … | |
Im Prozess um den Brandanschlag auf die Wuppertaler Synagoge während des | |
Gazakriegs im Sommer 2014 haben die drei Angeklagten am ersten Prozesstag | |
Geständnisse abgelegt. In der Nacht zum 29. Juli haben die drei | |
Palästinenser sechs Molotowcocktails auf die Bergische Synagoge geworfen. | |
Bislang hatten sie eine Tatbeteiligung bestritten. Vor Gericht | |
entschuldigten sie sich und präsentierten sich als unpolitische, | |
alkoholisierte Täter. | |
Nach eigener Schilderung trafen sich die aus dem Westjordanland stammenden | |
Mohamad E., 24, und Mohammad A., 18, am Vorabend des Anschlags, um | |
gemeinsam das Zuckerfest zu begehen, das im Anschluss an den Fastenmonat | |
Ramadan stattfindet. Sie tranken Wodka und Bier in großen Mengen. Am späten | |
Abend trafen sie auf den in Gaza geborenen Ismail A., 29, auch er bereits | |
alkoholisiert. Gemeinsam zechten sie weiter. | |
Wer auf die Idee mit dem Anschlag auf die Synagoge gekommen ist – daran | |
können sich alle drei angeblich nicht erinnern. Sie kauften an einer | |
Tankstelle Diesel, gingen in die Wohnung von Mohammad A., bauten sechs | |
Brandsätze und zogen zur Synagoge. Drei Molotowcocktails landeten auf dem | |
Boden vor dem Gotteshaus. Drei trafen den Eingangsbereich und eine Wand, | |
richteten aber nur wenig Schaden an, weil die Lunte unmittelbar nach dem | |
Abwurf ausging. | |
Mohammad A. und Ismail A. rannten sofort weg. Mohamad E. blieb und filmte | |
noch mit dem Handy, als die Polizei eintraf. Er hatte den Feuerwehreinsatz | |
aufgenommen und die Bilder auf Arabisch besprochen. Die Polizei konnte nur | |
noch den Satz „Die deutsche Regierung soll …“ rekonstruieren. „Ich weiß | |
nicht, was ich gesagt habe“, sagte Mohamad E. vor Gericht. Er wurde sofort | |
festgenommen, die beiden anderen in September. Alle drei befinden sich in | |
Haft. | |
## Reumütigkeit in Briefform | |
Vor Gericht gab sich Mohamad E. reumütig. „Ich habe einen Fehler gegenüber | |
der jüdischen Gemeinde begangen“, sagte er. Er hat der Gemeinde einen Brief | |
geschrieben, in dem er sich entschuldigt. „Nun bereue ich meine Tat sehr“, | |
las Richter Jörg Sturm aus dem Brief vor. Bei der jüdischen Gemeinde ist | |
das Schreiben noch nicht angekommen. Er habe es zu spät weitergeleitet, | |
sagte Pflichtverteidiger Jan Eils. Sein Mandant habe keine Ressentiments | |
gegen jüdische Menschen. Er habe keiner Person schaden und die Synagoge | |
nicht in Brand stecken wollen, erklärte Mohamad E. vor Gericht. | |
„Ich wollte nur die Aufmerksamkeit auf den Krieg lenken.“ Das geben auch | |
die anderen beiden als Motiv an. Auch sie geben sich reumütig und verweisen | |
auf ihren großen Alkohol- und ihren Marihuanakonsum. „Ich habe wirklich | |
kein Problem mit den Juden“, erklärte Mohammad A. Warum er denn dann einen | |
Brandsatz auf eine Synagoge geworfen habe, fragte der Richter. Darauf bekam | |
er keine Antwort. | |
Den Prozess verfolgten etliche Mitglieder der jüdischen Gemeinde Wuppertal, | |
darunter ihr Vorsitzender Leonid Goldberg. „Wir hören Lügen über Lügen“, | |
sagt er. Goldberg nimmt den Angeklagten nicht ab, dass sie nichts gegen | |
Juden haben. Das Motiv für den Anschlag sei „purer Antisemitismus“ gewesen: | |
„Aufmerksamkeit für den Krieg hatten wir genug im Juli.“ | |
Der Prozess wird am 28. Januar fortgesetzt. | |
14 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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