| # taz.de -- Arbeitsbedingungen bei Apple: Kleine Löhne, extremer Profit | |
| > Der Konzern verbucht den höchsten Gewinn, den eine Firma je erzielte. | |
| > Doch Beschäftigte in der Produktion werden mit niedrigen Gehältern | |
| > abgespeist. | |
| Bild: Blanke Fassade: ein bewachter Apple-Store in Peking. | |
| BERLIN taz | Bis zu 77 Stunden pro Woche müssten die Beschäftigten in der | |
| Produktion des iPhone 6 arbeiten. Manche ArbeiterInnen würden 158 | |
| Überstunden monatlich anhäufen. Und trotzdem verdienten sie weniger als das | |
| lokale Durchschnittseinkommen. Diese Angaben über eine Apple-Zulieferfabrik | |
| in der chinesischen Stadt Wuxi bei Schanghai veröffentlichte die | |
| Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch im vergangenen September. Das | |
| ist die eine Sicht auf Apple. | |
| Das Unternehmen selbst hat soeben erstaunliche Zahlen bekannt gegeben: 18 | |
| Milliarden Dollar Nettogewinn (16 Milliarden Euro) verbuchte der Hersteller | |
| von iPhones, iPads und MacBooks alleine im vierten Quartal 2014. Nach | |
| Angaben mehrerer Agenturen war das der nominal höchste Profit, den jemals | |
| eine Firma erzielte. Vor Weihnachten rissen sich die Verbraucher mal wieder | |
| um die Apple-Produkte. 74,5 Millionen iPhones wurden in nur drei Monaten | |
| verkauft. | |
| Das sind zwei Seiten derselben Medaille. Nach Information des | |
| internationalen Kritikernetzwerks Good Electronics machen die Arbeitskosten | |
| beispielsweise eines Smartphones lediglich rund 2 Prozent des Fabrikpreises | |
| von 100 Dollar aus. Diese Summe zahlen die Markenkonzerne an die | |
| Zulieferfirma. Im Geschäft wird das Gerät dann für 500 Euro verkauft. Aus | |
| solchen Spannen finanzieren Firmen wie Apple die Entwicklung, das Design, | |
| den Vertrieb, die Gehälter der Ingenieure und Vorstände sowie ihren Gewinn. | |
| Das Verteilungsprinzip ist einfach: Der größte Teil des Geldes bleibt da, | |
| wo die Entwicklung stattfindet. Bei Apple ist das Cupertino in Kalifornien. | |
| Obwohl die Produktion der Geräte überwiegend in China angesiedelt ist, | |
| landet dort nur ein kleiner Teil des Erlöses. Pauline Overeem von Good | |
| Electronics fordert, dass die ArbeiterInnen in China wenigstens Löhne | |
| erhalten sollten, die die Grundbedürfnisse einer Familie decken. Dafür | |
| müssten die Gehälter etwa verdoppelt werden. Das aber lehnen die | |
| Elektronikkonzerne ab. Heute verdienen ArbeiterInnen in der | |
| Smartphone-Produktion umgerechnet beispielsweise 350 Euro monatlich. | |
| „Dieser Lohn deckt die steigenden Lebenshaltungskosten nicht ab“, sagt | |
| Overeem. | |
| ## Trauma Foxconn | |
| Spätestens seit 2010 drängt Apple seine Zulieferfirmen allerdings, die | |
| Arbeitsbedingungen zu verbessern. Damals stürzten sich ArbeiterInnen von | |
| den Dächern einer chinesischen Zulieferfabrik des Elektronikherstellers | |
| Foxconn in den Tod, weil sie die Zustände nicht mehr aushielten. | |
| Inzwischen fänden regelmäßige Kontrollen der Zulieferer statt, gibt Apple | |
| an. Die Fair Labor Association (FLA), eine US-Organisation für „ethische | |
| Arbeitsverhältnisse“, beauftragte man, Mindeststandards durchzusetzen. Ein | |
| besonderes Problem stellen die zu langen Arbeitszeiten dar. Das chinesische | |
| Gesetz zieht die Grenze bei maximal 49 Stunden wöchentlich. Apple selbst | |
| legt 60 Stunden pro Woche fest. „2013 hielten unsere Zulieferer die | |
| 60-Stunden-Arbeitswoche im Durchschnitt zu 95 Prozent ein“, erklärt das | |
| Unternehmen. Beschäftigte berichteten allerdings auch der taz, dass sie | |
| viel länger arbeiten müssten. | |
| Die Bezahlung der Smartphone-ArbeiterInnen darf laut Apple-Standard nicht | |
| schlechter sein, als die örtlichen Gesetze es vorschreiben. Oft erhalten | |
| die Beschäftigten aber höhere Löhne, weil die Fabrikarbeiter inzwischen | |
| besser wissen, was sie wert sind. Trotzdem heißt es im Apple-Bericht für | |
| 2013, dass zahlreiche Zulieferer ihrem Personal bestimmte Zuschläge | |
| verweigert hätten. Ein wesentlicher Grund für solche Zustände: Unabhängige | |
| Organisationen von Beschäftigten sind in China verboten. | |
| 28 Jan 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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