# taz.de -- Geschlossene Unterbringung: 16 Plätze sollen’s sein | |
> Das neue geschlossene Heim in Hamburg wird größer als bisher bekannt. Am | |
> eigens gegründeten Träger ist die Stadt beteiligt. Das Konzept bleibt | |
> vorerst geheim. | |
Bild: In der Feuerbergstraße war wenigstens Unterbelegung unproblematisch. | |
HAMBURG taz |Lange standen die Pläne nur auf dem Papier, kurz vor der Wahl | |
nehmen sie Gestalt an. Wie jetzt die FDP vom Senat erfragte, hat | |
Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) im August die Gründung eines Trägers für | |
eine künftige geschlossene Unterbringung von Kindern und Jugendlichen | |
angeschoben. Beteiligt sind zu zehn Prozent die Stadt sowie zu je 45 | |
Prozent die gewerbliche „social unitas GmbH“ und die gemeinnützige | |
Grone-Schulen Niedersachsen GmbH. | |
War immer die Rede von zehn bis zwölf Plätzen, sind nun zwischen 16 bis 20 | |
im Gespräch, davon vier für eine „geschlossene Einstiegsphase“, acht für | |
eine „fakultativ-geschlossene“ Phase und vier weitere für eine | |
Anschlussbetreuung. Zum Pädagogischen schweigt die Behörde: Das Konzept | |
werde veröffentlicht, wenn das Heim gebaut ist, sagt Sprecher Marcel | |
Schweitzer. | |
## Fakten schaffen vor der Wahl | |
Das Timing ist geschickt: Der Familienausschuss der Bürgerschaft, für | |
Abgeordnete die Gelegenheit, Fragen zu stellen, tagt erst nach den Wahlen | |
wieder. „Es ist sehr ärgerlich, wenn die SPD vor der Wahl Nägel mit Köpfen | |
macht“, sagt die Grünen-Abgeordnete Christiane Blömeke. „Dafür ist das | |
Thema zu sensibel.“ | |
Laut ihrem Wahlprogramm lehnen die Grünen, dem Vernehmen nach Olaf Scholz’ | |
bevorzugte Koalitionspartner, das Heim ab. Die letzten Monate hätten | |
gezeigt, dass es ohne solche Einrichtung geht, sagt Blömeke: „Seit | |
Schließung der Haasenburg wurde kein Jugendlicher mehr geschlossen | |
untergebracht.“ | |
Ein Baustein für diesen Erfolg ist der im April gestartete | |
„Kooperationspool“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, bei dem Jugendamt, | |
Träger und Betroffene nach passgenauen Hilfen für Jugendliche suchen. Zwölf | |
bis 15 Fälle habe man erfolgreich bearbeitet, sagt Geschäftsführer Joachim | |
Speicher. | |
„Erstaunlich, welche Lösungen zustande kommen, wenn man besser miteinander | |
kooperiert.“ Sein Verband lehne geschlossene Heime ab: „Pädagogisch ist das | |
längst überholt.“ Die SPD bleibt derweil bei ihrem Plan: Eine Baufirma ist | |
beauftragt, jedoch fehlt ein Grundstück – das zu finden sei schwer, sagt | |
Scheele. | |
## Und was ist bei Unterbelegung? | |
Fragen wirft der Zehn-Prozent-Anteil der Stadt auf. Als 2008 nur vier von | |
18 Plätzen in der umstrittenen Feuerbergstraße belegt waren, war das nicht | |
tragisch: Die Einrichtung gehörte der Stadt. Ein mehrheitlich privat | |
betriebenes Heim aber muss sich rechnen – springt anderenfalls die Stadt | |
ein? | |
Hat sie also ein Interesse an einer vollen Belegung, obwohl der | |
Freiheitsentzug erklärtermaßen nur das letzte Mittel sein darf? Entsteht | |
eine „Belegungsdynamik“, wie Speicher es nennt, wenn das Heim erst mal | |
steht? | |
Die Stadt werde die Einrichtung „fachlich und formal eng begleiten“, sagt | |
Schweitzer, aber nicht den Geschäftsführer stellen. Die Überlegungen zu | |
Defizit oder Gewinn seien „noch nicht abgeschlossen“. | |
15 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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